März/April 1959Pub Date : 1959-12-31DOI: 10.1524/olzg.1959.54.16.59
H. Senk
{"title":"Gestalt und Geschichte der altägyptischen Kunst","authors":"H. Senk","doi":"10.1524/olzg.1959.54.16.59","DOIUrl":"https://doi.org/10.1524/olzg.1959.54.16.59","url":null,"abstract":"Es bedeutete für dieÄgyptologie eine forschungsgeschichtliche Wende, als F. W. v. Bissing seine leider unvollendet gebliebene Kunstgeschichte mit den heute so selbstverständlich klingenden Worten einleitete: „Eine Kunstgeschichte soll keine Kulturgeschichte sein\"2 . Und wenn v. Bissing mit dieser Erklärung auch mehr betonen wollte, daß aus dem umfangreichen Denkmälerbestand das für die Kunstgeschichte Bezeichnende und Wesentliche herauszuheben sei, so war in dieser Forderung doch bereits der weiterführende Gedanke enthalten, daß das ägyptische Bildwerk nicht mehr nur als illustrierender Teil der Kulturgeschichte zu gelten habe, sondern daß sich darüber hinaus die Kultur selbst erst in der Gestalt des Bildwerkes in ihren letzten und tiefsten Bezügen offenbare. In der Tat hat sich auch inzwischen für Ägypten erwiesen, daß uns da, wo literarische und unmittelbar kulturgeschichtliche Zeugnisse fehlen oder unzureichend sind, der geistesgeschichtliche Ablauf keineswegs verschlossen bleibt, sondern daß das Bildwerk vollwertiger Träger und Bürge kulturlichen Ausdruckes ist3 . Kein Wunder, daß sich mit der Erkenntnis einer solchen weltanschaulichen Funktion des Bildwerkes auch eine besondere Beurteilung der ägyptischen Bildform entwickelte. Denn eine solche Beurteilung setzt zwar mit der archäologischen Auswertung ein, führt aber zugleich über sie zur kunstgeschichtlichen Deutung hinaus, wobei die Grenzen methodologisch nicht immer sicher zu ziehen sind und — auch nicht gezogen werden sollten. Denn richtig verstandene archäologische „Feststellung\" und kunstgeschichtliche „Deutung\" ergänzen und kontrollieren sich wechselseitig. Dabei ergibt die Praxis immer wieder, daß eine sich beschränkende Feststellung des Formalen4 fördernder ist als eine allzu metaphysizierende Deutung. Manche Erfah-","PeriodicalId":299603,"journal":{"name":"März/April 1959","volume":"11 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"1959-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"131093203","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}