{"title":"Emanzipation und Kultur","authors":"Marco Schendel","doi":"10.22613/zfpp/11.1.9","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.9","url":null,"abstract":"In diesem Beitrag soll die kritische Weiterentwicklung des kantischen Aufklärungsbegriffs durch Moses Mendelssohn untersucht werden. Kant fasst die Aufklärung als Emanzipation auf: Kraft seines Verstandes befreit sich der Mensch aus den selbstverschuldeten Verhältnissen der Unmündigkeit. Der jüdische Aufklärer Mendelssohn macht darauf aufmerksam, dass die Kultur als identitätsstiftendes Moment des Einzelnen, aber auch als kollektive Eigenschaft einer Gesellschaft ebenso in Rechnung zu stellen ist. Insbesondere darf die Aufklärung nicht kulturfeindlich auftreten, indem sie die Emanzipation zum Preis der Entwurzelung aus einer angeblich rückständigen Kultur durchsetzt. Wie weit aber kann dieser Kulturvorbehalt gehen? In der folgenden Untersuchung zeigt sich, dass Mendelssohns Pochen auf die Kultur in der Tat einen blinden Fleck Kants berührt und eine entscheidende Erweiterung darstellt, die gleichfalls nicht allen Einwänden standhält. Im Ergebnis korrigieren sich Kant und Mendelssohn wechselseitig. Die Erkenntnis vertieft unser Verständnis der Aufklärung in systematischer Hinsicht.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"18 7","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141813735","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Autorität, Öffentlichkeit und der Geist der Freiheit.","authors":"David J. Owen","doi":"10.22613/zfpp/11.1.8","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.8","url":null,"abstract":"Dieser Essay legt den Fokus auf den Kontext von und die Beziehung zwischen Kants ersten beiden Publikationen in der Berlinischen Monatsschrift: „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“ und „Beantwortung der Frage: Was heißt Aufklärung?“. Seine Absicht ist nicht, einfach nur zu verstehen, was Kant in diesen Essays sagt, sondern zu rekonstruieren, was er macht, indem er die beiden Essays in dieser Zeitschrift, in dieser Reihenfolge, zu dieser Zeit veröffentlicht. Indem der Essay den geistesgeschichtlichen Kontext der Zeitschrift, in der Kant seine Essays publiziert, hinsichtlich seiner Beziehung zur Berliner Mittwochsgesellschaft und hinsichtlich des Aufklärungsverständnisses, das sie darstellt, rekonstruiert, argumentiere ich, dass eine zentrale Absicht von Kants Text darin besteht, dass er eine Kritik der ‚dogmatischen‘ Sichtweise bereitstellt und ein alternatives, „kritisches“ Verständnis anbietet. Es wird argumentiert, dass die frühere Veröffentlichung „Die Idee zu einer allgemeinen Geschichte“ eine zentrale Rolle einnimmt, um Orientierung für Kants Leserschaft auf den radikalen Blick der Aufklärung zu bieten, die er vorschlägt, und ihr ermöglicht, sich selbst als rationale, autonome Akteure zu begreifen, die in der Lage sind, das Projekt der Aufklärung fortzuführen. Der Argumentationsgang zielt darauf zu zeigen, dass Kants Essays eine Intervention darstellen, eine komplexe Arbeit der Anwaltschaft, die sich an Vormünder, die Öffentlichkeit und den Staat richtet.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"33 39","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141813991","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Republikanismus: Politisch, Juridisch und Ethisch","authors":"G. Zöller","doi":"10.22613/zfpp/11.1.11","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.11","url":null,"abstract":"In Umkehrung einer These des frühen Carl Schmitt, der zufolgedie grundlegenden politischen Begriffe ursprünglich theologische Begriffe sind, vertrittder Beitrag die profunde politische Prägung der ethischen Grundbegriffe im Allgemeinenund derjenigen der Kantischen Ethik im Besonderen. Es ist die These des Beitrags, dass die fundamentalen Konzepte von Kants moralphilosophischen Hauptschriften(Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785; Kritik der praktischen Vernunft,1788; Die Metaphysik der Sitten, 1797) ursprünglich rechtlich-politische Begriffe sind, die von ihm mutatis mutandis in die Sphäre der Ethik übertragen werden. Dabei werden aus den für intersubjektive Sozialverhältnisse konzipierten Grundbegriffendes Rechtlich-Politischen – allen voran Freiheit, Gesetz, Gesetzgebung, Herrschaftund Zwang – ethische Grundbegriffe für intrasubjektive Selbstverhältnisse.Der Beitrag rekonstruiert den Republikanismus von Kants politischem, rechtlichem und ethischem Denken in historischer Perspektive und in systematischer Absicht. Imeinzelnen interpretiert der Beitrag Kants kritische Ethik als nach innen gewendetes Gegenstück zu dem von ihm in seinen rechtlich-politischen Druckschriften der zweitenHälfte der 1790er Jahre (Zum ewigen Frieden, 1795; Metaphysische Anfangsgründeder Rechtslehre, 1797) vertretenen Republikanismus, dessen Grundzüge bereits in der einzigen erhaltenen Nachschrift von Kants Naturrechtsvorlesung, die aus dem Jahr 1784 stammt (Naturrecht Feyerabend), enthalten sind. Die drei Abschnitte des Beitrags behandeln den politischen Republikanismus nach und vor Kant, den juridischen Republikanismus bei Kant und den ethischen Republikanismus bei Kant. Im Zentrum des ersten Abschnitts steht die Differenz zwischen dem historischen (römischen und neorömischen) Republikanismus und dem rezenten (abstrakten und analytischen) Republikanismus. Der zweite Abschnitt verfolgt die Verrechtlichung des ursprünglich politischen Republikanismus in der Frühmoderne im Allgemeinen und bei Kant im Besonderen. Der dritte Abschnitt ist zentriert um die republikanisch inspirierte Doppelkonzeption der ethischen Selbstgesetzgebung („Autonomie“) und der ethischen Selbstherrschaft („Autokratie“) bei Kant.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"9 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141810769","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Unterstützte Selbstbestimmung","authors":"T. Tömmel","doi":"10.22613/zfpp/11.1.6","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.6","url":null,"abstract":"Zu Beginn der COVID-19-Pandemie mussten zahlreiche Frauen weltweit die Geburt ihres Kindes ohne die Unterstützung einer Vertrauensperson bewältigen. Ziel dieses Beitrages ist zu zeigen, dass die Anwesenheit solch einer Begleitperson unter der Geburt sich aus dem Recht jeder Gebärenden auf Selbstbestimmung ableiten lässt. Mit Verweis auf die internationale Forschung zur Gewalt in der Geburtshilfe wird erstens gezeigt, dass die Patientinnenautonomie sub partu bisher häufig nicht zufriedenstellend gewährleistet ist. Der Beitrag erläutert, inwiefern sich Geburt und Geburtshilfe von anderen medizinischen Gebieten unterscheiden und warum einer Begleitperson eigener Wahl eine essentielle Rolle im Geburtsprozess zukommt. Es wird dafür argumentiert, dass der prinzipielle Rechtsanspruch auf Selbstbestimmung im medizinischen Kontext infolge der häufig eingeschränkten Entscheidungsfähigkeit von Gebärenden nicht immer wahrgenommen werden kann. Der psychophysische Ausnahmezustand der Gebärenden kann ihre Autonomiefähigkeit beeinträchtigen und sie vulnerabel für Menschenrechtsverletzungen wie Gewalt, Zwang und Manipulation machen. Deshalb plädiert der Beitrag für eine beziehungsgestützte Umsetzung der Selbstbestimmung und schlägt auf Grundlage der Theorie der relationalen Autonomie ein Modell der Entscheidungsassistenz durch eine Vertrauensperson eigener Wahl vor. Die Etablierung einer assistierten Selbstbestimmung in der Geburtshilfe könnte helfen, die Kommunikation zwischen Gebärenden und Geburtshelfer*innen zu verbessern, die Geburtshelfer*innen zu entlasten, Interventionen gegen den Willen der Frau zu reduzieren und damit eine Prävention gegen Gewalterfahrungen darstellen.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"106 4","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141812283","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Christopher Koska, Julian Prugger, Sophie Jörg, M. Reder
{"title":"Die Verlagerung von Vertrauen vom Menschen zur Maschine: Eine Erweiterung des zwischenmenschlichen Vertrauensparadigmas im Kontext Künstlicher Intelligenz","authors":"Christopher Koska, Julian Prugger, Sophie Jörg, M. Reder","doi":"10.22613/zfpp/11.1.14","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.14","url":null,"abstract":"Der Beitrag untersucht die Transformation des Vertrauensbegriffsdurch Künstliche Intelligenz. In aller Regel ist das Vertrauen in technische Artefakteeng mit deren Verlässlichkeit verbunden. Während diese Form der (technischen) Verlässlichkeit letztlich zumeist auf ein menschliches Gegenüber (z. B. auf die Herstellenden, die Betreibenden oder die Auditierenden) zurückgeführt wird, erfordert die zunehmende Präsenz von KI-Systemen eine Neubetrachtung dieses Zusammenhangs. Insbesondere bei selbstlernenden Systemen (wie der konnektivistischenKI), die ihre Auswahlkriterien und Selektionsmechanismen durch die Interaktionmit der Umwelt kontinuierlich verändern, zeichnet sich eine graduelle Verschiebungdes Vertrauens ab: Vertrauen wandert, so lautet die These im Anschluss an Hartmann (2022), Schritt um Schritt vom Menschen zur Maschine. Der Beitrag zielt auf eine problemorientierte Beschreibung der damit verbunden Chancen und Herausforderungen.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"101 18","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141812311","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Blockchain statt Vertrauen?","authors":"I. Becker","doi":"10.22613/zfpp/11.1.18","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.18","url":null,"abstract":"Vertrauenslosigkeit und damit Vertrauen gelten als Kategorien, die Blockchain- und digitale Technologien über Fragen der bekannten Bitcoin- Anwendung hinaus theoretisch interessant machen. Es zeigt sich jedoch, dass es schwierig wird, wenn wir von „(Nicht-)Vertrauen in die Blockchain“ sprechen. Ist es nicht oftmals eher Verlässlichkeit als Vertrauenswürdigkeit, auf deren Basis Bitcoin- Akteur:innen handeln? Ist Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen, das wir alltäglich konkret erleben und oft intuitiv verstehen, und das sich auf Institutionen und Professionen ausweiten kann, für die starre Blockchain-Technologie relevant? Und falls ja, auf welche Weise? Oder wird die Notwendigkeit für Vertrauen – wie es sich im Bitcoin-Whitepaper auf den ersten Blick lesen lässt – mit Bitcoin überflüssig? Sollten wir von einem Technologievertrauen sprechen, das, aufgrund der Unveränderlichkeit dessen, was in der Blockchain gespeichert ist, mit dem interpersonalen Vertrauensparadigma unvereinbar ist und damit eine tiefgreifende Transformation der sozialen Realitäten implizieren würde? Der hier unternommene Versuch, Vertrauen in Abgrenzung zu Sich-verlassen-auf, beide als philosophische Konzepte, im Blockchain-Kontext zu aktualisieren, bedeutet auch, Technologien in ihrer Verwobenheit mit sozial interpretierten Realitäten (des Vertrauens) zu verstehen.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"77 11","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141810322","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Soll „Rasse“ aus dem Grundgesetz gestrichen werden?","authors":"Niklas Eickhoff","doi":"10.22613/zfpp/11.1.1","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/11.1.1","url":null,"abstract":"Im deutschen Rechtssystem nimmt der Rassenbegriff eine wichtige, wenn auch umstrittene Position ein. Das Bedürfnis ihn zu streichen, ist nachvollziehbar, aber nicht selbstverständlich, denn nicht alle Gründe für die Streichung sind auch gute Gründe. Ein zentrales Problem des Ausdrucks „Rasse“ ist seine Ambiguität, sowohl als Vehikel für eine naturwissenschaftlich-biologische als auch für eine sozial-konstruktivistischen Kategorisierung von Individuen herzuhalten. Eine Entscheidung für die eine oder andere Interpretation ist simpliciter, weder sinnvoll noch zielführend. Sinnvoller ist es, sich bewusst zu machen, in welcher Funktion der Rassenbegriff gebraucht wird und wie diese Funktion rechtlich einzufrieden ist. Biologisch informierte Gründe zur Streichung von „Rasse“ haben das Problem, die Existenz menschlicher Rassen zwar falsifizieren zu können, doch damit gleichzeitig den semantischen Bezug nicht mehr passend abzubilden. Erschwerend kommt hinzu, dass biologische Kriterien für das Vorliegen menschlicher Rassen deren Existenz präsupponieren und so naturalistische bzw. essentialistische Tendenzen begrifflich legitimieren, auch wenn der Begriff selbst leer ist. Stattdessen müssen vielmehr biologisch determinierte Eigenschaften als relevant angesehen werden, die soziale Einordnungen ermöglichen: Hautfarbe bzw. Körperschema. Diese scheinen den entscheidenden Faktor der Begriffsentwicklung und seines Gebrauchs auszumachen, nach dem im rechtlichen Kontext gesucht wird. Nimmt man den Begriff ernst, wie er im Commonsense gebraucht wird, werden die Mechanismen offenbart, die „Rasse“ auf der semantisch-psychologischen und sozialen Ebene eine destruktive Bedeutung zukommen lassen, die gegen den weiteren Gebrauch von „Rasse“ sprechen. Gleichzeitig geht der Bezugsgegenstand nicht verloren, wie es bei der biologischen Interpretation der Fall ist. Dies macht es möglich, unabhängig von rassistischer Essentialisierung, das Merkmal hervorzuheben, das oberflächlich genug ist, um nicht essentialisierend sein zu können – die Oberfläche selbst.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"134 40","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2024-07-23","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"141810826","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Die allgemeine Dienstpflicht: Eine Kritik","authors":"Andreas Cassee, Sabine Hohl","doi":"10.22613/zfpp/10.2.1","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/10.2.1","url":null,"abstract":"Dieser Beitrag kritisiert aktuelle Vorschläge zur Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht. Vier Argumente für einen verpflichtenden Dienst zugunsten der Allgemeinheit werden diskutiert und zurückgewiesen: Das paternalistische Argument, das sich auf den Nutzen der Dienstpflicht für die Dienstpflichtigen selbst beruft, scheitert aus prinzipiellen Erwägungen. Das sozialstaatliche Argument, das die Dienstpflicht durch ihre Rolle bei der Erfüllung sozialstaatlicher Aufgaben gerechtfertigt sieht, ist wenig überzeugend, solange es mildere Mittel gibt, diese Aufgaben zu erfüllen. Das Argument über Gemeinschaftlichkeit, das die Dienstpflicht mit einer Konzeption des guten Lebens in Gemeinschaft begründet, scheitert an seiner Unvereinbarkeit mit einem vernünftigen Pluralismus der Lebensentwürfe. Und schließlich ist auch die These zurückzuweisen, dass eine allgemeine Dienstpflicht notwendig sei, um die gesellschaftlichen Voraussetzungen einer funktionierenden Demokratie zu gewährleisten. Eine Diskussion vermeintlicher Analogien beschließt den Aufsatz.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"56 48","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-12-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"138946199","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Polyamorie und Ethik","authors":"Janina Loh","doi":"10.22613/zfpp/10.2.10","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/10.2.10","url":null,"abstract":"„Polyamorie“ ist die Bezeichnung für das explizite und konsensuelle Eingehen mehrerer Liebesbeziehungen zur selben Zeit. Mit polyamoren Konstellationen korreliert, dafür wird in diesem Beitrag argumentiert, eine Ethik der Beziehungsgestaltung und sie schließen darüber hinaus für gewöhnlich das Teilen äquivalenter gesellschaftspolitischer Prämissen ein, auf die im Folgenden an einigen Stellen hingewiesen wird. Eine Ethik der Polyamorie umfasst zwei Eigenschaften: Polyethiken brechen zum einen mit dem traditionellen Verständnis vom Individuum oder Handlungssubjekt. Ich werde zeigen, dass polyamoren Beziehungsnetzwerken und der Ethik, die in ihnen idealiter gelebt wird, ein relationales Denken zugrunde liegt. Zum anderen zeichnen sich Polyethiken durch ein besonderes Augenmerk auf die Beziehungen, die als poly bezeichnet werden können, aus, in denen typischerweise eine Reihe von Werten realisiert werden. Zuvor gilt es allerdings, das Verständnis von Liebe zu definieren, das nach meinem Verständnis einem Polycule bzw. polyamoren Beziehungsnetzwerken im Allgemeinen zugrunde liegt.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"68 33","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-12-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"138950462","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Natur und Nichtidentität zwischen Theodor W. Adorno und Donna J. Haraway","authors":"M. Schröder","doi":"10.22613/zfpp/10.2.4","DOIUrl":"https://doi.org/10.22613/zfpp/10.2.4","url":null,"abstract":"Im Angesicht der Klimakatastrophe häufen sich die Versuche, Autor*innen der frühen Kritischen Theorie in Debatten um das sogenannte Anthropozän einzubringen. Häufig wird eine produktive Auseinandersetzung mit anderen Theorietraditionen allerdings kategorisch verweigert. In diesem Beitrag wird Theodor W. Adornos Naturbegriff in ein Gespräch mit den Arbeiten der Wissenschaftstheoretikerin Donna J. Haraway gebracht. Er zeigt, dass die gemeinsame Diskussion einen wertvollen Beitrag zu einer Kritik an gesellschaftlichen Naturverhältnissen leisten kann. Dafür werden zunächst Punkte der Überschneidung in den jeweiligen Naturbegriffen herausgearbeitet. Anschließend wird die Differenz in der Frage danach, wie sich innerhalb der Logik der Naturbeherrschung dem Besonderen oder Nichtidentischen überhaupt genähert werden kann, ausgehend von dem Verhältnis von Kritik und Spekulation in beiden Ansätzen diskutiert. Es wird argumentiert, dass Adorno auch die spekulativen Momente unter die Identitätslogik der Naturbeherrschung subsumiert, während Haraway einige dieser Fallstricke vermeiden kann. Allerdings drohen ihre Spekulationen den Kontakt zum Gegenstand der Kritik zu verlieren. Zwischen den diskutierten Ansätzen lässt sich ein Verhältnis von Spekulation und Kritik anvisieren, das die Ausarbeitung eines Naturbegriffs ermöglichen kann, der auf ein herrschaftsfreies Zusammenleben aller abzielt.","PeriodicalId":194298,"journal":{"name":"Zeitschrift für Praktische Philosophie","volume":"55 8","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-12-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"138949481","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}