{"title":"Kanonische Texte in poetischer Form","authors":"J. Janota","doi":"10.1515/9783110666816-011","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-011","url":null,"abstract":"Bekanntlich steht ab der Reformation die Versifikation ausgewählter Bibeltexte im Zentrum des Meistergesangs. In bislang ungezählter Anzahl wurden die Bücher der beiden Bibeln vom Buch Genesis bis zur Apokalypse ausschnittweise, in der Addition der bearbeiteten Abschnitte teilweise sogar mehr oder minder vollständig, in ausgewählten Episoden (etwa die Geburtsgeschichte Jesu nach dem Lukas-Evangelium) auch mehrund vielfach in die Form von Meisterliedern gegossen.1 Durch diese Häufung entstand ein eigener Liedtyp der textnahen Bibelversifikation, der dem zu Beginn der Reformationszeit um 1520 merklich lahmenden Meistergesang zu neuer Lebenskraft verhalf. Die entscheidende Weichenstellung zu diesem Aufschwung erfolgte durch Hans Sachs, der nach seiner Wendung zur Reformation2 ab 1526 als erster Meistersinger des neuen Zeitalters mit Bibelversifikationen in Meistertönen begann.3 Auslöser und Grundlage für diese Neuausrichtung war Martin Luthers Bibelübersetzung (ab 1522), die demMeistergesangmit dem Liedtyp der textnahen Bibelversifikation als Instrument der volkssprachlichen, auf dem Bibeltext basierenden Glaubensverkündigung zu neuer, langdauernder Legitimation verhalf.4 Diesen eindeutigen Sachverhalt können auch die Bibelversifikationen nicht in Frage stellen, die von Sangspruchdichtern und vorreformatorischen Meistersingern überliefert sind. Dagegen sprechen bereits die Zahlenverhältnisse: Seit","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"18 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"134575066","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Ein ‚volles Lied‘. Übertragung und Klang am Beispiel der geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg","authors":"David Murray","doi":"10.1515/9783110666816-006","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-006","url":null,"abstract":"Neunundvierzig geistliche Lieder werden dem Mönch von Salzburg zugesprochen.1 Die Lieder, die am Hof des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (reg. 1365– 1396) entstanden, stellen eines der wichtigsten Korpora religiöser Lieder des deutschen Spätmittelalters dar.2 Sie bestehen zu fast gleichen Teilen aus Übersetzungen lateinischer liturgischer Hymnen und Sequenzen auf der einen Seite sowie Eigendichtungen des Mönchs ohne direkte lateinische Vorlage auf der anderen. Fast alle Lieder sind mit musikalischer Notation überliefert.Wie bei deutschsprachigen geistlichen Liedern allgemein häufig der Fall, scheint ihr künstlerischer Anspruch in der Forschung von anderen Aspekten gewissermaßen überschattet zu werden. Die Frage nach der möglichen liturgischen Nutzung solcher Lieder hat zum Beispiel von der ästhetischen Untersuchung des Repertoires abgelenkt.3 Die Stellung der geistlichen Lieder aus dem Mönch von Salzburg-Korpus in der Forschung wird auch durch das weitgehende musikwissenschaftliche Desinteresse an der spätmittelalterlichen Monophonie geprägt.4 Die Aufmerksamkeit der Musikwissenschaft hat eher den weltlichen Liedern des","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"144 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131458359","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Autorschaft im frühen Druckhymnar","authors":"Matthias Standke","doi":"10.1515/9783110666816-015","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-015","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"112 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"116016749","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Leich und Sequenz. Walther von der Vogelweide als geistlicher Liederdichter","authors":"Andreas Krass","doi":"10.1515/9783110666816-004","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-004","url":null,"abstract":"Als Liederdichter entwickelte Walther die Gattungen, in denen er sich betätigte, weiter, indem er sie aufeinander bezog. Den Minnesang bereicherte er mit inhaltlichen Elementen der Sangspruchdichtung, diese wiederum mit formalen Elementen des Minnesangs. Minnesang wird bei Walther zum Instrument höfischer Gesellschaftskritik, Sangspruchdichtung zu einer elaborierten Kunstform, die den Vergleich mit dem Minnesang nicht scheut.1 Wie vorliegender Beitrag zeigt, bezieht Walther auch die Gattung des Leichs in das Spiel der produktiven Interferenzen mit ein.2 Mit seinem Leich, den er für eine kühne Verschränkung von Marienpreis und Romkritik nutzt, überschreitet er die Grenzen zwischen erotischer, politischer und religiöser Lyrik.","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"20 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"128742871","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Geschichten über Lucifer im anonymen Meistergesang des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Unter besonderer Berücksichtigung der Lieder in Regenbogens ‚Langem Ton‘","authors":"J. Lange","doi":"10.1515/9783110666816-012","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-012","url":null,"abstract":"Teufelsoder Satansdarstellungen sind im abendländischen Mittelalter sowohl in der Kunst als auch in der Literatur weit verbreitet und weisen auf ein reges, bis heute ungebrochenes Interesse am Bösen und dessen Verkörperungen.1 Ihren Ursprung haben die durchaus facettenreichen Darstellungen der Figur des Teufels sowohl im Alten als auch im Neuen Testament (wobei sich zwischen den beiden Bibelteilen ein noch näher zu erläuternder Wandel in der Beschreibung vollzieht) sowie maßgeblich in der Bibelauslegung durch die Kirchenväter. Verwirrende Vielfalt herrscht bezüglich der Terminologie: Das Alte Testament nutzt mehrfach das Lexem satan, doch die Bezeichnung ‚Satan‘ ergibt hinsichtlich ihrer Herkunft und der Beschreibung der Funktion des Bezeichneten kein einheitliches Bild.2 Das Neue Testament verwendet sowohl satan als auch diabolos, woraus sich über das mittellateinische diuvalus, das althochdeutsche tiuvel und das mittelhochdeutsche tiufel, tievel unser heutiges Wort ‚Teufel‘ entwickelte. Dennoch sind Teufel und Satan nicht ohne weiteres gleichzusetzen, denn der hebräische Ausdruck satan, der im Alten Testament sowohl als Verb wie auch als Nomen vorkommt, bezeichnet ganz generell die Rollen von Gegenspielern;3 so werden etwa David in 1 Sm 29,4 oder die Zerujasöhne in 2 Sm 19,23 als śāṭān bezeichnet. Darüber hinaus kann die Benennung als Satan aber auch ermögli-","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"4 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"123034427","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Muscatblut, trefflich gut?","authors":"A. Rudolph","doi":"10.1515/9783110666816-010","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-010","url":null,"abstract":"Als der Schriftsteller Marcel Beyer in den Jahren 2015 und 2016 dem Auftrag des Münchner Lyrik Kabinetts nachkam, sich in eine ‚Zwiesprache‘ mit einer verstorbenen Lyrikerin oder einem verstorbenen Lyriker zu begeben, widmete er sich – zur Überraschung seiner Auftraggeber und seines Publikums – dem Liederdichter Muskatblut.1 Ausgangspunkt war seine Recherche, dass mit dem Einsturz des Kölner Historischen Archivs 2009 die wichtigste Handschrift des Berufsdichters, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Fahrender bezeugt ist und vermutlich zeitweise im Dienst des Mainzer Hofes stand,2 verschüttgegangen war. Was er durch diesen Verlust entdeckte, stellte sich als ein Dichter heraus, der, so Beyers Pointe, „nie eine Entdeckung war“:3 Weder seinen Texten noch ihrer ersten Edition durch Eberhard von Groote konnte die ältere Forschung etwas abgewinnen; sie bescheinigte den Liedern einen „recht öden und durch individuelle züge selten lohnenden inhalt“.4 Auch in der Folge stand der Sänger lange Zeit kaum im Blickpunkt des Forschungsinteresses. „Muskatblut:“, schreibt Marcel Beyer, „schlecht erforscht, schlecht ediert und schlecht gedichtet. Wir haben einen Verlierer der Literaturgeschichte vor uns [...]“.5 Während Beyer diesen Befund in eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Verlust und Erinnerung einbettet, lässt er sich aus aktueller mediävistischer Perspektive in Teilen relativieren. Nicht nur liegen mit den Arbeiten von Eva","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"55 9","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"113973833","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Abkürzungsverzeichnis","authors":"","doi":"10.1515/9783110666816-017","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-017","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"117109477","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Index","authors":"","doi":"10.1515/9783110666816-016","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-016","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"9 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114958451","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Ars memorativa und Strategien der Heilssicherung in lyrischen Texten Heinrich Laufenbergs. Drei exemplarische Lektüren","authors":"Pavlina Kulagina, Franziska Lallinger","doi":"10.1515/9783110666816-013","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/9783110666816-013","url":null,"abstract":"‚ frequens cogitatio ‘ , in repeated mental re-evocation of the words he wants to concentrate on. He or she does so in a kind of rumination and mastication of these words that brings forth the possibilities of their emotional and sensual impact. ⁹","PeriodicalId":231971,"journal":{"name":"Geistliche Liederdichter zwischen Liturgie und Volkssprache","volume":"10 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2020-07-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125351852","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}