{"title":"Gille, Christoph; Jagusch, Birgit & Chehata, Yasmine (Hrsg.). (2022). Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit. Grundlagen – Arbeitsfelder – Handlungsmöglichkeiten. Weinheim/Basel: Beltz/Juventa. 509 Seiten, ISBN:978-3-7799-6626-5, 34,95 Euro","authors":"Lena Reichstetter, Katja Görgen","doi":"10.3224/zrex.v2i2.10","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.10","url":null,"abstract":"Soziale Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Entpolitisierung und selbstverständlichem Antagonismus zu einer extremen Rechten. Bereits diese Widersprüchlichkeit in der Konstruktion der Fachrichtung sollte die Relevanz einer vertieften, kritischen Auseinandersetzung des Zusammenspiels von extremer Rechter und Sozialer Arbeit deutlich machen. Mit dem Sammelband „Die extreme Rechte in der sozialen Arbeit“ von Christoph Gille, Birgit Jagusch und Yasmine Chehata (2022) ist nun ein neues Standardwerk zur theoriebasierten Weiterentwicklung der Praxis erschienen. Die Herausgeber*innen bündeln dabei nicht nur unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven zum Thema rechte Ideologien im Kontext Sozialer Arbeit, sondern schaffen es, eine mehrdimensionale, komplexe Analyse in Grundlagentexte einzuarbeiten. Unterteilt in fünf Kapitel bieten die knapp gehaltenen Beiträge einen gelungenen Forschungsüberblick zu ihren jeweiligen komplexen Schwerpunktthemen. Entgegen dem gängigen Narrativ, stellt der Band Soziale Arbeit als selbstverständlichen Gegenpol zu rechten Strömungen zur Disposition. Dabei löst sich die Diskussion von dem bisherigen Fokus auf die Jugendarbeit und intendiert, die ganze Bandbreite der Sozialen Arbeit in den Blick zu nehmen. Es ist eine ganzheitliche Betrachtung sowohl des gesamten Arbeitsfeldes als auch der facettenreichen Überschneidungen von extremer Rechter, Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit. Auffällig ist dabei insbesondere der radikal ehrliche Einstieg in Form eines kritischen und mahnenden Prologs von Ibrahim Arslan und Nadine Ünsal (2022). Dieser zwingt den*die Leser*in von Beginn an, sich mit der Kritik an einer weiß-deutschen Dominanzperspektive auf rechte Gewalt, Opfer, Überlebende und Gegenkultur zu konfrontieren. Auch wenn der Text kaum Bezug auf die sozialarbeiterische Praxis nimmt, formuliert er eindringlich den Selbstanspruch des Bandes: eine „radikaldemokratische Ausrichtung von politischer Bildung und Praxis, welche Betroffene als Akteure und Aktivist*innen ernst nimmt und mit ihnen gemeinsam konkrete Forderungen und Maßnahmen erarbeitet“ (Arslan/Ünsal 2021: 34). In diesem Rahmen wird das systematische Überhören und Unsichtbarmachen von Betroffenenperspektiven im öffentlichen, wissenschaftlichen, politischen sowie fachlichen Diskurs als Teil struktureller Gewalt adressiert. Neben diesem an sich schon hohen Anspruch setzt sich der Band darüber hinaus zum Ziel, den Themenkomplex auf mindestens drei Ebenen zu beleuchten: erstens, die extreme Rechte als historischer, personeller und ideologischer Teil der Sozialen Arbeit, zweitens, die","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131109785","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Stützel, Kevin (2019). Jugendarbeit im Kontext von Jugendlichen mit rechten Orientierungen. Rekonstruktiv-praxeologische Perspektiven auf professionelles Handeln. Wiesbaden: Springer Fachmedien. 274 Seiten, ISBN: 978-3-658-25732-3, 44,99 Euro","authors":"S. Lindner","doi":"10.3224/zrex.v2i2.14","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.14","url":null,"abstract":"Zum NSU-Komplex gibt es viele Fragen: Wie war das unentdeckte Morden möglich? Welche Verantwortung trägt der Staat? Kevin Stützel greift in der Einleitung seiner Dissertation die Frage von Heike Kleffner (2015) auf: Welche Verantwortung trägt die Soziale Arbeit? Dafür zieht er eine Linie vom ‚Winzerklub‘ in Jena über den Jugendclub ‚Piccolo‘ in Chemnitz und die Kontroverse um die akzeptierende Jugendarbeit. Mit der Forschungsfrage „Wie arbeiten Pädagog:innen in der Sozialen Arbeit mit Jugendlichen mit rechten Orientierungen?“ rekonstruiert er die professionelle Handlungspraxis von Sozialarbeitenden im Bereich der Jugendarbeit. Dazu stellt Stützel sechs Ankerfälle vor, mit welchen er drei Typen des pädagogischen Handelns belegt und dies im Professionalisierungsdiskurs der Sozialen Arbeit kontextualisiert. Beginnend mit der diskursiven Einordnung von Begrifflichkeiten wird die Terminologie „Neonazismus“ in Abgrenzung zum Begriff „Rechtsextremismus“ aus mehreren Perspektiven begründet, insbesondere aus einer kritischen Positionierung zum „extremismustheoretischen“ Konzept. Daran anschließend werden Jugendarbeit und die Entwicklung ihrer verschiedenen Handlungsfelder und Typisierungen in einem kurzen Abriss dargestellt und für die Empirie begrifflich eingeordnet. Ausführlicher wird im Kapitel 2 ein umfassender Überblick über den Forschungsstand zur Jugendarbeit im Umgang mit Rechtsextremismus in Deutschland vorgelegt – inklusive einer Debatte um die Konzepte, (Bundes‐)Programme, deren Wirksamkeit und die Rolle von Evaluationsforschung in diesem Kontext. In dem folgenden Teil (Kapitel 3–5) beschreibt und begründet Kevin Stützel die methodologische Verortung der Arbeit. Den Leser:innen wird hier eine Einführung in die praxeologische Wissenssoziologie nach Ralf Bohnsack angeboten: Einer kompakten und fundierten Zusammenfassung der Grundlagen rekonstruktiver Sozialforschung sowie den Begründungszusammenhängen der Dokumentarischen Methode (Kapitel 3), folgt die Ausdifferenzierung der entsprechenden Forschungspraxis (Kapitel 4). Hier erläutert Stützel das methodische Vorgehen zur Dokumentarischen Bildinterpretation sowie zum Umgang mit Gruppendiskussionen in der Dokumentarischen Methode. So werden den Leser:innen die Grundlagen der Typenbildung zugänglich gemacht. Folgend wird der Schritt der soziogenetischen Typenbildung diskutiert, der trotz seiner Relevanz für die Einordnung der Handlungspraxis in vielen Forschungsarbeiten häufig in der Andeutung verbleit. Auch in Stützels Arbeit selbst fällt die Darstellung der soziogenetischen Analyse kurz aus. In Kapitel 5 folgt die Verbindung und Illustration der vorangegangen beiden Kapitel mit dem konkreten Forschungsprozess der durchgeführten Erhebung und Auswertung. Dabei wird die Triangulation von Bildund Textinterpretationen diskutiert und begründet. Die Strukturierung der Falldarstellungen in Kapitel 6 spiegelt den Ablauf des Forschungsvorgehens wider: 1) Erhebungssituation 2) Dokumentarische Bildinterpretati","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"34 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"124713667","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Coffey, Judith & Laumann, Vivien (2021). Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen. Berlin: Verbrecherverlag. 200 Seiten, ISBN: 9783957325006, 18,00 Euro","authors":"Heike Radvan","doi":"10.3224/zrex.v2i2.12","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.12","url":null,"abstract":"Judith Coffey und Vivien Laumann entwickeln eine neue Begrifflichkeit für Diskurse über Antisemitismus und jüdische Alltagserfahrungen und schließen damit produktiv eine Leerstelle in der politischen und in Teilen wissenschaftlichen Diskussion: In Anlehnung an die Termini „Heteronormativität“ und „Gadje-Rassismus“ sowie anknüpfend an Überlegungen aus der „kritischen Männlichkeitsforschung“ begründen die Autor*innen, inwiefern der Begriff Gojnormativität neue Perspektiven und Analysemöglichkeiten eröffnet, die bislang oft verstellt bleiben. Das Buch ist in neun Unterkapitel gegliedert. Nach einer Klärung von Begriffsverständnissen liegen Schwerpunkte auf Intersektionalität, der Frage von (Un)Sichtbarkeit von Jüdinnen_Juden, Gojnormativität in der Erinnerung an die Schoa und an aktuelle antisemitische Gewalt und dem gojnormativen Reden über Antisemitismus. Das Buch endet mit einem Plädoyer für solidarische Bündnisse gegen Antisemitismus, deren Voraussetzung die Autor*innen in einer selbstkritisch-ernsthaften Auseinandersetzung mit der im Buch deutlich gewordenen Problematik innerhalb der Dominanzgesellschaft sehen. Judith Coffey und Vivien Laumann nehmen historische Perspektiven ein und blicken vergleichend in die USA oder Österreich. Die Autorinnen schreiben aus einer (queer‐)feministisch-jüdischen, aus einer wissenschaftlichen und politisch-aktivistischen Perspektive, wobei diese unterschiedlichen Herangehensweisen sehr gut verbunden werden oder, wo sinnvoll, als solche markiert sind. Nicht zuletzt ist das Empowerment von Jüdinnen und Juden in Deutschland ein Motiv ihres Schreibens. Gojnormativität wird im Sinne einer Analysekategorie genutzt, um einen kritischen Blick auf die Dominanzverhältnisse, damit verbundene Normativitäten und Privilegien einer nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft zu richten. Das Wort ist als Ergänzung zum Begriff „Antisemitismus“ gedacht. Gojnormativität – Goj ist das jüdische Wort für nichtjüdische Menschen – strukturiert Wahrnehmungen und Handlungspraxen, mit der jüdische Perspektiven unbenannt und marginalisiert bleiben oder Juden_Jüdinnen in bestimmte Rollen gedrängt werden (vgl. Coffey/Laumann 2021: 19). Insofern ist das Buch auch motiviert durch „die kleinen alltäglichen Erfahrungen: Wenn Menschen das Wort Jude nicht über die Lippen bringen oder wenn sie ganz fasziniert davon sind, eine ‚echte‘ Jüdin zu treffen, und gar nicht mehr aus dem Ausfragen herauskommen“ (ebd.: 18). Gleichzeitig benennen die Autor*innen Situationen in politisch-aktivistischen Kontexten, die nicht mehr zu diesen „kleinen Erfahrungen“ zählen: „Wenn auf queer-feministischen Demonstrationen oder anderen wichtigen Events antisemitische Bewegungen und Positionen gefeiert werden und weder Verständnis noch Empathie dafür aufgebracht wird, dass dies für viele Juden_Jüdinnen schmerzhaft und beängstigend ist“ (ebd.: 19). Einen möglichen ursächlichen Zusammenhang sehen die Autor*innen in wissenschaftlichen Debatten um Intersektionalität, in denen Antise","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"34 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"122070133","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Visuelles Framing im Compact-Magazin. Ergebnisse einer quantitativen Bildtypenanalyse","authors":"Felix Schilk, Gregor Gegenfurtner","doi":"10.3224/zrex.v2i2.07","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.07","url":null,"abstract":"Das Compact-Magazin ist die wichtigste Publikumszeitschrift der extremen Rechten in Deutschland, die unterschiedliche politische Milieus durch strategische Themensetzungen zusammenbringt. Typisch für das Magazin sind eine exzessive Verwendung von Buzzwords, Neologismen sowie Fotomontagen. In unserer Untersuchung werden Themenschwerpunkte sowie Deutungsrahmen auf den Covers des Compact-Magazins durch eine quantitative Bildtypenanalyse rekonstruiert und mit Heuristiken der Populismusforschung sowie dem Framing-Ansatz verknüpft. Das Material besteht aus 118 Titelbildern von September 2009 bis Dezember 2020. Anhand von zehn Bildtypen zeigen wir, wie Feindbilder der „Eliten“ und der „Fremden“, Aufwertungen der „Wir-Gruppe“ sowie verbindende Narrative visuell geframed werden. Diese Bildtypen werden durch Ankerbeispiele vorgestellt und im Rahmen einer ikonologischen Interpretation auf ihre Funktion und Wirkungsweise untersucht. Aus der Codierung wird außerdem eine Bildtypentypologie entwickelt, durch die sich thematische Schwerpunktsetzungen in ihrer Häufigkeit sowie im zeitlichen Verlauf nachvollziehen lassen. Dabei wird deutlich, dass Compact ideologisch flexibel auf Diskursereignisse reagiert, indem es Feindbilder austauscht und seine visuellen Frames zielgruppengerecht aufbereitet, ohne die populistische Grundstruktur zu variieren. Damit zeigt unsere empirische Untersuchung die Produktivität der theoretischen Ansätze der Populismusforschung.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"35 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"134253498","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Schluss mit dem Dornröschenschlaf?! – Auswirkungen (extrem) rechter Orientierungen sowie menschenrechtsfeindlicher Handlungen auf Beratung","authors":"M. Mayer","doi":"10.3224/zrex.v2i2.04","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.04","url":null,"abstract":"Der Beitrag untersucht auf der Basis einer qualitativen Feldforschung die Auswirkungen rechter Orientierungen und von damit verbundenen Kampagnenstrategien, Einflussnahmen und Angriffen auf unterschiedliche Beratungsfelder. Es handelt sich um eine erste Analyse von Expert:inneninterviews, die mit der Grounded Theory ausgewertet wurden. Die sich fortsetzenden Aktivitäten und die Etablierung rechter Orientierungen im Sinne einzelner Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verändern die Beratungsarbeit, fordern sie zu mehrdimensionalen Vernetzungsaktivitäten auf und stellen Fragen an die zukünftige Ausgestaltung von Beratung.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115632624","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Rassistische Gewalt als Erfahrung der Markierung und Unsichtbarmachung","authors":"Gesa Köbberling","doi":"10.3224/zrex.v2i2.06","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.06","url":null,"abstract":"Gewalt ist konstitutiver Bestandteil von Rechtsextremismus. Ein umfassendes Verständnis rechter und rassistischer Gewalt erfordert die Perspektive von Betroffenen auf das Gewaltgeschehen. Dieser Beitrag zielt auf das Verständnis der zentralen Erlebensdimensionen rassistischer Gewalt sowie der Umgangsstrategien von Betroffenen mit der erlebten Gewalt. Es werden zwei qualitative Interviews mit Betroffener rassistischer Gewalt analysiert. Es wird gezeigt, dass die Erfahrung der gewaltvollen Markierung sowie Prozesse der Unsichtbarmachung der Betroffenen und ihrer Gewalterfahrung als wesentliche Dimension rassistischer Gewalt beschrieben werden kann. Entsprechend können Kämpfe Betroffener um selbstbestimmte Sichtbarkeit als wesentlicher Teil der Bewältigung der Gewalt verstanden werden. Mit diesen Befunden kann auf den Forschungsstand der englischsprachigen Forschung zum Erleben von hate crimes aufgebaut werden. Es werden Anschlüsse zur Rassismusforschung hergestellt, in der die Unterdrückung von Wissen über Rassismus als epistemische Gewalt gefasst wird.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"39 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"115844789","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"„…dass sie mich als […] armen kleinen Penner darstellt, der ihr sowieso nicht gewachsen sei“. Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Perspektive auf männliche Hegemonie und Antifeminismus auf Basis einer tiefenhermeneutischen Fallrekonstruktion","authors":"P. Berg","doi":"10.3224/zrex.v2i2.09","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.09","url":null,"abstract":"Auf Basis einer tiefenhermeneutischen Fallrekonstruktion wird der Frage nachgegangen, warum sich auch gut ausgebildete Männer in geregelten Beschäftigungsverhältnissen mit einem überdurchschnittlichen Einkommen in ihrer männlichen Hegemonie bedroht sehen und antifeministisch reagieren können. Es wird gezeigt, dass sie versuchen, Versagensängste, Selbstbeschämungen und -entwertungen als Mann abzuwehren, welche von den antifeministischen Narrativen der extremen Rechten noch potenziert werden. Dabei werden Ergänzungen zwischen dem machttheoretischen Ansatz hegemonialer Männlichkeit und der psychoanalytischen Sozialpsychologie aufgezeigt.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"24 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131853659","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Einflussnahmen der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern","authors":"C. Krüger, Christoph Gille, J. Weber","doi":"10.3224/zrex.v2i2.02","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.02","url":null,"abstract":"Sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa ist seit einigen Jahren ein wachsender Trend zu autoritären, demokratie- und menschenfeindlichen Denk- und Handlungsweisen zu verzeichnen. Trotz einer angenommenen hohen Sensibilität gegenüber solchen Positionen ist eine Einflussnahme auch auf die Soziale Arbeit und ihre Akteure nicht ausgeschlossen. Die Studie „Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit in MV“ (Laufzeit 06/2020–07/2021) untersucht die Versuche der Einflussnahme extrem rechter Diskurse und Akteure auf die bzw. innerhalb der Sozialen Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern systematisch mithilfe eines Mixed-Methods-Ansatzes. Der Artikel stellt die Ergebnisse der Studie sowie ihre methodische Umsetzung dar und analysiert die empirischen Zugänge und methodischen Möglichkeiten der Wissenschaft Sozialer Arbeit in Hinblick auf eigene Beiträge zur Rechtsextremismusforschung.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"27 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125385439","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Mecking, Sabine; Schwartz, Manuela & Wasserloos, Yvonne (Hrsg.). (2021). Rechtsextremismus – Musik und Medien Schriften zur Politischen Musikgeschichte. Band 2. Göttingen. V&R unipress. 376 S. ISBN 978-3-8471-1327-0. 55,00 Euro","authors":"C. Gerischer","doi":"10.3224/zrex.v2i2.13","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.13","url":null,"abstract":"Obgleich die Statistik in Deutschland seit 2015 rechtsextreme Strafund Gewalttaten auf hohem Niveau verzeichnet und rechtsextreme Musikveranstaltungen auch in den CoronaJahren fast unvermindert stattfanden, beschäftigen sich in Musikwissenschaft und Musikpädagogik nur Wenige mit rechtsextremer Musik. Insofern ist es zu begrüßen, dass jetzt der Sammelband „Rechtsextremismus –Musik und Medien“ erschienen ist. Allerdings beinhaltet er vor allem Beiträge der gleichnamigen Tagung, die schon 2018 in Rostock stattfand und nicht alle Artikel wurden bis 2020 aktualisiert. Aktuelle politische Entwicklungen werden dementsprechend nicht aufgegriffen, dafür jedoch wesentliche Diskurse der Auseinandersetzung mit rechtsextremer/n Musik und Medien. Einleitend geben die Herausgeber:innen ihre Definition von Rechtsextremismus. Ergänzend wird die Auseinandersetzung mit rechtsextremer Musik im Unterricht thematisiert. Im Fokus des Bandes stehen diverse Pluralisierungen musikalischer Stile mit rechtsextremen Inhalten sowie mediale Inszenierungen, die sich zunehmend an kulturellen Praxen von Jugendszenen oder am Mainstream orientieren. Das Spektrum reicht von rechten Liedermacher: innen über Rechtsrock bis zu Rap und Hip Hop. In diesem Kontext hervorzuheben ist der Beitrag von Ivonne Wasserloos, der unter dem Stichwort rechte Soundtracks auch „Fashwave“ thematisiert. Dieser originär rechtsextreme Musikstil aus dem „Alt-Right“und „White Power“-Milieu der USA setzt auf synthetische Retrosounds, die NSund kriegsverherrlichende sowie aggressive Bilder begleiten und mittels einer bewusst nicht emotionalen „Maschinenmusik“ (S.143) Hass ohne Worte verbreiten. Dass Musikvideos und audiovisuelle Medien ein bedeutendes Medium rechtsextremer Selbstinszenierung und Propaganda sind, überrascht 2022 nicht mehr und auch nicht, dass sich rechtsextreme Gruppierungen der gleichen Stilmittel bedienen wie andere MusikvideoMacher:innen, wie Georg Brunner an Beispielen analysiert. Einblicke in die Dimension rechtsextremer Musikvideos gibt seine Auflistung entsprechender Youtube-Videos, die allerdings nur bis 2018 reicht. Die Ambiguität von Musikvideos aus dem völkischem Milieu wird von Brunner zwar anhand von User-Kommentaren angesprochen, aber weitergehende Forschungen dazu fehlen in diesem Band. Folgt man den Leipziger Autoritarismus Studien, dann sind völkisch-nationale Ideologien unmittelbar mit Rechtsextremismus verbunden und werden von Bands wie „Freiwild“ mit hoher Popularität verbreitet. Auch die Auseinandersetzung von Fabian Bade mit der ambivalenten journalistischen Rezeption der audiovisuellen Inszenierungen von Rammstein befriedigt wenig, denn die jüngste Rammstein-Debatte entzündete sich an dem Musikvideo ‚Deutschland‘ – das sich nachvollziehbar kritisch mit","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"153 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"123595813","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Anastasia: Nährboden für rechte Ideologie","authors":"L. Lochau","doi":"10.3224/zrex.v2i2.08","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i2.08","url":null,"abstract":"Allianzen durch die Verbindung von Esoterik, Verschwörungsmythen und Rechtsextremismus, haben Konjunktur. Die sogenannte Anastasia-Bewegung ist ein solches Querfront-Phänomen. Verbindungen bestehen unter anderem durch unterschiedliche Verschwörungsmythen. Bislang war die Marginalisierung der Primärquellenanalyse im Forschungsbereich Anastasia auffällig. Daher wird im vorliegenden Auszug der Schwerpunkt auf dem Primärquellenstudium der deutschen Übersetzungen der Anastasia-Buchreihe liegen, um die Anschlussfähigkeit der Anastasia-Lehre an rechtsradikale Ideologeme, Strukturen und Netzwerke anhand der wichtigsten Bausteine zu untersuchen. Fokus des Artikels ist die analytische Auseinandersetzung mit der Anastasia-Lehre, welche Antigenderismus, Ethnopluralismus, Verschwörungsmythen und Antisemitismus beinhaltet. Die Bestandteile sind in ein übergeordnetes antisemitisches Verschwörungsnarrativ eingebettet.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"30 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-10-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131403760","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}