{"title":"Jenseits fixer Lagemaße. Die Change-Point-Analyse als Mittel zur empirischen Einteilung von Gruppen","authors":"Nils Jungmann, Michael Strothoff, O. Jandura","doi":"10.5771/1615-634x-2021-3-416","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-3-416","url":null,"abstract":"Im Fokus dieses Beitrages stehen Vorstellung und Elaboration der Change-Point-Analyse (CPA), eines alternativen empirischen Verfahrens zur Klassifikation kontinuierlicher Variablen auf der Grundlage von flexiblen Lagemaßen. Die Argumentation beginnt mit der Feststellung, dass in verschiedenen Bereichen der Kommunikationswissenschaft auf Gruppenbildungen zurückgegriffen wird. Neben normativ definierten Einteilungen werden dabei häufig anerkannte fixe Lagemaße wie der Median, der Mittelwert, Terzile oder Pentile (Extremgruppen) verwendet. Diese fixen Lagemaße stehen jedoch aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Mit dem in der Statistik entwickelten Change-Point-Ansatz liegt ein auf flexiblen Lagemaßen beruhendes Verfahren vor, das dieser Kritik begegnen kann. Anhand einer Sekundäranalyse einer Befragung von Wählerinnen und Wählern vor der Bundestagswahl 2009 wird die Differenzierungsleistung der Change-Point-Analyse im Vergleich zu den etablierten Kriterien am Beispiel des politischen Involvements herausgearbeitet.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"47407948","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Alltagspraktiken digitaler Teilhabe in Nachbarschaft und Stadt","authors":"P. Nitschke, Moritz Schweiger","doi":"10.5771/1615-634x-2021-3-363","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-3-363","url":null,"abstract":"Der Artikel untersucht Alltagspraktiken digitaler Teilhabe auf Ebene der Nachbarschaft und der Stadt anhand von Online-Nachbarschaftsplattformen. In theoretischer Hinsicht wird die Frage aufgeworfen, inwiefern Alltagspraktiken digitaler Teilhabe als mediale Integrationsleistungen zu verstehen sind, und es ist das Ziel des Artikels, das integrative Potenzial der Nachbarschaftsplattformen einzuschätzen. Dafür wird das Konzept Alltagspraktiken digitaler Teilhabe, bestehend aus den Dimensionen politische Partizipation und Vergemeinschaftung, aus der kommunikationswissenschaftlichen und stadtsoziologischen Literatur abgeleitet. Empirisch geprüft wurde das Konzept durch einen Methodenmix, bestehend aus standardisierter Inhaltsanalyse und qualitativen Interviews. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Plattformen vor allem Vergemeinschaftung fördern. Auf der Plattform werden lose Beziehungen gepflegt und es werden enge Beziehungen zu Menschen mit gemeinsamen Interessen und Bedürfnissen vermittelt. Das Zugehörigkeitsgefühl zur Nachbarschaft kann auch durch das alleinige Beobachten von Vergemeinschaftungspraktiken Anderer entstehen. Politische Partizipation ist auf den Plattformen hingegen weniger verbreitet und wird von den Nutzer*innen zudem ambivalent bewertet.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"41946140","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Mein Text, meine Meinung, meine Wissenschaftlerin? Eine qualitative Untersuchung zur Nutzung von Wissenschaftler*innen als opportune Zeugen","authors":"Luise Anter","doi":"10.5771/1615-634x-2021-3-397","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-3-397","url":null,"abstract":"Wissenschaftler*innen werden zunehmend in der Berichterstattung zitiert. Dieser Beitrag fragt, ob Journalist*innen Wissenschaftler*innen dabei als „opportune Zeugen“ (Hagen, 1992) einsetzen, also jene auswählen, deren Haltung sie teilen. Trotz umfangreicher Forschung zur Rolle von Wissenschaftler*innen in der Berichterstattung ist wenig über deren strategischen Einsatz abseits einer instrumentellen Aktualisierung ihrer Aussagen bekannt. Auch die Forschung zum Konzept der opportunen Zeugen beschäftigt sich kaum mit der Eignung dieser spezifischen Urhebergruppe und klammert zudem die Perspektive der Journalist*innen aus. Leitfadeninterviews mit 16 Print-Journalist*innen ergeben, dass diese zumindest laut ihrer Selbstauskunft Wissenschaftler*innen nicht kontinuierlich als opportune Zeugen verwenden, da letztere oft aufgrund mangelnder eigener Expertise und damit vor der Meinungsbildung konsultiert werden. Außerdem ist die Position ein eher aufwendig zu recherchierendes Selektionskriterium, das im Vergleich zu anderen Kriterien wie Medieneignung oftmals weniger relevant ist. Gleichwohl verweisen die Ergebnisse auf Unterschiede zwischen Ressorts, wissenschaftlichen Disziplinen und Erscheinungsrhythmen.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-08-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"42838711","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Co-Creation als Entwicklungsmethode. Zu Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Forschungssoftwareentwicklung am Beispiel der Sortiersoftware MeSort und Tagebuchsoftware MeTag","authors":"Florian Hohmann","doi":"10.5771/1615-634X-2021-1-97","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634X-2021-1-97","url":null,"abstract":"Die Verwendung von Forschungssoftware zur Unterstützung methodischer Vorgehensweisen insbesondere bei Untersuchungen zu Mediennutzung oder -aneignung innerhalb digitaler Medienumgebungen bietet Vorteile etwa bei der Datensammlung, -auswertung oder -darstellung. Forschungssoftware ist jedoch häufig sehr spezialisiert und an eher kleine Zielgruppen gerichtet. Diese haben einerseits sehr spezielle Ansprüche an die Funktionen einer solchen Software und sind andererseits, indem sie sie aktiv nutzen, wichtig für die Nachhaltigkeit und damit Langlebigkeit der Forschungssoftware. Eine Möglichkeit, Zielgruppenansprüche und Softwarenachhaltigkeit gewinnbringend miteinander zu vereinen und den Nutzerkreis der Forschenden schon bei der Softwareentwicklung zu involvieren, bietet der Co-Creation-Ansatz. Im Artikel wird gezeigt, wie der Einsatz von Co-Creation bei der Entwicklung von Forschungssoftware angewendet werden kann. Illustriert wird dies am Beispiel der beiden Programme MeTag und MeSort, die derzeit am ZeMKI in Bremen im Rahmen eines DFG-Projektes entstehen. Zunächst wird demonstriert, welche Vorteile der Einsatz von Forschungssoftware insbesondere zur Unterstützung cross-medialer Methoden in der Mediatisierungsforschung gegenüber herkömmlichen Vorgehensweisen bietet, und dann mit der Beschreibung zweier Workshops gezeigt, wie der Co-Creation-Ansatz bei der Entwicklung dieser Software im Projekt umgesetzt wurde.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"41995875","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Gerret von Nordheim, Lars Koppers, Karin Boczek, J. Rieger, Carsten Jentsch, H. Müller, Jörg Rahnenführer
{"title":"Die Entwicklung von Forschungssoftware als praktische Interdisziplinarität","authors":"Gerret von Nordheim, Lars Koppers, Karin Boczek, J. Rieger, Carsten Jentsch, H. Müller, Jörg Rahnenführer","doi":"10.5771/1615-634X-2021-1-80","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634X-2021-1-80","url":null,"abstract":"Wir stellen in diesem Aufsatz ein Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Kommunikationswissenschaft und Methodenwissenschaft (hier: Statistik) vor. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Kollaboration grundverschiedener Disziplinen über einen längeren Zeitraum verstetigen lässt. Der agilen Entwicklung von Forschungssoftware, die die fachübergreifende Zusammenarbeit strukturiert, kann hierbei eine zentrale Rolle zukommen. Sie ermöglicht zwei Ebenen der Zusammenarbeit mit verschiedenen Zeithorizonten: auf der einen werden zeitlich begrenzte Projekte umgesetzt, auf der anderen die längerfristige Zusammenarbeit organisiert. Wechselnde Team-Konstellationen und Hierarchien ermöglichen kontinuierlichen Wissensaustausch, die verwendete Programmiersprache ist Grundlage für die Entstehung einer fächerübergreifenden Kommunikation und die Orientierung auf ein gemeinsames Produkt schafft eine Kultur der gemeinsamen Verantwortlichkeit. Um die theoretischen Reflexionen an der Forschungspraxis zu spiegeln, greifen die Autor*innen auf ihre Erfahrungen im Kontext des Dortmund Center für datenbasierte Medien-Analyse (kurz: DoCMA) zurück. DoCMA ist deswegen als Fallbeispiel relevant, da Struktur und Organisation hier auf die Erfordernisse der agilen Entwicklung offener Forschungssoftware ausgerichtet wurden.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"49335368","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Digitale Methoden: Zur Positionierung eines Ansatzes","authors":"Richard Rogers","doi":"10.5771/1615-634X-2021-1-25","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634X-2021-1-25","url":null,"abstract":"Ziel dieses Aufsatzes ist es, ein Grundverständnis von digitalen Methoden und ihrer Anwendung zu vermitteln, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Software bei dieser Art der Forschung. Dazu wird in einem ersten Schritt argumentiert, warum es bei einer Forschung mittels digitaler Methoden nicht darum geht, Webdaten im Vergleich mit der sozialen Welt jenseits des Webs zu „überprüfen“. Vielmehr geht es darum, das Web in seiner eigenen Spezifik für die Forschung nutzbar zu machen. Entsprechend setzen digitale Methoden bei „nativ“, d. h. originär digitalen Daten an und unterscheiden sich so von anderen Methoden des Computational Turn in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Dies konkretisiert sich in der Forschungspraxis der digitalen Methoden, die anhand der Nutzung des Internet Archive, der Google Websuche, von Wikipedia, Facebook, Twitter und YouTube sowie plattformübergreifenden Studien veranschaulicht wird. Solche Beispiele machen deutlich, dass es bei digitalen Methoden um eine spezifische „Wiederverwendung“ von Online-Daten geht, ähnlich wie bei anderen non-responsiven Methoden.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"43651948","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Gütekriterien und Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von Forschungssoftware in der Kommunikations- und Medienwissenschaft","authors":"Mario Haim","doi":"10.5771/1615-634X-2021-1-65","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634X-2021-1-65","url":null,"abstract":"Die Entwicklung von Forschungssoftware ist für die empirische Kommunikations- und Medienwissenschaft (KMW) aufgrund sozialer, gesetzlicher, normativer und technologischer Veränderungen unabdingbar. Forschungssoftware umfasst dabei Skripte und Programme, die für den Zweck der Forschung und innerhalb des Fachs entwickelt werden, deren Entwicklung in der KMW jedoch, im Gegensatz zu einigen anderen Disziplinen, häufig innerhalb einzelner Forschungsprojekte und nicht selten durch (autodidaktisch) programmierende Forschende erfolgt - ein Umstand, der zwar Innovation fördert, gleichzeitig aber einer Institutionalisierung von Forschungssoftware entgegensteht. Dieser Beitrag leitet daher aus in dieser Hinsicht fortschrittlicheren Disziplinen neun Gütekriterien für Forschungssoftware in der KMW ab: Forschungssoftware sollte demnach zugänglich, anschlussfähig, verständlich, nachvollziehbar, autonom, strukturiert, verifiziert, umsichtig und nutzbar sein. Darauf aufbauend schlägt der Beitrag vier Handlungsempfehlungen vor, um diese Güte auch nachhaltig zu institutionalisieren: frühzeitige und gestärkte Methodenausbildung, angemessene Möglichkeiten der Sichtbarkeit und Anerkennung, mehr und passendere Förderformate sowie institutionalisierte Anreize, die eine professionelle Auseinandersetzung mit Forschungssoftware auch in Karriereoptionen übersetzen.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"46735520","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Literaturverzeichnis","authors":"","doi":"10.5771/1615-634x-2021-1-196","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-1-196","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70904370","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Die Digitalisierung von Lebensstilpolitik. Wie Soziale Medien lebensstilpolitisches Engagement prägen","authors":"Laura Leißner","doi":"10.5771/1615-634x-2021-3-380","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-3-380","url":null,"abstract":"Unter dem Eindruck digitaler Medien wandelt sich politische Partizipation heute grundlegend. Während diese Dynamik für Wahlkämpfe oder Protestbewegungen bereits intensiv untersucht wird, stehen alternative, in der alltäglichen Lebensführung verankerte Formen politischen Handelns selten im Fokus der Kommunikationswissenschaft. Der vorliegende Theoriebeitrag beschäftigt sich daher mit dem Konzept Lebensstilpolitik als Form politischer Partizipation und widmet sich dem Zusammenspiel Sozialer Medien und lebensstilpolitischem Engagement. Dazu wird Lebensstilpolitik im ersten Schritt über die Kategorien Handlungsintention und Handlungsfeld systematisch definiert und entlang der Kategorien Handlungsstrategie und Handlungsrahmen differenziert. Auf Basis dessen wird anschließend anhand von bisherigen Studien und Fallbeispielen erörtert, wie Soziale Medien jeweils die unterschiedlichen Ausprägungen lebensstilpolitischer Praxis prägen und beeinflussen, welche sie begünstigen oder auch erst ermöglichen. Dabei wird herausgearbeitet, dass Soziale Medien einerseits Informations- und Partizipationskosten reduzieren und so lebensstilpolitisches Engagement unterstützen. Andererseits erweitern sie das Repertoire lebensstilpolitischer Praxis, indem sie - wie andere Medien nie zuvor - die technische Infrastruktur zur Ausübung einer persuasiven und kollektiv orientierten Lebensstilpolitik bieten.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70904860","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
{"title":"Auf dem Weg in die postfaktische Politik?","authors":"Olaf Hoffjann, Lucas Seeber","doi":"10.5771/1615-634x-2021-4-483","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/1615-634x-2021-4-483","url":null,"abstract":"Die Erfolge von Politikern wie Donald Trump und Boris Johnson sowie von Parteien wie der AfD haben dazu geführt, dass mit Begriffen wie Desinformation, dem so genannten Bullshit oder Post-Truth Politics bzw. postfaktischer Politik bewusste Verstöße gegen die Wahrheitsnorm bzw. eine wachsende Irrelevanz von Wahrheit in der strategischen politischen Kommunikation intensiv diskutiert werden. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die erweiterte Perspektive postfaktischer Politik, die in Deutschland empirisch bislang kaum erforscht ist. Für die Existenz einer solchen postfaktischen Politik ist vor allem die Unterstellung derselben relevant. Der reflexive Charakter postfaktischer Politik impliziert, dass man nicht nur selbst postfaktische Politik unterstellt, sondern auch anderen unterstellt, dass sie von einer solchen postfaktischen Politik ausgehen. Dabei kann zwischen zwei Typen unterschieden werden: „Postfaktische Bürgerinnen“ unterstellen Politikerinnen eine weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit. „Postfaktische Akteurinnen“ erachten einen solchen gleichgültigen Umgang mit der Wahrheit für legitim. Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags: Wie bewerten Politikerinnen, Pressesprecherinnen und Journalistinnen die Verbreitung und Akzeptanz von Lügen und Bullshit in Deutschland? In welchem Ausmaß nehmen sie sich selbst als Teil einer postfaktischen Politik wahr? Und ergänzend: Wie reagieren Journalistinnen auf Politikerinnen, denen sie eine fehlende Relevanz der Wahrheit unterstellen. Dazu wurden in einer Onlinebefragung insgesamt 758 Abgeordnete des Bundestages und aller Landtage, der Mitglieder der Bundespressekonferenz und aller Landespressekonferenzen sowie Pressesprecherinnen von Parteien, Fraktionen und Ministerien auf Bundes- und Landesebene befragt. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass etwas mehr als die Hälfte der Befragten sich in einer postfaktischen Demokratie wähnt, während mehr als 90 Prozent der Befragten eine Politik erwarten, die ernsthaft, verbindlich und mit Wahrheitsanspruch auftritt.","PeriodicalId":36375,"journal":{"name":"Medien und Kommunikationswissenschaft","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2021-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"70905292","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}