{"title":"The War of the Spanish Succession. New Perspectives. Ed. by Matthias Pohlig and Michael Schaich, London, New York: Oxford University Press 2018, IX, 488 S. (= Studies of the German Historical Institute, London), £ 85.00 [ISBN 978‑0-19‑881112‑1]","authors":"Alexander Querengässer","doi":"10.1515/MGZS-2019-0030","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0030","url":null,"abstract":"Obwohl sich die frühneuzeitliche Militärgeschichte auch in Deutschland seit einigen Jahren wieder im Aufwind befindet, klafft doch in der Rezeption einzelner Konflikte eine beträchtliche Lücke zwischen dem Dreißigjährigen und dem Siebenjährigen Krieg. So haben der Große Nordische Krieg, der Pfälzische und auch der Spanische Erbfolgekrieg bisher eher weniger das Interesse der Forschung auf sich gezogen, was umso bedauerlicher ist, als die beiden letztgenannten Sukzessionskonflikte auch Möglichkeiten bieten, die Bedeutung der Reichsarmee in den Blick zu nehmen. 2004 widmeten das Land Bayern und die Stadt Höchstädt anlässlich des 300. Jahrestages der dort von Marlborough und Eugen siegreich ausgetragenen Schlacht eine Ausstellung und einen Katalogband. 2011 folgte Stefan Smids verhalten aufgenommene Monografie »Der spanische Erbfolgekrieg: Geschichte eines vergessenenWeltkrieges (1701–1714)«. Auch außerhalb Deutschlands ist es um die Forschungsgrundlage kaum besser bestellt, wie die Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes einleitend konstatieren müssen (S. V). Daher möchten sie sich dem Konflikt auf vier Ebenen nähern: einer Neudefinition der politischen Zusammenhänge, der Integration einer kulturellen Ebene insbesondere in Bezug auf Repräsentation, einer wirtschaftlich-ökonomischen mit Fokus auf die Kriegsfinanzierung und einer Betrachtung der globalen Dimensionen. All diese vier Abschnitte gehen somit in der Forschung gefragten Themenkomplexen nach. Dennoch gelingt es nicht allen Beiträgen – die auf dem hier zur Verfügung stehenden knappen Raum nicht im Einzelnen vorgestellt werden können – tatsächlich die im Untertitel suggerierten »Neuen Perspektiven« zu eröffnen. Nicht wenige bieten eine zwar abgerundete, MGZ 78/1 (2019): 212–214 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"190 - 192"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0030","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47428370","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Immanuel Voigt, Zeugnisse von der Dolomitenfront 1915. Das Alpenkorps in Bildern, Berichten und Biografien, Bozen: Athesia 2017, 320 S., EUR 24,90 [ISBN 978‑88‑6839‑288‑8]","authors":"Werner Augustinovic","doi":"10.1515/MGZS-2019-0041","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0041","url":null,"abstract":"Sie alle dienten 1915 unter den 26 000 in Südtirol eingesetzten Soldaten des deutschen Alpenkorps: Angehörige hochherrschaftlicher Häuser wie Heinrich Prinz von Bayern, Prinz Joachim Albrecht von Preußen oder Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen; Persönlichkeiten, die später militärische und politische Prominenz erlangten, wie Franz (seit 1916: Ritter von) Epp, kolonialerprobter Haudegen, später konterrevolutionärer Freikorpsführer und Hitlers Reichsstatthalter in Bayern, und Ferdinand Schörner, im Zweiten Weltkrieg wegen seines rücksichtslosen Führungsstils als »blutiger Ferdinand« in den eigenen Reihen berüchtigt und noch im April 1945 letzternannter deutscher Generalfeldmarschall; vor allem aber die große Masse jener Männer, deren Namen heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Dem hier vorzustellenden Band kommt der Charakter eines Erinnerungsbuches zu, das in zwangloser Art die Lebenswelt jener ersten deutschen Gebirgstruppe während ihres Einsatzes in den Dolomiten zwischen Mai und Oktober 1915 authentisch zu rekonstruieren und zu konservieren versucht. Sein Verfasser, der promovierte Jenaer freie Historiker Immanuel Voigt, hat bereits 2014 eine erste Studie zu dieser Thematik veröffentlicht, die 2015 erweitert und verbessert wiederaufgelegt worden ist und sich in erster Linie kritisch mit dem Mythos der deutsch-österreichischen Waffenbrüderschaft befasst. Mittlerweile konnte Voigt weiteres Material aus dem Bayerischen Kriegsarchiv in München, dessen Bestände im Gegensatz zu jenen des Preußischen Heeresarchivs von Kriegsverlusten weitgehend verschont geblieben sind, auswerten, neuere wissenschaftliche Studien zum Gebirgskrieg und veröffentlichte Ego-Dokumente in seine Untersuchung einbeziehen und durch Unterlagen aus privater Hand ergänzen. Als Frucht dieser Bemühungen kann die jüngste Publikation mit über 300 – zeitgenössischen Aufnahmen, einer Reihe biografischer Skizzen und verbalen Impressionen aus dem Einsatzraum aufwarten. Sämtliche Materialien sind im Anhang bibliografisch ausgewiesen (S. 317–319); darüber hinaus erläutert ein Glossar insgesamt 38 militärische Fachbegriffe von »à la suite« bis »Wickelgamaschen«. Dem Vorwort Oswald Übereggers und einer kurzen Einleitung des Verfassers folgt zunächst eine knappe Skizze des allgemeinen historischen Kontextes, MGZ 78/1 (2019): 245–248 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"245 - 248"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0041","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47857712","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Christoph J. Eppler, Söldner, Schädel und Soldaten. Eine kritische Militärgeschichte von der Antike bis Afghanistan, München: Utz 2018, 593 S., EUR 69,00 [ISBN 978‑3‑8316‑4674‑6]","authors":"Martin Moll","doi":"10.1515/MGZS-2019-0010","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0010","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"152 - 154"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0010","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035894","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Catherine Wolff, Déserteurs et transfuges dans l’armée romaine à l’époque républicaine, Napoli: Jovene 2009, XXX, 453 S. (= Storia politica costituzionale e militare del mondo antico), EUR 35,00 [ISBN 978‑88‑243‑1895‑2]","authors":"Loretana de Libero","doi":"10.1515/MGZS-2019-0020","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0020","url":null,"abstract":"Unerbittlich war der römische Feldherr Scipio während der Verhandlungen mit den eingeschlossenen Karthagern im Jahre 146 v. Chr. Den Überlebenden sicherte er zwar Leib und Leben zu, die römischen Überläufer aber hatten von ihm keine Gnade zu erwarten. In der römischen Republik wurden Soldaten, die ihren Posten verließen oder zum Feind überliefen, erbarmungslos verfolgt und grausam bestraft. Die berühmt-berüchtigte »disciplina militaris« sorgte durch Drill und Disziplin, durch Belohnungen und Bestrafungen dafür, dass die Bürgersoldaten Roms auch fernab vom eigenen Zuhause nicht von der Fahne gingen – oder eine solche Aktion zumindest bitter bereuen sollten. Das Phänomen der Fahnenflucht hat vor allem seit den 1990er Jahren in der Geschichtswissenschaft größere Aufmerksamkeit erfahren. Mit »Roman Military Discipline« hat Sara Elise Phang 2008 erstmals für den Bereich der klassischen Altertumswissenschaften eine kulturhistorische Forschungsarbeit vorgelegt, die unter anderem auch diese komplexe Materie für die Zeit der späten Republik und des frühen Prinzipats behandelt. Bemerkenswert ist, dass sich bislang fast ausschließlich Althistorikerinnen mit dem Thema beschäftigten: Neben Sara Elise Phang sind etwa zu nennen Gabriele Wesch-Klein, Margarita Vallejo Girvés oder Catherine Wolff. Die an der Universität von Avignon lehrende Alt‐ und Militärhistorikerin Catherine Wolff betrachtet in ihrer quellengesättigten Studie Desertion im Zeitalter der römischen Republik. Zunächst analysiert sie nachgerade erschöpfend die uns über die antike Terminologie geläufigen Kategorisierungen: Das römische Militärstrafrecht unterschied bekanntlich zwischen Fahnenflüchtigen, die sich dem Krieg und dem Militärdienst dauerhaft zu entziehen suchten (desertores), und solchen, die für eine gewisse Zeit eigenmächtig abwesend waren (emansores). Auch bei den Überläufern, den »transfugae«, lassen sich zwei Grundtypen ausmachen: den echten »Ueberläufer aus Leichtsinn oder Leidenschaft« (Ludwig Ramshorn) und den als Überläufer getarnten Spion oder »Innentäter«. Auf dieser Grundlage untersucht Wolff, wer im Einzelnen von der Fahne ging, welche Dienstgrade, ethnische und/oder soziale Herkunft in den Quellen MGZ 78/1 (2019): 187–189 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"187 - 189"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0020","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035905","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Michele K. Troy, Strange Bird. The Albatross Press and the Third Reich, New Haven, CT, London: Yale University Press 2017, XIV, 423 S., £ 25.00 [ISBN 978‑0‑300‑21568‑7]","authors":"Christian Adam","doi":"10.1515/MGZS-2019-0054","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0054","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"264 - 267"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0054","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47665544","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Christian Gerlach, Der Mord an den europäischen Juden. Ursachen, Ereignisse, Dimensionen. Aus dem Engl. von Martin Richter, München: C. H. Beck 2017, 576 S., EUR 34,95 [ISBN 978‑3‑406‑70710‑0]","authors":"Christian Streit","doi":"10.1515/MGZS-2019-0050","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0050","url":null,"abstract":"Die Forschung zum Völkermord an den Juden hat in den vergangenen 70 Jahren enorme Fortschritte gemacht. In den ersten Jahren herrschte, der Verteidigungsstrategie der Einsatzgruppenführer in Nürnberg folgend, die Überzeugung, die Vernichtung der Juden sei von Hitler persönlich befohlen und von der SS durchgeführt worden. Inzwischen hat sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sich um einen Prozess handelte, in dem viele Akteure zu einer kumulativen Radikalisierung beitrugen. Wie komplex dieser Prozess war, zeigt Christian Gerlach in dem hier zu besprechenden Band. Der Autor, heute Professor an der Universität Bern, hat in den letzten 25 Jahren mehrere wegweisende Arbeiten zum Ostkrieg und zum Holocaust veröffentlicht. Hier untersucht er in einer breit angelegten Synthese auf der Basis seiner eigenen Forschungen und einer souveränen Auswertung der heute fast unübersehbaren Sekundärliteratur – die Bibliografie umfasst mehr als 1100 Titel – das überaus komplizierte Bedingungsgeflecht, in dem die Ermordung der europäischen Juden möglich wurde. Dabei beschränkt er die Analyse nicht auf Deutschland, sondern bezieht die besetzten und verbündeten Länder Europas ein. Zu den wesentlichen Voraussetzungen des Genozids zählt Gerlach die Existenz »extrem gewalttätiger Gesellschaften«, einen Populärrassismus, der in seiner Breitenwirkung wichtiger war als der spezifisch nationalsozialistische Antisemitismus, und den »partizipatorischen Charakter« des dezentralisierten Vernichtungsprozesses. Die Vorstellung einer »extrem gewalttätigen« deutschen Gesellschaft schon vor 1933 mag überzogen erscheinen, aber Gerlach führt dafür gute Gründe an. Er verweist unter anderem auf die Freikorpskämpfe nach dem Ersten Weltkrieg, die außerhalb aller völkerrechtlichen Schranken geführt wurden, und darauf, dass man im Ersten Weltkrieg 70 000 Psychiatriepatienten verhungern ließ. Dass von da Linien zum Holocaust führen, wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass ein erheblicher Teil des Führungspersonals von NSDAP und SS und auch hohe Wehrmachtoffiziere durch die Freikorpskämpfe geprägt waren. Die zweite Verbindungslinie führt über die Euthanasieaktion 1939/40 zum Faktum, dass die darin involvierten SS-Leute dann den Massenmord in Chełmno und in den Vernichtungslagern der »Aktion Reinhard« organisierten. Und natürlich war MGZ 78/1 (2019): 273–278 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"273 - 278"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0050","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49168136","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Paul Kannmann, Das Stalag XI A Altengrabow 1939–1945, Halle: Mitteldeutscher Verlag 2015, 504 S. (= Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, 2), EUR 38,00 [ISBN 978-3-95462-545-1]","authors":"Rüdiger Overmans","doi":"10.1515/MGZS-2019-0053","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0053","url":null,"abstract":"Es ist immer wieder erstaunlich, zu wie vielen großen Kriegsgefangenenlagern des Zweiten Weltkriegs in Deutschland bisher keine Lagergeschichte vorliegt. Ein Beispiel hierfür ist das Stalag VI G in Bonn-Duisdorf mit ca. 50 000 Kriegsgefangenen. Obwohl in den Baracken dieses Lagers später das Bundes-Verteidigungsministerium eingerichtet wurde, ist dennoch nicht einmal die Geschichte des Lagers erforscht. Gleiches galt bisher für das vergleichbar große Stalag XI A Altengrabow, das bereits im September 1939 aufgestellt worden war und bis zum 4. Mai 1945 existierte; damit war es im deutschen Machtbereich eines der Lager mit der längsten Existenz. Nun endlich hat Paul Kannmann eine Geschichte dieses Lagers vorgelegt. Die Darstellung beginnt mit einem Überblick über das Kriegsvölkerrecht und das deutsche Kriegsgefangenenwesen. Hier liegt in der Regel die Krux solcher Darstellungen, denn die Kompetenz des Autors beschränkt sich meist auf den Gegenstand der Untersuchung im engeren Sinn – in diesem Fall das Lager. Beim Kontext hingegen weist die Sachkenntnis – so auch im vorliegenden Falle – deutliche Lücken auf. Sich in dieser Materie zurechtzufinden, wird allerdings auch dadurch erschwert, dass so manche durchaus renommierte Veröffentlichung zum Kriegsgefangenenwesen sich nicht durch völkerrechtliche Expertise auszeichnet. Im Vordergrund der Darstellung steht der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen; er umfasst mit ca. 170 Seiten rund ein Drittel des Buches. Recht anschaulich zeigt Paul Kannmann die Organisation des Einsatzes auf, der sich allerdings nicht grundsätzlich von dem in anderen Teilen des Deutschen Reiches unterschied. Ausführlich geht Kannmann auf die Besuche der Internationalen Kommission des Roten Kreuzes (IKRK) ein. Indem er ihre Berichte referiert, spricht er auch die Aspekte des Lagerlebens an, die von den Inspektionen erfasst wurden. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Berichten findet allerdings kaum statt. Weitere 70 Seiten sind dem Kontakt der Kriegsgefangenen zur deutschen Zivilbevölkerung gewidmet. Hier unterliegt der Autor allerdings einem Irrtum, der geradezu symptomatisch ist für eine neue Generation von Historikern, die über Militärgeschichte schreibt, ohne sich mit der Materie vertraut gemacht zu haben. Das Fraternisierungsverbot zwischen Frauen und Kriegsgefangenen führt Kannmann auf die nationalsozialistische Rassenpolitik zurück. Dabei übersieht er aber MGZ 78/1 (2019): 285–286 OLDENBOURG","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"263 - 264"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0053","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49414841","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Konstruktionen des Krieges","authors":"Malte Beeker","doi":"10.1515/MGZS-2019-0003","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0003","url":null,"abstract":"Zusammenfassung In diesem Aufsatz wird die Frontzeitung »Ost-Front« der deutschen 6. Armee zur Zeit des Überfalls auf die Sowjetunion von Juni bis Dezember 1941 analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellungen der deutschen Soldaten, ihrer Feindbilder, der Kampfmotivationen und der Gewalt. Zentrale Aspekte sind sozial konstruierte Geschlechter- bzw. Männlichkeitsvorstellungen und die damit verbundenen Imaginationen von »Kameradschaft« innerhalb der Truppe. Zur qualitativen Bewertung der Frontzeitung werden die Ergebnisse, einer »Propagandageschichte als Kulturgeschichte« (Rainer Gries) folgend, in die Forschungen zur NS-Propaganda und zur Wehrmachtpropaganda eingeordnet und abschließend auch mit aus der Feldpost bekannten Deutungsmustern der deutschen Soldaten in Zusammenhang gesetzt. Damit stellt der Aufsatz als erste Detailstudie zu einer deutschen Frontzeitung des Zweiten Weltkriegs einen Beitrag dazu dar, die hierzu noch immer bestehende Forschungslücke zu schließen.","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"55 - 85"},"PeriodicalIF":0.1,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0003","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"67035866","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}