{"title":"Ein stotternder Motor. Der blockierte deutsch-französische Bilateralismus in der Debatte um die Vertiefung der Währungs- und Wirtschaftsunion","authors":"Felix Syrovatka, E. Schneider","doi":"10.5771/9783748900900-159","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/9783748900900-159","url":null,"abstract":"Das deutsch-französische Verhältnis hat für den Prozess der europäischen Integrati‐ on eine besondere Bedeutung. Nicht nur weil Deutschland und Frankreich die bei‐ den größten Volkswirtschaften innerhalb der EU darstellen, sondern auch, weil der Integrationsprozess immer wieder auf die Kompromissdynamik zwischen diesen beiden großen europäischen Ländern angewiesen war. Zentrale Integrationsschritte gingen nicht selten auf einen gemeinsamen Vorschlag des deutsch-französischen „Power-Tandems“1 zurück, welcher zuvor in bilateralen Abstimmungen und Ver‐ handlungen erarbeitet wurde. Die Rolle des „deutsch-französischen Bilateralismus“2 ist für das europäische Staatsprojekt und die Europäische Union auch deshalb von großer Bedeutung, weil beide Staaten eine Repräsentationsfunktion besitzen. Wäh‐ rend Frankreich aufgrund historischer und ökonomischer Pfadabhängigkeiten eine enge Verbindung zu den Staaten der südeuropäischen Peripherie aufweist, ist Deutschland mit den nordund osteuropäischen Staaten politisch und ökonomisch eng verknüpft.3 Zugleich verkörpern Deutschland und Frankreich unterschiedliche Europavorstellungen, womit die bilateralen Einigungen immer auch Ausdruck eines Kräfteverhältnisses innerhalb der EU darstellte. In der Krise scheint der deutsch-französische Motor jedoch ins Stocken geraten zu sein. Während zu Beginn der Krise das gemeinsame Agieren des damaligen fran‐ zösischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel die mediale Öffentlichkeit zur Namenskreation „Merkozy“ inspirierte, er‐ scheinen die Interessen Deutschlands und Frankreichs zunehmend gegenläufig. Vor allem im Bereich der europäischen Wirtschaftsintegration prallen die unterschiedli‐ chen Vorstellungen beider Länder diametral aufeinander. Dies wird vor allem in der aktuellen Diskussion über die Vertiefung und Vollendung der Wirtschaftsund Wäh‐ 1.","PeriodicalId":286676,"journal":{"name":"Staatsprojekt Europa","volume":"119 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"114108156","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}