{"title":"Armee im Untergang. Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812. Hrsg. von Wolfgang Mährle und Nicole Bickhoff, Stuttgart: Kohlhammer 2017, 276 S., EUR 30,00 [ISBN 978‑3‑17‑023382‑9]","authors":"Max Plassmann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0032","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0032","url":null,"abstract":"Der Band vereinigt den Katalog einer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gezeigten Ausstellung mit den Beiträgen einer begleitenden wissenschaftlichen Tagung zum württembergischen Anteil an Napoleons Feldzug gegen Russland 1812. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verarbeitung des Geschehens in der späteren Erinnerungskultur gelegt, während die militärischen Ereignisse selbst kaum in den Blick genommen werden. Das ist insofern auch gut begründet, weil die Württemberger, von wenigen Episoden abgesehen, keine zentrale Rolle bei den Kämpfen gespielt haben. Ihre schweren Verluste – von etwa 16 000 Mann kehrten nur etwa 1000 in die Heimat zurück – waren hauptsächlich auf den alltäglichen Kleinen Krieg, mehr aber noch auf Erschöpfung, Krankheiten und Versorgungsmängel zurückzuführen. Der Russlandfeldzug blieb also für die Überlebenden wie die Hinterbliebenen eine traumatische Erfahrung, die nicht durch ein Hohelied auf ruhmvolle Gefechte kompensiert werden konnte. Wohl deshalb bildeten die Ereignisse von 1812 einen zentralen Erinnerungsort Württembergs, der in der Folge bis zum Zweiten Weltkrieg zahllose bessere und schlechtere Publikationen hervorbrachte. Die über den Katalogteil nachvollziehbare Ausstellung hat dies anschaulich dokumentiert. Den Aufsatzteil eröffnet Erich Pelzer nach einer Einführung von Wolfgang Mährle. Pelzer widmet sich der politischen Vorgeschichte des Krieges von 1812, die er als eine auch persönliche Entfremdung zwischen Napoleon und Alexander I. beschreibt. Seit dem Frieden von Tilsit 1807 trieben politische Reibereien, persönliche Enttäuschungen und Misstrauen beide Seiten nach und nach zum Krieg, und schließlich ging es mehr darum, das Odium des Aggressors auf den jeweils anderen zu schieben, als den Frieden zu wahren. Württemberg hatte als zwar von Napoleons Gnaden gewachsener, aber immer noch auf europäischer Ebene mindermächtiger Kleinstaat wenig zu diesen Entscheidungen zum Krieg beizutragen. Nachdem sich Napoleon jedoch einmal zum Krieg entschlossen hatte, musste auch die württembergische Armee ihren Anteil leisten. Diese Armee war im vorangegangenen Jahrzehnt als Reaktion auf die Erfahrungen der Revolutionskriege grundlegend reformiert und erweitert MGZ 78/1 (2019): 217–219 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"217 - 219"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0032","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"48451637","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Jürgen Kraus, Bayerische Fahnen. Die Fahnen und Standarten des bayerischen Heeres vom 16. Jahrhundert bis 1918, Wien: Militaria 2017, 325 S. (= Katalog des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt, 15), EUR 79,90 [ISBN 978‑3‑902526‑83‑0]","authors":"Helmut R. Hammerich","doi":"10.1515/MGZS-2019-0014","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0014","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"168 - 170"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0014","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035898","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Sebastian Rojek, Versunkene Hoffnungen. Die Deutsche Marine im Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen 1871–1930, Berlin [u. a.]: De Gruyter Oldenburg 2017, XII, 513 S. (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 116), EUR 64,95 [ISBN 978‑3‑11‑052903‑6]","authors":"Michael Epkenhans","doi":"10.1515/MGZS-2019-0017","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0017","url":null,"abstract":"Über die Geschichte der deutschen Marinen liegen inzwischen zahlreiche kleinere oder größere Studien vor. So wissen wir viel über Marinepolitik, Rüstungsprogramme oder operative Planungen. Arbeiten aus kulturgeschichtlicher Perspektive sind jedoch immer noch sehr selten. Fundierte, quellengestützte Studien über den Umgang der Marine mit ihrer Geschichte sind sogar eine Rarität. Abgesehen von wenigen Aufsätzen gibt es diesbezüglich nichts. Dabei liegt gerade bei der Geschichte der Marinen mit ihren Höhen und Tiefen eigentlich nichts näher, als danach zu fragen, wie sie mit diesen umgegangen ist. Dies ist umso erstaunlicher, als Marineoffiziere undMarinearchiv ja nicht nur viel geschrieben haben, sondern weil auch die Akten weitgehend erhalten geblieben sind. Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Thematik im Rahmen seiner Münchener Dissertation ausführlich aufzuarbeiten. Dabei geht es ihm","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"177 - 180"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0017","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035899","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Anne Bieschke, Die unerhörte Friedensbewegung. Frauen, Krieg und Frieden in der Nuklearkrise (1979–1983), Essen: Klartext 2018, 274 S. (= Krieg und Frieden, 25), EUR 29,95 [ISBN 978‑3‑8375‑2020‑0]","authors":"A. Dörfler-Dierken","doi":"10.1515/MGZS-2019-0064","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0064","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"325 - 329"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0064","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035987","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Der Abzug. Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland. Eine fotografische Dokumentation von Detlev Steinberg. Hrsg. vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, Berlin: Ch. Links 2016, 415 S., EUR 30,00 [ISBN 978‑3‑86153‑814‑1]","authors":"Heiner Bröckermann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0065","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0065","url":null,"abstract":"Schon die erste Seite des Textes zeigt die Schwierigkeiten der multiperspektivischen Aufarbeitung der sowjetischen Besatzungsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Während Jörg Morré und Margot Blank vom »Rückzug« der 340 000 Soldatinnen und Soldaten zwischen 1991 und 1994 schreiben, wählte der russische Übersetzer des Textes lieber das Wort für »Verlassen«. Letzteres beschreibt wohl auch eher das Geschehene. So ist es auch sehr dankbar, sich dem Thema mit einer Reihe von ausgezeichneten fotografischen Dokumenten zu nähern. Die etwa 400 Fotos des Bildbandes zur Ausstellung des Deutsch-Russischen Museums, die davon etwa 100 Bilder zeigen konnte, sind zugleich Zeugen der Fotokunst von Detlef Steinberg: ein Deutscher, der sein Leben der Fotografie verschrieben hat, und jemand, dessen berufliches Schicksal sich zugleich lange Zeit mit der Sowjetunion und Russland verbunden hatte – offensichtlich mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Was im Zeitalter der digitalen Fotografie vielleicht gar nicht geschätzt wird, kann mit Blick auf die Herausforderungen der analogen Fotografie nur mit dem Begriff »gigantisch« beschrieben werden. Denn Steinberg stellte dem Deutsch-Russischen Museum sein Archiv mit etwa 28 000 Negativen zur Verfügung. Die Bilderauswahl der Ausstellung und die erweiterte Auswahl im Katalog wird durch Essays und Fachaufsätze in vielerlei Hinsicht umfassend eingerahmt. Steinberg meint: »Fotografieren heißt nicht immer gleich drucken« (S. 18). Und so ist besonders die Beschreibung der Biografie des Fotografen und seiner Familie eine sehr lohnende Ergänzung, die Regina Bärthel mit viel Gespür für die Facetten einer Verbindung von Persönlichkeit, Handwerk und Kunst geschaffen hat. Helfried Strauß ergänzt diese biografische Annäherung durch die Beschreibung von Besonderheiten der Dokumentationsfotografie und wiederum der Schilderung der wichtigen persönlichen Vertrauensbasis aller Beteiligten, die erst möglich machte, was angesichts der schwierigen Situation des Abzugs nicht selbstverständlich war. Dies wird auch aus dem Text von Detlef Steinberg von 1995 selbst deutlich, der dann das Ergebnis des »Abzugs« an einem neuen Bestimmungsort zum Inhalt hat. In Tschetschenien machte Steinberg zuletzt nicht mehr so gute Erfahrungen bei der journalistischen Arbeit. Aber eine Zufallsbegegnung mit einem ehemaligen Soldaten der WestMGZ 78/1 (2019): 330–332 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"330 - 332"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0065","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035990","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Wallenstein. Mensch – Mythos – Memoria. Hrsg. von Birgit Emich [u. a.], Berlin: Duncker & Humblot 2018, VII, 572 S. (= Historische Forschungen, 117), EUR 49,90 [ISBN 978‑3‑428‑15428‑9]","authors":"Max Plassmann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0029","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0029","url":null,"abstract":"Erfreulich schnell gelangten die Beiträge einer Tagung zum Druck, die sich 2017 in Nürnberg mit Albrecht von Wallenstein befasst hat. Dabei ging es nicht allein um seine Biografie und Persönlichkeit, sondern auch um Mythos und Memoria – um seine Wahrnehmung in Wissenschaft, Literatur, Musik, Film und populärer Kultur späterer Jahrhunderte. Diese Erweiterung der Perspektive erweist sich gerade bei Wallenstein als unverzichtbar, denn schon zu seinen Lebzeiten wurden ihm von Gegnern wie Unterstützern Eigenschaften und Absichten unterstellt, die nicht unbedingt etwas mit dem realen Menschen zu tun haben mussten, aber bis heute nachwirkende Topoi schufen (z. B. den von seiner angeblichen Besessenheit von der Astrologie, für die es keine belastbaren Quellen gibt). Diese wiederum prägten nicht nur die populäre Wahrnehmung, sondern auch die wissenschaftliche Diskussion – nicht zuletzt dadurch, dass sie schon die zeitgenössischen Quellen kontaminierten. Insbesondere durch die Brille Friedrich Schillers, der das Thema Wallenstein bekanntlich sowohl historiografisch als auch im Drama bearbeitete, wird mehr oder weniger bewusst in Deutschland und MGZ 78/1 (2019): 209–212 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"187 - 190"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0029","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49160276","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Dynamik durch Gewalt? Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) als Faktor der Wandlungsprozesse des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von Michael Rohrschneider und Anuschka Tischer, Münster: Aschendorff 2018, VII, 343 S. (= Schriftenreihe zur Neueren Geschichte, NF 1), EUR 48,00 [ISBN 978‑3‑402‑14766‑5]","authors":"A. Querengässer","doi":"10.1515/MGZS-2019-0028","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0028","url":null,"abstract":"Der 400. Jahrestag des Prager Fenstersturzes und des Beginns des Dreißigjährigen Krieges hat bereits eindrucksvolle Spuren auf dem deutschen Buchmarkt hinterlassen. Ein halbes Dutzend neuer wissenschaftlicher und populärer Gesamtdarstellungen sind erschienen und das nach wie vor maßgebliche Standardwerk von Peter H. Wilson wurde endlich ins Deutsche übertragen. Dankenswerter Weise beschränkt sich das neu entfachte Interesse nicht nur auf den öffentlichkeitswirksamen Buchmarkt, sondern scheint sich auch auf die Wissenschaft auszudehnen. So legen die Herausgeber des zu besprechenden MGZ 78/1 (2019): 206–209 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"184 - 187"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0028","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47935670","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Lauro Martines, Blutiges Zeitalter. Krieg in Europa 1450–1700. Aus dem Engl. von Cornelius Hartz, Darmstadt: Theiss 2015, 320 S., EUR 29,95 [ISBN 978‑3‑8062‑3018‑5]","authors":"Markus Meumann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0025","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0025","url":null,"abstract":"Die Darstellung von Gräueltaten an der zivilen Bevölkerung ist fester Bestandteil der Ikonografie der europäischen Kunst und Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der Religionskriege in Frankreich, der Englischen Bürgerkriege oder des Achtzigjährigen Krieges der Niederländischen Provinzen gegen Spanien sind nicht zuletzt aufgrund dieser emblematischen Darstellungen tief in der kollektiven Erinnerung der jeweiligen Länder verankert und können bis heute abgerufen werden, wie im Jahr 2018 erst wieder das Gedenken an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren eindrucksvoll gezeigt hat. Auch die geschichtswissenschaftliche Erforschung der Kriege der Frühen Neuzeit hat sich daher seit dem 19. Jahrhundert immer wieder mit der allgegenwärtigen Gewalt beschäftigt; dies gilt insbesondere für die jüngere Forschung, die sich im Zeichen von Historischer Anthropologie und »cultural turn« seit den 1990er Jahren der Gewalt im Krieg vor allem aus der Erfahrungsperspektive der Opfer, gelegentlich aber auch der Täter zugewandt hat. Überraschenderweise fehlt es dennoch an einer übergreifenden Darstellung, welche die Geschichte der Kriege der europäischen Frühen Neuzeit konsequent aus der Sicht der betroffenen Zivilbevölkerungen erzählt und dabei systematisch herausarbeitet, warum diese Kriege gerade für die Landbewohner (zu denen über 90 Prozent der damaligen Menschen zählten) mit derart extremen Gewalterfahrungen verbunden waren und inwieweit dies funktional mit der damaligen Kriegführung und ihren (defizitären) Ressourcen zusammenhing. Genau diese Lücke verspricht der vorliegende Band des renommierten, bis 1992 an der University of California at Los Angeles lehrenden Renaissancespezialisten Lauro Martines zu schließen. Der Autor nähert sich seinem Gegenstand in zehn Kapiteln an. Diese zeichnen die verschiedenen Aspekte der »Kriegsfurie« – so eine gängige zeitgenössische Metapher für die Schrecken des Krieges, auf die das Buch in seinem Originaltitel »Furies« (New York 2013) anspielt – von der Rekrutierung und den oft erbärmlichen Lebensbedingungen der einfachen Soldaten über die Heeresversorgung und die Bedeutung von Plünderungen und Beute bis hin zur Spezifik des Belagerungskrieges und der »Hölle in den Dörfern« MGZ 78/1 (2019): 197–200 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"197 - 200"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0025","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47966274","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Herlinde Pauer-Studer und J. David Velleman, »Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin«. Der Fall des SS-Richters Konrad Morgen, Berlin: Suhrkamp 2017, 349 S., EUR 26,00 [ISBN 978‑3‑518‑42599‑2]","authors":"H. Seliger","doi":"10.1515/MGZS-2019-0051","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0051","url":null,"abstract":"Der SS-Richter Konrad Morgen ist für die Geschichtswissenschaft kein Unbekannter. Als Zeuge im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und im Frankfurter Auschwitz-Prozess war er bereits mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Werke, so beispielsweise in John Tolands Hitler-Biografie, in einer biografischen Skizze von James Weingartner und insbesondere in Raphael Gross’ Untersuchung zur nationalsozialistischen Moral von 2010. Dies ist keine Überraschung, reklamierte Morgen doch für sich, mit seinen Ermittlungsverfahren gegen zentrale Täter des Holocaust den Versuch unternommen zu haben, den Massenmord zu stoppen. Die beiden Moralphilosophen J. David Velleman und Herlinde Pauer-Studer wollen mit ihrer Fallstudie zu Morgen keine geschichtswissenschaftliche Biografie im klassischen Sinne, sondern eine »moralische Biografie« erstellen, eine »Studie darüber, wie das moralische Bewusstsein eines Mannes mit einer zutiefst unmoralischen Welt zurechtzukommen versuchte, teils aber daran scheiterte« (S. 10). Insoweit ist das Buch nicht nur für die Rechts‐ und Militärgeschichte, sondern auch die juristischen Grundlagenfächer allgemein wie für die Moral‐ und Sozialphilosophie von Interesse und richtet sich bewusst an einen weiten Leserkreis. MGZ 78/1 (2019): 278–282 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"256 - 260"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0051","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47983079","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Lothar Burchardt, Amerikas langer Arm. Kontroversen um die Nutzung von Grönland im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt a. M. [u. a.]: Lang 2017, 412 S., EUR 59,95 [ISBN 978‑3‑631‑73520‑6]","authors":"M. Scholz","doi":"10.1515/MGZS-2019-0055","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0055","url":null,"abstract":"[Review of:] Lothar Burchardt, Amerikas langer Arm. Kontroversen um die Nutzung von Gronland im Zweiten Weltkrieg","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"267 - 270"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0055","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"48778061","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}