{"title":"劳伦·马丁血腥的年代1450也可以英国杂志从达斯·哈兹”:320 S . 2015年Theiss欧元29.95[书978‑3‑8062‑3018‑5]","authors":"Markus Meumann","doi":"10.1515/MGZS-2019-0025","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Darstellung von Gräueltaten an der zivilen Bevölkerung ist fester Bestandteil der Ikonografie der europäischen Kunst und Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der Religionskriege in Frankreich, der Englischen Bürgerkriege oder des Achtzigjährigen Krieges der Niederländischen Provinzen gegen Spanien sind nicht zuletzt aufgrund dieser emblematischen Darstellungen tief in der kollektiven Erinnerung der jeweiligen Länder verankert und können bis heute abgerufen werden, wie im Jahr 2018 erst wieder das Gedenken an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren eindrucksvoll gezeigt hat. Auch die geschichtswissenschaftliche Erforschung der Kriege der Frühen Neuzeit hat sich daher seit dem 19. Jahrhundert immer wieder mit der allgegenwärtigen Gewalt beschäftigt; dies gilt insbesondere für die jüngere Forschung, die sich im Zeichen von Historischer Anthropologie und »cultural turn« seit den 1990er Jahren der Gewalt im Krieg vor allem aus der Erfahrungsperspektive der Opfer, gelegentlich aber auch der Täter zugewandt hat. Überraschenderweise fehlt es dennoch an einer übergreifenden Darstellung, welche die Geschichte der Kriege der europäischen Frühen Neuzeit konsequent aus der Sicht der betroffenen Zivilbevölkerungen erzählt und dabei systematisch herausarbeitet, warum diese Kriege gerade für die Landbewohner (zu denen über 90 Prozent der damaligen Menschen zählten) mit derart extremen Gewalterfahrungen verbunden waren und inwieweit dies funktional mit der damaligen Kriegführung und ihren (defizitären) Ressourcen zusammenhing. Genau diese Lücke verspricht der vorliegende Band des renommierten, bis 1992 an der University of California at Los Angeles lehrenden Renaissancespezialisten Lauro Martines zu schließen. Der Autor nähert sich seinem Gegenstand in zehn Kapiteln an. Diese zeichnen die verschiedenen Aspekte der »Kriegsfurie« – so eine gängige zeitgenössische Metapher für die Schrecken des Krieges, auf die das Buch in seinem Originaltitel »Furies« (New York 2013) anspielt – von der Rekrutierung und den oft erbärmlichen Lebensbedingungen der einfachen Soldaten über die Heeresversorgung und die Bedeutung von Plünderungen und Beute bis hin zur Spezifik des Belagerungskrieges und der »Hölle in den Dörfern« MGZ 78/1 (2019): 197–200 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"197 - 200"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0025","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Lauro Martines, Blutiges Zeitalter. Krieg in Europa 1450–1700. 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Die Darstellung von Gräueltaten an der zivilen Bevölkerung ist fester Bestandteil der Ikonografie der europäischen Kunst und Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der Religionskriege in Frankreich, der Englischen Bürgerkriege oder des Achtzigjährigen Krieges der Niederländischen Provinzen gegen Spanien sind nicht zuletzt aufgrund dieser emblematischen Darstellungen tief in der kollektiven Erinnerung der jeweiligen Länder verankert und können bis heute abgerufen werden, wie im Jahr 2018 erst wieder das Gedenken an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren eindrucksvoll gezeigt hat. Auch die geschichtswissenschaftliche Erforschung der Kriege der Frühen Neuzeit hat sich daher seit dem 19. Jahrhundert immer wieder mit der allgegenwärtigen Gewalt beschäftigt; dies gilt insbesondere für die jüngere Forschung, die sich im Zeichen von Historischer Anthropologie und »cultural turn« seit den 1990er Jahren der Gewalt im Krieg vor allem aus der Erfahrungsperspektive der Opfer, gelegentlich aber auch der Täter zugewandt hat. Überraschenderweise fehlt es dennoch an einer übergreifenden Darstellung, welche die Geschichte der Kriege der europäischen Frühen Neuzeit konsequent aus der Sicht der betroffenen Zivilbevölkerungen erzählt und dabei systematisch herausarbeitet, warum diese Kriege gerade für die Landbewohner (zu denen über 90 Prozent der damaligen Menschen zählten) mit derart extremen Gewalterfahrungen verbunden waren und inwieweit dies funktional mit der damaligen Kriegführung und ihren (defizitären) Ressourcen zusammenhing. Genau diese Lücke verspricht der vorliegende Band des renommierten, bis 1992 an der University of California at Los Angeles lehrenden Renaissancespezialisten Lauro Martines zu schließen. Der Autor nähert sich seinem Gegenstand in zehn Kapiteln an. Diese zeichnen die verschiedenen Aspekte der »Kriegsfurie« – so eine gängige zeitgenössische Metapher für die Schrecken des Krieges, auf die das Buch in seinem Originaltitel »Furies« (New York 2013) anspielt – von der Rekrutierung und den oft erbärmlichen Lebensbedingungen der einfachen Soldaten über die Heeresversorgung und die Bedeutung von Plünderungen und Beute bis hin zur Spezifik des Belagerungskrieges und der »Hölle in den Dörfern« MGZ 78/1 (2019): 197–200 OLDENBOURG