{"title":"„Keine schwerwiegenden Vorfälle“ – Deutungen von Antisemitismus durch pädagogische Teams an Gedenkstätten zu ehemaligen Konzentrationslagern","authors":"Marina Chernivsky, Friederike Lorenz-Sinai","doi":"10.3224/zrex.v2i1.02","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i1.02","url":null,"abstract":"An Gedenkstätten zu ehemaligen Konzentrationslagern konkretisiert sich die Geschichte des Nationalsozialismus, die gesellschaftlich, institutionell und familienbiografisch weiterwirkt. In diesem Artikel werden ausgewählte Befunde aus einer qualitativen Studie zu Antisemitismus vorgestellt, die auf Gruppendiskussionen mit pädagogischen Teams an vier Gedenkstätten zu ehemaligen Konzentrationslagern basieren. Neben der Schilderung von antisemitischen Situationen und pädagogischen Ansätzen unternehmen die Studienteilnehmer:innen den Versuch einer Einordnung ihres Arbeitsfeldes in Bezug auf Antisemitismus. Beschrieben wird ein „Fantasiefeld“, das in der gesellschaftlichen Rezeption von Gedenkstätten entstehe. Die Orte und die damit verbundenen historischen Ereignisse würden nicht als mehrheitsgesellschaftliches, sondern als primär jüdisches Thema assoziiert, das in der Gegenwart durch Juden:Jüdinnen vermittelt werde. Insgesamt verweist die Studie auf die Notwendigkeit eines strukturellen Antisemitismusverständnisses und einer umfassenden Reflexion über soziale Konstellationen in der Gedenkstättenpädagogik der postnationalsozialistischen Gesellschaft.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"9 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-03-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"116224863","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Strategisches Framing bei Björn Höcke – wie ein rechtsextremer Politiker den Rahmen sprengt","authors":"Berit Tottmann","doi":"10.3224/zrex.v2i1.08","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i1.08","url":null,"abstract":"Björn Höcke gilt als Kopf der radikalrechten Strömung innerhalb der Alternative für Deutschland und steht als Hardliner seiner Partei in engem Kontakt zur neurechten Szene. In der politmedialen Öffentlichkeit Deutschlands ist er mit provokanten Äußerungen aufgefallen, die nach einer adäquaten Analysemethode verlangen, die nicht nur den offenkundigen Inhalt thematisiert, sondern auch politische Narrative sowie Denk- und Argumentationsmuster freilegt. Der Beitrag wirbt daher für einen innovativen interdisziplinären Zugang und entwickelt eine diskursanalytische Perspektive auf das strategische Framing Björn Höckes. Die Untersuchung befasst sich mit seinem im Jahr 2018 erschienenen autobiografischen Werk Nie zweimal in denselben Fluss sowie einigen politischen Reden und orientiert sich nah an der Gegenwart und den politischen Perspektiven der zeitgenössischen Neuen Rechten. So kann dieser interdisziplinäre Zugang aus Frame- und Diskursanalyse die sprachlichen Muster in Höckes fremdenfeindlichen, rechtsextremen und sozialdarwinistischen Perspektivierungen substanziell aufschlüsseln, sie sowohl im sprachlichen, politischen und historischen Kontext ihres Werdens markieren und damit ein mehrdimensionales diskursives Feld des gegenwärtigen Rechtsextremismus sichtbar machen.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"34 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-03-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"133056564","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Japan als Vorbild der Neuen Rechten in Deutschland? Eine Analyse des Japanbilds in den Publikationen des Instituts für Staatspolitik","authors":"Stephanie Osawe","doi":"10.3224/zrex.v2i1.04","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v2i1.04","url":null,"abstract":"Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Japanbild in den Medien der Neuen Rechten in Deutschland und untersucht am Beispiel von Publikationen des Instituts für Staatspolitik (IfS) die diskursive Konstruktion Japans sowie deren ideologischstrategische Funktion. Dies geschieht in einem diskursanalytischen Verfahren unter Zugrundelegung sozialkonstruktivistischer Annahmen zu Nationenbildern, welche als wirklichkeitskonstruierende Praktiken der (Selbst‐)Positionierung und Abgrenzung verstanden werden. Der Artikel arbeitet heraus, dass in den Publikationen des IfS ein überwiegend positives, aber auch von deutlicher Kritik gezeichnetes Japanbild konstruiert wird, das im Wesentlichen der Verhandlung zentraler ideologischer Ankerpunkte dient und gleichzeitig auf die Stärkung rechtsextremen Widerstands zielt. Insgesamt, so das Ergebnis der Analyse, verhandelt der Japandiskurs des IfS die Vorrangstellung der eigenen Identität – ethnisch, kulturell, sexuell, historisch und politisch.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"82 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2022-03-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"132103426","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Bürgerliche Natursehnsucht und faschistisches Potenzial: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Leo Löwenthal über das Desiderat Natur als Lebensnerv des Rechtsradikalismus","authors":"Tobias Wallmeyer","doi":"10.3224/zrex.v1i2.08","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.08","url":null,"abstract":"Der Beitrag setzt dazu an, grundlegende theoretische Gedanken der frühen Frankfurter Schule aus einer kritisch-phänomenologischen Perspektive neu zu durchdenken, um sie im Blick auf die allgemeinen Mobilisierungspotenziale des Rechtsradikalismus fruchtbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei das Modell des bürgerlichen Subjekts als potenziell faschistisches Individuum. Anhand einer systematischen Rekonstruktion der hermeneutischen Überlegungen Adornos, Horkheimers und Löwenthals wird die Frage beantwortet, weshalb der Kritischen Theorie zufolge Individuen aus der „Mitte“ der modernen, liberalen, bürgerlichen Gesellschaft ansprechbar werden können für den Rechtsradikalismus. Als fruchtbarer Boden erweist sich dabei ein bestimmtes Leid, welches sich als Desiderat Natur beschreiben lässt. Einen Gedanken Leo Löwenthals entfaltend, kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass insbesondere die Erfahrung natürlicher Aufruhr eine brisante Umschlagstelle darstellen könnte, an dem eine zunächst harmlose bürgerliche Natursehnsucht, die sich oft hinter dem Slogan „Zurück zur Natur“ versteckt, sich gegenüber genuin faschistischen und rechtsradikalen Denkungsarten anschlussfähig zeigt.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"112 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-12-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"132768377","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Die lebensweltorientierte Berufsidentität in Zeiten der „Furcht vor der Freiheit 2.0“","authors":"Dennis Meller","doi":"10.3224/zrex.v1i2.05","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.05","url":null,"abstract":"In diesem Artikel wird den Fragen nachgegangen, wie sich eine spezifische lebensweltorientierte Berufsidentität im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Rollbacks und des grassierenden Antisemitismus darstellt und inwieweit diese Berufsidentität in der Praxis der Sozialen Arbeit Orientierung bieten kann. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen erfolgt unter Berücksichtigung dreier Aspekte: des Phänomens des Antisemitismus, der lebensweltorientierten Berufsidentität nach Hans Thiersch und der historischen und aktuellen Autoritarismusforschung. Zweck der Beschreibung dieser Aspekte ist es, die facettenreichen Artikulationsformen des Antisemitismus, die fundamentale Trias der Lebensweltorientierung und die historische Kontinuität der Autoritarismusforschung sowie die Relation zwischen Autoritarismus und Antisemitismus aufzuzeigen, um darauf basierend Orientierungshilfen für die lebensweltorientierte Praxis zu skizzieren. Da die Hochschulausbildung für die Professionalität der Studierenden von eminenter Bedeutung ist, wird abschließend ein Schlaglicht auf die antisemitismuskritische Hochschulausbildung der Sozialen Arbeit und ihre aktuellen Defizite geworfen. Der Verfasser erhofft sich mit diesem Artikel zur Positionierung der lebensweltorientierten Berufsidentität im Kontext des aktuellen Antisemitismus beizutragen.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"12 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-12-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"125103940","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Mutterschaft als modernisiertes Inklusionsversprechen für Frauen. Extrem rechte Thematisierungen von Mutterschaft vor dem Hintergrund der Krise der sozialen Reproduktion","authors":"Max Reusch","doi":"10.3224/zrex.v1i2.03","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.03","url":null,"abstract":"Untersucht wird, wie die extreme Rechte Widersprüche in der liberaldemokratischen Konstruktion von Zugehörigkeit zu einem politischen Gemeinwesen für sich nutzbar macht. Dies arbeitet der Beitrag am Beispiel der Verschiebungen heraus, die Mutterschaft als Marker der Zugehörigkeit von Frauen im Zuge der Ökonomisierung der Sozialpolitik erfahren hat. Eine inhaltsanalytische Auswertung von Debattenbeiträgen extrem rechter Protagonistinnen zeigt, dass die Thematisierung von Mutterschaft der extremen Rechten als Vehikel dient, um Frauen ein modernisiertes Inklusionsversprechen zu machen. Vor dem Hintergrund der Krise der sozialen Reproduktion und des Einzugs neoliberaler Rationalitäten in den gesellschaftlichen Diskurs um Mutterschaft entfaltet dieses Angebot seine Wirksamkeit.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"27 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-12-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"126848084","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Antifeminismus als ‚Männerproblem‘? Eine sozialpsychologische Diskussion","authors":"C. Fritzsche","doi":"10.3224/zrex.v1i2.04","DOIUrl":"https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.04","url":null,"abstract":"Der Artikel problematisiert die weitverbreitete These, bei antifeministischen Haltungen handle es sich vorrangig um ein ‚Problem von Männern‘. Im Vergleich zweier aktueller Einstellungsuntersuchungen wird gezeigt, dass sich mit Blick auf die Empirie nicht eindeutig von einem ‚Männerproblem‘ sprechen lässt. In theoretischer Hinsicht wird kritisiert, dass die These des ‚Männerproblems‘ häufig mit einem verengten sozialpsychologischen Fokus einhergeht, der sich zu stark auf die Anfälligkeit von Männern für im weiteren Sinne autoritäre Haltungen konzentriert. In der Diskussion von Grundlagentexten aus der Psychoanalyse und der frühen Autoritarismusforschung wird hier deshalb ein erweiterter Erklärungsansatz vorgeschlagen, der die psychische Verfasstheit der vergeschlechtlichten Subjekte als entscheidendes Kriterium für antifeministisches und autoritäres Denken in den Mittelpunkt stellt. Diese Perspektive kann dabei helfen, die widersprüchliche Verbreitung von Sexismus und Antifeminismus in der Gesellschaft besser zu verstehen.","PeriodicalId":194986,"journal":{"name":"ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung","volume":"74 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-12-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"127148363","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}