{"title":"Menschen unterscheiden. Grundlinien einer Theorie der Humandifferenzierung","authors":"S. Hirschauer","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0012","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0012","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Dieser Aufsatz entwickelt ein analytisches Vokabular für die Erforschung von Prozessen der Humandifferenzierung – einer Form kultureller Differenzierung, die neben Formen sozialer und gesellschaftlicher Differenzierung wirkt und ihre Ansatzpunkte in unterstellten ‚Eigenschaften‘ von Menschen findet. Der Beitrag unterscheidet verschiedene Stufen der Humandifferenzierung: zunächst die elementaren Prozesse der vorsprachlichen Unterscheidung, der Kategorisierung, der materiellen Dissimilierung und der Klassifikation. Dann arbeitet er vier Besonderheiten der Humandifferenzierung heraus: die Agentivität und Relationalität ihrer Objekte, die Perspektivität von Selbst- versus Fremdkategorisierung sowie ihr besonderes Potenzial für Asymmetrien – ihre Entfaltungen in Wir/die-Alterisierungen sowie in unterschiedlichen Modi asymmetrischen Unterscheidens (Distinktion, Devaluierung, Diskriminierung und Stigmatisierung). Prozesse der Humandifferenzierung können durch ihre Verschränkung mit Formen sozialer und gesellschaftlicher Differenzierung in Grenzbildung und Polarisierung eskalieren, sie können aber auch praktisch minimiert, normativ eingehegt und institutionell abgeschwächt werden.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"155 - 174"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49239461","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Publikations- und Evaluationspraktiken in wissenschaftlichen Zeitschriften, 1930–2020: Eine Fallstudie","authors":"R. Vanderstraeten","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0019","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0019","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Wissenschaft wird häufig als selbstorganisierendes und selbstkontrollierendes System beschrieben, und die wissenschaftliche Fachliteratur mit ihren Peer-Review-Verfahren als das Grundmodell dieser Form der Selbstorganisation. Der Genese dieses Modells wurde jedoch bisher kaum historisch-soziologische Aufmerksamkeit gewidmet. Die vorherrschende Perspektive hat eher dazu ermutigt, zeitgenössische Ideen über gute und schlechte Wissenschaft auf frühere Epochen zurück zu projizieren. In dieser Arbeit analysiere ich die Geschichte einflussreicher Fachzeitschriften im Bereich der Erziehungswissenschaft. Ich beschäftige mich mit den sich verändernden Erwartungen an Herausgeber und Autoren und gehe näher ein auf die sich ändernde Bedeutung von Peers und Peer Review. Die dominanten Bewertungsmechanismen heben auch die Bedeutung von Peer-Reviewed Publikationen hervor. Insgesamt zeigen diese Analysen, dass die soziale Struktur der Wissenschaft viel weniger stabil ist als oft angenommen. Zu vermuten ist, dass die zunehmende Betonung der Rankings und Impact Faktoren die Selektion von neuen Varianten determinieren wird.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"274 - 287"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"41642738","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"LAGERRECHTSORDNUNGEN. Rechtssoziologische Perspektiven auf Flüchtlingslager im Globalen Süden","authors":"Annett Bochmann","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0013","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0013","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Dieser Artikel beantwortet die Frage, wie Rechtsordnungen ohne staatlich verfasste Rechtssysteme etabliert werden. Basierend auf ethnographischen Feldforschungen in burmesischen Flüchtlingslagern in Thailand wird gezeigt, dass lokale Gewohnheitsrechte in der Rechtspraxis und Fallbearbeitung dominieren, obwohl plurale Rechtssysteme präsent sind. Das Gewohnheitsrecht entwickelt sich über modifizierte Prä-Lagerstrukturen und -praktiken der Geflüchteten, passt sich an das Lagerleben an und transformiert sich über die zunehmende Präsenz internationaler sowie staatlicher Akteure. Ferner zeigt sich, dass weitere lagerspezifische Mechanismen einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung leisten. Indem diese rechtssoziologische Studie das Konzept des doing law in den Mittelpunkt der Analyse stellt, wird ein neues Verständnis von Rechtsordnungen in Flüchtlingslagern entwickelt, das die gängige Vorstellung von Lagern als rechtsfreie Räume in Frage gestellt.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"175 - 192"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"45168582","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Bildung um jeden Preis? Über den Zusammenhang zwischen fehlender Gymnasialempfehlung und Entwicklung von Kompetenzen, Lebenszufriedenheit und anderer Faktoren in der Sekundarstufe","authors":"F. Bittmann","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0015","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0015","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Bildung ist ein zentraler Prädiktor des beruflichen Erfolgs. Da dies Eltern bekannt ist, versuchen sie meistens ihren Kindern den Gymnasialbesuch zu ermöglichen, da dort der höchste Bildungsabschluss erworben werden kann. Dazu wird mitunter die Übergangsempfehlung ignoriert. Wie sich dies auf die weitere Entwicklung des Kindes auswirkt, ist bisher nur unzureichend bekannt. Die folgenden Analysen demonstrieren mittels Mehrebenen-Wachstumskurvenmodellen, dass SchülerInnen ohne Empfehlung häufiger das Gymnasium ohne Abschluss verlassen, signifikant schlechtere Kompetenzen aufweisen und diese Differenzen auch nach mehreren Schuljahren in der Sekundarstufe nicht aufholen können. Zudem berichten sie ein geringeres Wohlbefinden und lesen weniger gerne. Die Gesundheit sowie Fehltage sind jedoch nicht beeinflusst. Schließlich kann in Mediationsanalysen gezeigt werden, dass diese Nachteile besonders durch die unzureichenden akademischen Leistungen erklärt werden können.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"211 - 223"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"44961333","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Abortion: Life-Course Stages and Disruptive Life Events","authors":"L. Minkus, S. Drobnič","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0018","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0018","url":null,"abstract":"Abstract Pregnancy termination and its interplay with critical life stages and events has rarely been subjected to careful scrutiny in the social sciences, mainly due to a lack of high-quality survey data. Using the first eleven waves (2008–2018) of the German Family Panel Study (pairfam) and employing linear probability models, we examine women and also men with partners who either had induced abortion (N=260 women; N=170 men) or became parents (N=1478 women; N=1220 men). We frame abortion as a social process in which life circumstances and disruptive life events fundamentally shape the decision to carry a pregnancy to term or to discontinue it. We find that teenage or late pregnancy, educational enrollment, previous children, partnership dissolution, and economic uncertainty are associated with induced abortion. Our evidence suggests that abortion decisions are powerfully shaped by life-course contingencies and their complex intertwining.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"259 - 273"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42533443","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Sind Abiturientenberufe immer von Vorteil? Schulbildungsbezogene Segmentation in der Ausbildung und überqualifizierte Beschäftigung bei Männern und Frauen","authors":"A. Hall","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0016","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0016","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die Berufe des dualen Systems unterscheiden sich nicht nur horizontal nach ihrer fachlichen Ausrichtung, sondern auch vertikal hinsichtlich des schulbildungsspezifischen Zugangs. Im Beitrag werden deshalb ein höheres, ein mittleres und ein niedrigeres Segment unterschieden. Es wird untersucht, inwieweit diese Segmente die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, überqualifiziert beschäftigt zu sein, d. h. eine Tätigkeit unterhalb des Ausbildungsniveaus auszuüben. Die Analysen basieren auf den Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 und logistischen Mehrebenenmodellen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Überqualifizierung zwar mit der Höhe des Segments sinkt, der Segmenteffekt jedoch mit dem Geschlecht interagiert. Während sich bei Männern zwischen höherem und mittlerem Segment kein Unterschied im Überqualifizierungsrisiko zeigt, sind die typischen Abiturientenberufe des höheren Segments bei Frauen mit einer deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit der Überqualifizierung verbunden. Unterschiede zu Männern zeigen sich im höheren Segment nicht.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"224 - 240"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46115601","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Keine Meritokratie im Förderschulsystem? Zum Zusammenhang von demografischer Entwicklung, lokalen Förderschulstrukturen und der Wahrscheinlichkeit, eine Förderschule zu besuchen","authors":"Marcel Helbig, Sebastian Steinmetz","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0017","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0017","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Demografische Veränderungen und der Ausbau der lokalen Schulstruktur sollten aus meritokratischer Perspektive keinen Einfluss auf die Bildungschancen haben. In diesem Beitrag zeigen wir jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Förderschulbesuchs mit diesen systemischen Aspekten zusammenhängt. So zeigen wir, dass der starke Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland zu einem ebenso starken Anstieg der Förderschulquoten geführt hat. Darüber hinaus können wir mit Fixed-Effects-Modellen für die deutschen Kreise von 1995 bis 2017 zeigen, dass lokale demografische Entwicklungen und der Ausbau des Förderschulnetzes auch außerhalb demografischer Ausnahmeerscheinungen mit der Förderschulquote im Zusammenhang stehen. Hinter unseren Ergebnissen vermuten wir ein Selbsterhaltungsinteresse des Förderschulsystems, das sich zudem seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in einem „Wettbewerb“ mit den allgemeinen Schulen um ausreichend Kinder befindet.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"241 - 258"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47560071","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"“Conversation is simply something to begin with”: Methodologische Herausforderungen durch Videodaten in der qualitativen Sozialforschung am Beispiel der Konversationsanalyse","authors":"Sarah Hitzler, D. Böhringer","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0007","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0007","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Neue Datenformen fordern bestehende Forschungsansätze heraus, nicht nur technisch, sondern auch theoretisch-methodologisch. Eine der technischen Neuerungen, die in jüngerer Zeit starke Bewegung in die qualitative Forschung gebracht haben, ist die zunehmende Vereinfachung bei der Erstellung, Speicherung und Bearbeitung von Videomaterial. Der Artikel stellt zentrale Herausforderungen im Umgang mit solchen „bewegten Bildern“ und ihrer Transkription und Analyse dar. Diese spezifischen Herausforderungen (Detaillierungssog, Allwissenheit und zu starke bzw. mangelnde Befremdung im Umgang mit Datenmaterial) werden am Beispiel der Konversationsanalyse herausgearbeitet. Die Konversationsanalyse stellt eines der ältesten Forschungsprogramme innerhalb des qualitativen Methodenspektrums dar. An ihrem Beispiel lässt sich zeigen, wie stark „neue“ Datenformen auf ursprüngliche methodologische Grundannahmen rückwirken und sie en passant in Frage stellen. Im Artikel wird dafür plädiert, solche Veränderungen aktiv methodologisch zu diskutieren und sie nicht schleichend geschehen zu lassen.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"79 - 95"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/zfsoz-2021-0007","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47872856","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Sich treu geblieben? Symbolische Grenzziehungen in inner-ostdeutschen Sozialgefügen vor dem Hintergrund des Nachwendeschocks","authors":"Till Hilmar","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0010","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0010","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag präsentiert Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Nachwendezeit in Ostdeutschland, das mit 41 Personen, die den Umbruch von 1989 als junge Erwachsene erlebt haben, durchgeführt wurde. Auf Basis von semi-strukturierten Interviews diskutiert der Beitrag symbolische Grenzziehungen, die Gesprächspartner/innen in Bezug auf die Erfahrungen dritter Personen nach 1989 artikulieren, und mit denen sie ein legitimes „Wir“ nach 1989 konstruieren. Es zeigen sich zwei Muster symbolischer Grenzziehungen: erstens die Abgrenzung zu politisch Begünstigten nach 1989 („Wendehals“); zweitens die Abgrenzung zu Personen, die sich nach der Wende aufgrund von sozialer Auf- oder Abwärtsmobilität negativ im Charakter verändert hätten. In Bezug auf den zweiten Typus wird das Phänomen der Brüche in ehemaligen Nahbeziehungen (vor allem Freundschaftsbeziehungen) nach 1989 als eine wichtige Form der symbolischen Grenzziehung analysiert. Der Beitrag stellt insgesamt die Bedeutung einer Ethik des Sich-treu-Bleibens vor dem Hintergrund der kollektiven Krisenerfahrung nach 1989 heraus, die auf eine Verschränkung sozioökonomischer und moralischer Grenzziehungen verweist.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"131 - 152"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42038910","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"EU-Osterweiterung und symbolische Grenzziehungen: Eine qualitative Fallstudie der Beamt*innen der Europäischen Kommission","authors":"Daniel Drewski","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0008","DOIUrl":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0008","url":null,"abstract":"Zusammenfassung Im Zuge des europäischen Integrationsprozesses sind zahlreiche europäische soziale Felder und Organisationen entstanden, in denen Akteur*innen aus den unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten regelmäßig miteinander interagieren und kooperieren. Aktuelle Debatten werfen jedoch erneut die im Kontext der EU-Osterweiterung diskutierte Frage auf, ob diese zu einer Erschwerung der Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Institutionen sowie zu einer Abnahme der Kohäsion der EU geführt hat. Dieser Beitrag widmet sich den Folgen der Osterweiterung für die Europäische Kommission und untersucht die Aushandlung symbolischer Grenzziehungen zwischen Beamt*innen aus den „alten/westlichen“ und „neuen/östlichen“ EU-Mitgliedstaaten. Auf der Grundlage von Leitfadeninterviews wird gezeigt, dass die regionale Herkunft kein explizites Grenzziehungskriterium darstellt. Dennoch werden wahrgenommene Unterschiede in Bezug auf Karrierechancen, Organisationskulturen, sprachliche Präferenzen und Berufsethiken durch Rückgriff auf die regionale Herkunft interpretiert.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"96 - 113"},"PeriodicalIF":0.8,"publicationDate":"2021-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"43075294","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}