{"title":"Ulisse Dogà: „Von der Armut am Geiste.“ Die Geschichtsphilosophie des jungen Lukács. Bielefeld: Aisthesis (Lukács-Studien, Bd. 3), 2019. 376 S.","authors":"Anna Zsellér","doi":"10.1515/arcadia-2020-2009","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Ulisse Dogà, dessen zweites Buch über Celan einem einzigen Gedicht gewidmet ist, folgt mit seinem neuen Buch ebenfalls dem Prinzip der exzentrischen Konzentration auf ein Werk. Mit »Von der Armut am Geiste«: Die Geschichtsphilosophie des jungen Lukács eröffnet er wieder ein „unheimliches Panorama“ durch eine „philologisch präzise Lektüre“, wie Johannes Steinzinger anlässlich des Celan‐ Buches bemerkte; allerdings entsteht diesmal ein Panorama, das rein textwissenschaftlich betrachtet in einen Abgrund blicken lässt, da Dogàs Arbeit die ‚Interpretation‘ eines Buches leistet, die in einer endgültigen und abgerundeten Form nie entstanden ist: des Buches von Georg Lukács über Dostojewski. Die Theorie des Romans (verfasst 1915) kann nach Lukács als „Einleitungskapitel“ (24) dieses geplanten, umfassenden Werks betrachtet werden. Zur nie geschriebenen Arbeit Lukács’ über Dostojewski, deren Konturen und Aufbau in den sog. DostojewskiNotizen überliefert sind, heißt es bei Dogà: „Es sollte ein Buch sein, das alle fragmentarischen, apodiktischen Äußerungen Lukács’ der Jahre 1911–1917 über Dostojewski in eine klare und definitive Richtung stellt und löst.” (116) Sogar wenn man den Worten Agambens Glauben schenkt, dass „[j]edes geschriebene Werk [...] als Vorwort (oder eher als verlorene Wachsschicht) eines nie geschriebenen Werkes betrachtet werden [kann]”, ist man geneigt, dem Unternehmen, das die Interpretation eines nicht fertig geschriebenen Werks anzielt, mit Skepsis zu begegnen. Doch das Versprechen der vorliegenden Arbeit ist, genauer betrachtet, nicht lediglich eine Interpretation der fragmentarischen Notizen zu leisten, sondern diese Notizen in den breit verstandenen ideengeschichtlichen und literaturhistorischen Kontext einzubetten. Insofern handelt es sich hier eher um eine","PeriodicalId":43010,"journal":{"name":"ARCADIA","volume":"24 1","pages":"293 - 300"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2020-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ARCADIA","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/arcadia-2020-2009","RegionNum":4,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE","Score":null,"Total":0}
Ulisse Dogà: „Von der Armut am Geiste.“ Die Geschichtsphilosophie des jungen Lukács. Bielefeld: Aisthesis (Lukács-Studien, Bd. 3), 2019. 376 S.
Ulisse Dogà, dessen zweites Buch über Celan einem einzigen Gedicht gewidmet ist, folgt mit seinem neuen Buch ebenfalls dem Prinzip der exzentrischen Konzentration auf ein Werk. Mit »Von der Armut am Geiste«: Die Geschichtsphilosophie des jungen Lukács eröffnet er wieder ein „unheimliches Panorama“ durch eine „philologisch präzise Lektüre“, wie Johannes Steinzinger anlässlich des Celan‐ Buches bemerkte; allerdings entsteht diesmal ein Panorama, das rein textwissenschaftlich betrachtet in einen Abgrund blicken lässt, da Dogàs Arbeit die ‚Interpretation‘ eines Buches leistet, die in einer endgültigen und abgerundeten Form nie entstanden ist: des Buches von Georg Lukács über Dostojewski. Die Theorie des Romans (verfasst 1915) kann nach Lukács als „Einleitungskapitel“ (24) dieses geplanten, umfassenden Werks betrachtet werden. Zur nie geschriebenen Arbeit Lukács’ über Dostojewski, deren Konturen und Aufbau in den sog. DostojewskiNotizen überliefert sind, heißt es bei Dogà: „Es sollte ein Buch sein, das alle fragmentarischen, apodiktischen Äußerungen Lukács’ der Jahre 1911–1917 über Dostojewski in eine klare und definitive Richtung stellt und löst.” (116) Sogar wenn man den Worten Agambens Glauben schenkt, dass „[j]edes geschriebene Werk [...] als Vorwort (oder eher als verlorene Wachsschicht) eines nie geschriebenen Werkes betrachtet werden [kann]”, ist man geneigt, dem Unternehmen, das die Interpretation eines nicht fertig geschriebenen Werks anzielt, mit Skepsis zu begegnen. Doch das Versprechen der vorliegenden Arbeit ist, genauer betrachtet, nicht lediglich eine Interpretation der fragmentarischen Notizen zu leisten, sondern diese Notizen in den breit verstandenen ideengeschichtlichen und literaturhistorischen Kontext einzubetten. Insofern handelt es sich hier eher um eine
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