{"title":"军队在衰落。1812年,符腾堡和拿破仑对俄罗斯的战役。Hrsg。Wolfgang Mährle和Nicole Bickhoff著,斯图加特:Kohlhammer 2017,276 S.,30.00欧元[ISBN 978‑3‑17‑023382‑9]","authors":"Max Plassmann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0032","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Band vereinigt den Katalog einer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gezeigten Ausstellung mit den Beiträgen einer begleitenden wissenschaftlichen Tagung zum württembergischen Anteil an Napoleons Feldzug gegen Russland 1812. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verarbeitung des Geschehens in der späteren Erinnerungskultur gelegt, während die militärischen Ereignisse selbst kaum in den Blick genommen werden. Das ist insofern auch gut begründet, weil die Württemberger, von wenigen Episoden abgesehen, keine zentrale Rolle bei den Kämpfen gespielt haben. Ihre schweren Verluste – von etwa 16 000 Mann kehrten nur etwa 1000 in die Heimat zurück – waren hauptsächlich auf den alltäglichen Kleinen Krieg, mehr aber noch auf Erschöpfung, Krankheiten und Versorgungsmängel zurückzuführen. Der Russlandfeldzug blieb also für die Überlebenden wie die Hinterbliebenen eine traumatische Erfahrung, die nicht durch ein Hohelied auf ruhmvolle Gefechte kompensiert werden konnte. Wohl deshalb bildeten die Ereignisse von 1812 einen zentralen Erinnerungsort Württembergs, der in der Folge bis zum Zweiten Weltkrieg zahllose bessere und schlechtere Publikationen hervorbrachte. Die über den Katalogteil nachvollziehbare Ausstellung hat dies anschaulich dokumentiert. Den Aufsatzteil eröffnet Erich Pelzer nach einer Einführung von Wolfgang Mährle. Pelzer widmet sich der politischen Vorgeschichte des Krieges von 1812, die er als eine auch persönliche Entfremdung zwischen Napoleon und Alexander I. beschreibt. Seit dem Frieden von Tilsit 1807 trieben politische Reibereien, persönliche Enttäuschungen und Misstrauen beide Seiten nach und nach zum Krieg, und schließlich ging es mehr darum, das Odium des Aggressors auf den jeweils anderen zu schieben, als den Frieden zu wahren. Württemberg hatte als zwar von Napoleons Gnaden gewachsener, aber immer noch auf europäischer Ebene mindermächtiger Kleinstaat wenig zu diesen Entscheidungen zum Krieg beizutragen. Nachdem sich Napoleon jedoch einmal zum Krieg entschlossen hatte, musste auch die württembergische Armee ihren Anteil leisten. 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Armee im Untergang. Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812. Hrsg. von Wolfgang Mährle und Nicole Bickhoff, Stuttgart: Kohlhammer 2017, 276 S., EUR 30,00 [ISBN 978‑3‑17‑023382‑9]
Der Band vereinigt den Katalog einer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gezeigten Ausstellung mit den Beiträgen einer begleitenden wissenschaftlichen Tagung zum württembergischen Anteil an Napoleons Feldzug gegen Russland 1812. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verarbeitung des Geschehens in der späteren Erinnerungskultur gelegt, während die militärischen Ereignisse selbst kaum in den Blick genommen werden. Das ist insofern auch gut begründet, weil die Württemberger, von wenigen Episoden abgesehen, keine zentrale Rolle bei den Kämpfen gespielt haben. Ihre schweren Verluste – von etwa 16 000 Mann kehrten nur etwa 1000 in die Heimat zurück – waren hauptsächlich auf den alltäglichen Kleinen Krieg, mehr aber noch auf Erschöpfung, Krankheiten und Versorgungsmängel zurückzuführen. Der Russlandfeldzug blieb also für die Überlebenden wie die Hinterbliebenen eine traumatische Erfahrung, die nicht durch ein Hohelied auf ruhmvolle Gefechte kompensiert werden konnte. Wohl deshalb bildeten die Ereignisse von 1812 einen zentralen Erinnerungsort Württembergs, der in der Folge bis zum Zweiten Weltkrieg zahllose bessere und schlechtere Publikationen hervorbrachte. Die über den Katalogteil nachvollziehbare Ausstellung hat dies anschaulich dokumentiert. Den Aufsatzteil eröffnet Erich Pelzer nach einer Einführung von Wolfgang Mährle. Pelzer widmet sich der politischen Vorgeschichte des Krieges von 1812, die er als eine auch persönliche Entfremdung zwischen Napoleon und Alexander I. beschreibt. Seit dem Frieden von Tilsit 1807 trieben politische Reibereien, persönliche Enttäuschungen und Misstrauen beide Seiten nach und nach zum Krieg, und schließlich ging es mehr darum, das Odium des Aggressors auf den jeweils anderen zu schieben, als den Frieden zu wahren. Württemberg hatte als zwar von Napoleons Gnaden gewachsener, aber immer noch auf europäischer Ebene mindermächtiger Kleinstaat wenig zu diesen Entscheidungen zum Krieg beizutragen. Nachdem sich Napoleon jedoch einmal zum Krieg entschlossen hatte, musste auch die württembergische Armee ihren Anteil leisten. Diese Armee war im vorangegangenen Jahrzehnt als Reaktion auf die Erfahrungen der Revolutionskriege grundlegend reformiert und erweitert MGZ 78/1 (2019): 217–219 OLDENBOURG