{"title":"Können politische Mythen demokratisch sein? Rückkehr und Umdeutung alter Denkfiguren","authors":"F. Heidenreich","doi":"10.5771/0340-0425-2023-2-186","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-2-186","url":null,"abstract":"Psychologie und Kognitionswissenschaften zeigen auf empirische Weise, was in der Philosophie in anderem Vokabular beschrieben wurde: dass der Mensch auch in Analogien, Narrativen und Metaphern denkt. Die Relevanz dieser Einsicht für die Analyse politischer Prozesse ist evident, denn politische Mythen können nicht nur Gemeinschaftsgefühle stützen, sondern auch zur Gewalt anleiten. Wie aber lässt sich zwischen einem demokratischen und einem nichtdemokratischen Gebrauch politischer Mythen unterscheiden? Sind es nur die Zwecke, die die Mittel legitimieren, oder gibt es auch formale Unterschiede? Können politische Mythen demokratisch sein? Der Aufsatz versucht zu zeigen, dass es nicht nur Unterschiede in der Art der Verwendung von Mythen gibt, sondern auch in deren Rezeption: Demokratische Mythen sind hinterfragbar, korrigierbar und zumindest prinzipiell zu gewissen Formen der Ironie fähig.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"19 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"90684817","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Das Gemeinwohl »auf der Kippe«? Anmerkungen zu Christian Blum","authors":"C. Offe","doi":"10.5771/0340-0425-2023-1-30","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-1-30","url":null,"abstract":"Christian Blum greift eine Frage auf, die ich mir vor 20 Jahren selbst vorgelegt habe und die ich, wie mir im Rückblick scheint, seinerzeit nicht befriedigend beantwortet habe. In der Politischen Theorie muss man wohl innerhalb der Gesamtheit interessanter Fragen eine Teilmenge von überzeugend beantwortbarer Fragen unterscheiden. Ich bin nicht sicher, ob die Frage nach der sozialen Referenz des Gemeinwohlkonzepts der letzteren Kategorie zugehört. Genau genommen kann mit dieser sozialen Referenz zweierlei gemeint sein: zum einen, sozusagen angebotsseitig, die Frage nach den verpflichtenden Handlungsmotiven, von denen gemeinwohlorientierte Akteure sich leiten lassen (sollen). Zum anderen die Frage nach den kollektiven Destinatären, deren Wohl von jenen Akteuren bestimmt wird. Das republikanische politische Denken geht davon aus, dass diese beiden sozialen Referenzen des Gemeinwohls koinzidieren: In beiden Hinsichten lautet die Antwort, dass es alle einander in Solidarität verbundenen und wechselseitig verpflichteten Bürger sind, die das Gemeinwohl zugleich erzeugen und genießen.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"51 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"80830881","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Saskia Bender, Oliver Flügel-Martinsen, Michaela Vogt
{"title":"Über die Verdeckung. Zur Analyse von Ein- und Ausschlussverhältnissen unter Bedingungen gesellschaftlicher Kontingenz","authors":"Saskia Bender, Oliver Flügel-Martinsen, Michaela Vogt","doi":"10.5771/0340-0425-2023-3-423","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-3-423","url":null,"abstract":"Der Artikel schlägt den Begriff der Verdeckung als eine Schlüsselkategorie zur kritischen Analyse von Ein- und Ausschlussverhältnissen in demokratischen Gegenwartsgesellschaften vor. Demokratische Gegenwartsgesellschaften werden dabei als historisch kontingente Gebilde verstanden, die ihre historische Gewordenheit und Veränderbarkeit teilweise verdecken, um ihre Ordnungen zu stabilisieren. Verdeckte Ein- und Ausschlussverhältnisse spielen dabei eine besondere Rolle, da demokratische Gegenwartsgesellschaften einerseits durch eine inklusive Gleichheitssemantik geprägt sind, während andererseits Ein- und Ausschlussverhältnisse fortdauern, die in eine konstitutive und unauflösbare Spannung zu egalitären Inklusionsvorstellungen geraten. Wir untersuchen dabei zum einen in Auseinandersetzung mit Foucault, Laclau/Mouffe und Rancière theoretische Ansätze, die wichtige Inspirationsquellen für eine Theorie der Verdeckung darstellen. Zum anderen wenden wir uns empirisch dem edukativen Feld zu, da sich in ihm infolge stark ausgeprägter Inklusionsforderungen die Spannungen zwischen Ein- und Ausschlüssen in besonders intensiver Weise zeigen.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"55 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135401014","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Wessen Wohl ist denn nun das Gemeinwohl? Eine (späte) Antwort auf Claus Offe","authors":"Christiane Blum","doi":"10.5771/0340-0425-2023-1-3","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-1-3","url":null,"abstract":"Der vorliegende Aufsatz beantwortet die von Claus Offe aufgeworfene Frage nach der sozialen Referenz des Gemeinwohls, also danach, welche Arten von Entitäten als Nutznießer gemeinwohlorientierter Politik infrage kommen. Ich weise zwei individualistische Antworten, wonach der Referenzpunkt des Gemeinwohls in der Gesamtheit beziehungsweise Mehrheit der Gemeinschaftsmitglieder besteht, zurück. Stattdessen optiere ich für eine holistische Antwort, wonach das Gemeinwesen qua soziale Entität Gemeinwohlträger ist.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"47 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"85087329","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Die Urteilskraft der Paria. Zum Standpunkt der Theoretikerin (bei) Hannah Arendt","authors":"T. Albrecht","doi":"10.5771/0340-0425-2023-2-206","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-2-206","url":null,"abstract":"Die jüngste Arendt-Forschung betont mit Nachdruck, dass Arendt jeglichen Bruch zwischen Teilnehmer- und Beobachterperspektive kategorisch abgelehnt habe. Der vorliegende Beitrag erinnert demgegenüber an diejenigen Momente in ihrem Denken, an denen sie eine Außenperspektive durchaus affirmiert und/oder selbst beansprucht hat. Für das Denken – als der Tätigkeit der Theoretikerin – ist ein Mindestmaß an Abstand zur Praxis sogar konstitutiv, den es zugleich auch benötigt, um seine Aufgabe zu erfüllen. Denn für Arendt befähigt erst dieser Abstand die Theorie zu ihren Urteilen über die Praxis.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"86833802","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Kapitalismus und Faschismus. Unternehmer und Manager in der NSDAP","authors":"P. Windolf","doi":"10.5771/0340-0425-2023-2-269","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-2-269","url":null,"abstract":"Die Bonapartismusthese zur Erklärung des Faschismus enthält eine Paradoxie: Angesichts sich verschärfender Klassenkonflikte waren die „freien“ Unternehmer bereit, auf ihre politischen Freiheitsrechte zu verzichten, um ihre privilegierte Position bewahren zu können. Im NS-Regime wurde diese Paradoxie in Form eines Doppelstaates institutionalisiert, der die Koexistenz von Kapitalismus und Faschismus ermöglichte. Es gab einen Normenstaat, in dem gewisse rechtsstaatliche Prinzipien beachtet wurden, und daneben einen Maßnahmenstaat, in dem Gewalt und Terror herrschten (Ernst Fraenkel). Die Unternehmer waren bereit, ihre Betriebe in den Dienst einer forcierten Aufrüstung zu stellen und ihre Loyalität gegenüber dem NS-Regime durch Eintritt in die NSDAP zu signalisieren. Von den Unternehmern und Managern der deutschen Großunternehmen sind ca. 38 Prozent in die Partei eingetreten.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"15 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"78367887","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Julia Teschlade, M. Motakef, Christine Wimbauer, L. Mobers
{"title":"Rechtlicher Wandel im Schneckentempo: LGBTQ*-Familien zwischen Gleichstellung und Heteronormativität","authors":"Julia Teschlade, M. Motakef, Christine Wimbauer, L. Mobers","doi":"10.5771/0340-0425-2023-1-85","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-1-85","url":null,"abstract":"Mit Blick auf LGBTQ*-Familien bleibt die rechtliche Gleichstellung in Deutschland hinter dem Wandel der Lebenswirklichkeit zurück. Durch diesen institutional lag werden Familien jenseits der Paar- und Cis-Norm weiter von familienpolitischen Rechten ausgeschlossen. Anhand qualitativer Interviews mit 13 LGBTQ*-Familien zeigen wir, wie Ungleichheiten im Recht fortbestehen und sich in die Familienpraxen einschreiben. Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität müssen daher als zentrale Determinanten sozialer Ungleichheit stärker berücksichtigt werden.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"27 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"78065864","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Beteiligungsprofis in der Demokratie. Zur Professionalisierung und Kommerzialisierung einer Wachstumsbranche","authors":"Eva Krick","doi":"10.5771/0340-0425-2023-3-454","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-3-454","url":null,"abstract":"Der Beitrag fokussiert auf eine Akteursgruppe, die potenziell erheblichen Einfluss auf Demokratieentwicklung und -qualität nehmen kann, bisher im deutschen Kontext aber noch kaum untersucht wurde. Im Zentrum steht das Wirken von „Beteiligungsprofis“, also hauptberuflich mit der Realisierung von Bürgerbeteiligung beschäftigten Akteuren. Es wird gefragt: Wie beeinflussen Beteiligungsprofis die Demokratieentwicklung? Die Studie ordnet zunächst die Tätigkeitsbereiche von Beteiligungsprofis verschiedenen Organisationstypen zu und zeichnet dann die Entwicklung der Branche in Deutschland in quantitativer und qualitativer Hinsicht nach. Schließlich werden die Auswirkungen der Professionalisierung und Kommerzialisierung des Feldes auf die Beteiligungspraxis und die Legitimität von Bürgerbeteiligung diskutiert. Der empirische Teil der Studie beruht vor allem auf der Auswertung von Interviews mit Beteiligungsprofis, Branchenverzeichnissen und zahlreichen Dokumenten wie etwa Gütekriterien oder Positionspapieren. In theoretischer Hinsicht wird insbesondere auf Ansätze der Professionssoziologie und der Demokratietheorie zurückgegriffen.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"35 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135400201","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Die Doxa der Kritik. Bietet die Eigenlogik der Städte Potenziale für eine kritische Stadtsoziologie?","authors":"Jochen Kibe","doi":"10.5771/0340-0425-2023-3-484","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-3-484","url":null,"abstract":"Ziel des Artikels ist es, das Potenzial sinnverstehender Soziologie für die kritische Stadtforschung aufzuzeigen. Zwar leistet die Perspektive der Eigenlogik der Städte eine Rekonstruktion städtischer Alltagsgewissheiten (Doxa). Kritische Stadtforschung sollte diese jedoch dekonstruieren („Zersetzung der Doxa“, Wacquant). Anhand des Flussbads Berlin wird illustriert, wie die Thematisierung dieses Projekts als „typisch Berlin“ politische Entscheidungen strukturiert. Die Eigenlogik der Städte ergänzt dann kritische Stadtsoziologie, indem sie die wissenspolitische Wirkmacht eigenlogischer Diskurse hervorhebt. Da sich führende Politiker*innen für das vermeintlich innovative Projekt begeistern, sollte Stadtforschung auch dies unter den Verdacht der Doxa stellen, damit sich ihre Kritik nicht in stereotypen Sprachspielen verliert.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"19 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135401542","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}