Herlinde Pauer-Studer und J. David Velleman, »Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin«. Der Fall des SS-Richters Konrad Morgen, Berlin: Suhrkamp 2017, 349 S., EUR 26,00 [ISBN 978‑3‑518‑42599‑2]
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Abstract
Der SS-Richter Konrad Morgen ist für die Geschichtswissenschaft kein Unbekannter. Als Zeuge im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und im Frankfurter Auschwitz-Prozess war er bereits mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Werke, so beispielsweise in John Tolands Hitler-Biografie, in einer biografischen Skizze von James Weingartner und insbesondere in Raphael Gross’ Untersuchung zur nationalsozialistischen Moral von 2010. Dies ist keine Überraschung, reklamierte Morgen doch für sich, mit seinen Ermittlungsverfahren gegen zentrale Täter des Holocaust den Versuch unternommen zu haben, den Massenmord zu stoppen. Die beiden Moralphilosophen J. David Velleman und Herlinde Pauer-Studer wollen mit ihrer Fallstudie zu Morgen keine geschichtswissenschaftliche Biografie im klassischen Sinne, sondern eine »moralische Biografie« erstellen, eine »Studie darüber, wie das moralische Bewusstsein eines Mannes mit einer zutiefst unmoralischen Welt zurechtzukommen versuchte, teils aber daran scheiterte« (S. 10). Insoweit ist das Buch nicht nur für die Rechts‐ und Militärgeschichte, sondern auch die juristischen Grundlagenfächer allgemein wie für die Moral‐ und Sozialphilosophie von Interesse und richtet sich bewusst an einen weiten Leserkreis. MGZ 78/1 (2019): 278–282 OLDENBOURG