R. Männchen
{"title":"除了缺乏空间还会影响临床的选择?","authors":"R. Männchen","doi":"10.1055/s-0031-1279775","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Antwort ▼ Ob, respektive bei welchen Patienten im Rahmen von kieferorthopädischen Behandlungen Zähne extrahiert werden sollen, war immer wieder verschiedenen Modeströmungen, dem Zeitgeist und teilweise sogar ethnischen Vorurteilen unterworfen. Häufi g wird die Diskussion über die Notwendigkeit von Extraktionsbehandlungen mehr emotional als sachlich geführt, und je länger desto mehr ist es die Industrie, die vorgibt, die Antwort zu kennen [ 1 ] . Zurzeit von Edward Hartley Angle war die kieferorthopädische Behandlung ohne Extraktion ein Muss. Dank charismatischer Protagonisten wie Cetlin und Damon erlebt diese Bewegung seit einigen Jahren eine Renaissance. Im Gegensatz dazu wurden bei der Begg-Technik häufi g schon bei der ersten Konsultation mehr oder weniger unbesehen alle ersten Prämolaren extrahiert. Charles Tweed war einer der ersten, die versucht haben, Regeln zu formulieren, in welchen Fällen extrahiert werden sollte und in welchen dies sogar kontraindiziert ist. Hierfür hat er sein berühmtes Dreieck Manibular Plane – Frankfurter Horizontale – Achsenneigung der unteren Inzisiven benutzt. In der Regel hat er einen Winkel der unteren Inzisiven zur Mandbular Plane (IMPA) von 90° und zur Frankfurter Horizontalen (FIA) von 60° angestrebt und versucht, die unteren Scheidezähne in der Mitte der Symphyse oder „above the basal bone“, also über der basalen Knochenspange zu platzieren. Je nach Platzsituation waren hierfür Extraktionen notwendig oder eben nicht. Cecile Steiner hat mit seiner berühmten, 1953 veröff entlichten Analyse zusätzlich versucht, die sagittale Verzahnung inklusive kompensierenden Frontachsen und den Einfl uss geplanter intermaxillärer Kräfte zu berücksichtigen. Es ist häufi g der Unterkiefer, der aufgrund des Fehlens einer Sutur den limitierenden Faktor darstellt. Eine dentale Expansion im Unterkiefer rezidiviert zu 100 % und mehr [ 2 ] , und kann somit nicht als probates Mittel zur Engstandaufl ösung angesehen werden. Eine Distalisierung der unteren Molaren ist technisch aufwendig und kann eigentlich nur mit TADs verlässlich durchgeführt werden. Allerdings kann dies zur Retention der 2. Molaren führen. Somit bleiben neben der Extraktion nur die Protrusion der Unterkiefer-Front oder eine interdentale Schmelzreduktion, um einen Platzmangel aufzulösen. Die interdentale Schmelzreduktion stößt relativ schnell an Grenzen, da vor dem Eingriff die Schmelzdicke mit normalen Röntgentechniken nicht zuverlässig abgeschätzt werden kann. Sicher ist einzig, dass die minimale approximale Schmelzdicke bei den unteren Fronzähnen auf Höhe des Kontaktpunktes ca. 0,3 mm beträgt [ 3 ] . Schmelzreduktionen von mehr als 0,1 mm pro Oberfl äche scheinen deshalb gewagt. Björk & Skieller [ 4 ] haben in Ihren Implantatstudien nachgewiesen, dass während des pubertären Wachstumsspurtes nur beim massiv anterior rotierenden Wachstumsmuster eine klinisch relevante Knochen-Apposition labial der unteren Inzisiven zu erwarten ist. In allen anderen Fällen fi ndet entweder keine nennenswerte Apposition oder sogar eine deutliche Resorption statt. Somit werden die Frontzähne bei der Protrusion nicht selten über die labiale Knochengrenze hinausbewegt; es entstehen knöcherne Fenestrationen, Dehiszenzen und/oder Rezessionen der marginalen Gingiva. Die Qualität, Dicke und vertikale Breite der attached Gingiva scheint dabei von Bedeutung zu sein. Obwohl dieser Zusammenhang Bibliografi e DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0031-1279775 Inf Orthod Kieferorthop 2011; 43: 151–152 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0022-0336","PeriodicalId":40971,"journal":{"name":"Informationen aus Orthodontie und Kieferorthopaedie","volume":"25 1","pages":"151 - 152"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2011-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Welche Faktoren außer Platzmangel beeinflussen die klinische Extraktionsentscheidung?\",\"authors\":\"R. Männchen\",\"doi\":\"10.1055/s-0031-1279775\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Antwort ▼ Ob, respektive bei welchen Patienten im Rahmen von kieferorthopädischen Behandlungen Zähne extrahiert werden sollen, war immer wieder verschiedenen Modeströmungen, dem Zeitgeist und teilweise sogar ethnischen Vorurteilen unterworfen. 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In der Regel hat er einen Winkel der unteren Inzisiven zur Mandbular Plane (IMPA) von 90° und zur Frankfurter Horizontalen (FIA) von 60° angestrebt und versucht, die unteren Scheidezähne in der Mitte der Symphyse oder „above the basal bone“, also über der basalen Knochenspange zu platzieren. Je nach Platzsituation waren hierfür Extraktionen notwendig oder eben nicht. Cecile Steiner hat mit seiner berühmten, 1953 veröff entlichten Analyse zusätzlich versucht, die sagittale Verzahnung inklusive kompensierenden Frontachsen und den Einfl uss geplanter intermaxillärer Kräfte zu berücksichtigen. Es ist häufi g der Unterkiefer, der aufgrund des Fehlens einer Sutur den limitierenden Faktor darstellt. Eine dentale Expansion im Unterkiefer rezidiviert zu 100 % und mehr [ 2 ] , und kann somit nicht als probates Mittel zur Engstandaufl ösung angesehen werden. Eine Distalisierung der unteren Molaren ist technisch aufwendig und kann eigentlich nur mit TADs verlässlich durchgeführt werden. Allerdings kann dies zur Retention der 2. Molaren führen. Somit bleiben neben der Extraktion nur die Protrusion der Unterkiefer-Front oder eine interdentale Schmelzreduktion, um einen Platzmangel aufzulösen. Die interdentale Schmelzreduktion stößt relativ schnell an Grenzen, da vor dem Eingriff die Schmelzdicke mit normalen Röntgentechniken nicht zuverlässig abgeschätzt werden kann. Sicher ist einzig, dass die minimale approximale Schmelzdicke bei den unteren Fronzähnen auf Höhe des Kontaktpunktes ca. 0,3 mm beträgt [ 3 ] . Schmelzreduktionen von mehr als 0,1 mm pro Oberfl äche scheinen deshalb gewagt. Björk & Skieller [ 4 ] haben in Ihren Implantatstudien nachgewiesen, dass während des pubertären Wachstumsspurtes nur beim massiv anterior rotierenden Wachstumsmuster eine klinisch relevante Knochen-Apposition labial der unteren Inzisiven zu erwarten ist. In allen anderen Fällen fi ndet entweder keine nennenswerte Apposition oder sogar eine deutliche Resorption statt. 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Welche Faktoren außer Platzmangel beeinflussen die klinische Extraktionsentscheidung?
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