{"title":"纽约纽约","authors":"D. Lüftner1, K. Possinger1","doi":"10.1055/s-2000-11208","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Lebensqualität tritt als grundlegender Patientenwunsch zunehmend in den Vordergrund. Dieser Entwicklung steht die Schwierigkeit entgegen, Lebensqualität als psychologisches Konstrukt zu erfassen und sie für bestimmte Patientengruppen zu kennzeichnen. Noch schwieriger ist es, Lebensqualität metrisch zu evaluieren, um intraund interindividuell Verläufe aufzeigen und Vergleiche anstellen zu können. Bei der Lebensqualitätsmessung wird versucht, einen primär qualitativen Wert zu quantifizieren, was definitionsgemäß unmöglich ist. Daher muss man sich darauf beschränken, Faktoren zu messen, die im allgemeinen mit Lebensqualität verbunden werden. Lebensqualität ist in seinem inhaltlichen Verständnis der zeitlichen Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft unterworfen und wird objektiv und subjektiv unterschiedlich gewertet. Dies impliziert die Dynamik der Lebensqualität in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Sozialstatus und vielen anderen Faktoren. Krankheitsverarbeitung (Coping) und Lebensqualität stehen miteinander in engem Bezug. Dies ist um so wichtiger, als sich Copingmechanismen in Lebensqualitätsfragebögen nicht widerspiegeln müssen. Die wichtigen Ergebnisse über Coping beim Mammakarzinom wurden nicht mit Fragebögen erarbeitet, sondern in klassischen psychologischen Interviews, welche eine intakte Arzt/Psychologen-Patient-Beziehung voraussetzen. Es konnte gezeigt werden, dass sogenanntes adaptives Coping wie Kampf oder aktives Verleugnen mit einer Verlängerung der Überlebenszeit einhergehen, im Vergleich zu maladaptivem Coping wie Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit. In der metastasierten Situation kann bei Mammakarzinompatientinnen die subjektive Lebensqualität über sehr lange Zeit sehr stabil bleiben, auch wenn die Erkrankung objektiv ausgeprägte Symptome verursacht. Dies lässt sich auf die vermehrte Coping-Arbeit mit dem Ziel einer stabilen Lebenszufriedenheit zurückführen. Will man auch in dieser Situation Lebensqualität noch annähernd objektiv erfassen, muss man versuchen, das Coping zu überlisten, ohne der Patientin dabei zu schaden. Dies ist nur durch die Bewertung objektivierbarer, meist funktioneller Parameter möglich. Die Beurteilung der Lebensqualität wird somit erst dann valide, wenn sie sich an objektive Parameter anlehnt. Summary","PeriodicalId":23887,"journal":{"name":"Zeitschrift für Krebsforschung und Klinische Onkologie","volume":"8 1","pages":"50 - 55"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2000-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Lebensqualität bei Mammakarzinom-Patientinnen\",\"authors\":\"D. Lüftner1, K. 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