{"title":"布科维纳夫人的另一位,在殖民宣言和跨文化观点之间的选择:作家主编路德维希·阿道夫·史芬尼维奇的案例","authors":"Giulia Fanetti","doi":"10.3726/ja531_69","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die geistige und literarische Strömung, die als Postkolonialismus bezeichnet wird, gestaltet sich als eine Folge der ab den Siebzigern erschienenen Texte Edward Saids1, die wesentlich auf die westlichen Standpunkte einwirkten, und die bereits die Grundthese zukünftiger Studien formulierten: als Folge jahrhundertlanger unausgeglichener Machtverhältnisse habe der Westen den Osten erschaffen. ,,The West is the spectator, the judge and jury, of every facet of Oriental behavior”2, und das Urteil entspricht der Definition vom Orientalischen selbst, die auf westlichen Kategorien beruht und sich an bestimmten Stereotypen orientiert. Die grundlegende Basis dieses Prozesses ist das, was auch die Matrix des Kolonialismus darstellt, d.h. die Vergegenständlichung des Menschen, die Reifikation des Subjekts, aus dem ein zu beherrschendes, auszubeutendes und wissenschaftlichen Forschungen zu unterziehendes Objekt wird3. Die kolonialistische Intention bewegt sich von der Kenntnis des Anderen zu seiner Beherrschung fort: das wird durch Militäraktionen, politische Maßnahmen und natürlich auch durch die Kulturpolitik erreicht, um Macht über das kollektive Bewusstsein und das kulturelle Gedächtnis zu erobern, außer Boden und Ressourcen. Dazu ist die Alphabetisierung in den jeweils eigenen Sprachen das wirksamste Mittel, weil sie sich tatsächlich als kulturelle Alphabetisierung erweisen kann: sie lässt ein Herrschaftsverhältnis der Kolonistenkultur über die autochthonen Kulturen entstehen, wobei die letzteren erdrückt und in eine folkloristische Dimension gedrängt werden. 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Der Andere in der Bukowina, zwischen Kolonialrhetorik und interkultureller Perspektive: der Fall des Autor-Herausgebers Ludwig Adolf Staufe Simiginowicz
Die geistige und literarische Strömung, die als Postkolonialismus bezeichnet wird, gestaltet sich als eine Folge der ab den Siebzigern erschienenen Texte Edward Saids1, die wesentlich auf die westlichen Standpunkte einwirkten, und die bereits die Grundthese zukünftiger Studien formulierten: als Folge jahrhundertlanger unausgeglichener Machtverhältnisse habe der Westen den Osten erschaffen. ,,The West is the spectator, the judge and jury, of every facet of Oriental behavior”2, und das Urteil entspricht der Definition vom Orientalischen selbst, die auf westlichen Kategorien beruht und sich an bestimmten Stereotypen orientiert. Die grundlegende Basis dieses Prozesses ist das, was auch die Matrix des Kolonialismus darstellt, d.h. die Vergegenständlichung des Menschen, die Reifikation des Subjekts, aus dem ein zu beherrschendes, auszubeutendes und wissenschaftlichen Forschungen zu unterziehendes Objekt wird3. Die kolonialistische Intention bewegt sich von der Kenntnis des Anderen zu seiner Beherrschung fort: das wird durch Militäraktionen, politische Maßnahmen und natürlich auch durch die Kulturpolitik erreicht, um Macht über das kollektive Bewusstsein und das kulturelle Gedächtnis zu erobern, außer Boden und Ressourcen. Dazu ist die Alphabetisierung in den jeweils eigenen Sprachen das wirksamste Mittel, weil sie sich tatsächlich als kulturelle Alphabetisierung erweisen kann: sie lässt ein Herrschaftsverhältnis der Kolonistenkultur über die autochthonen Kulturen entstehen, wobei die letzteren erdrückt und in eine folkloristische Dimension gedrängt werden. Angesichts dieser jahrhundertelangen Usurpation benehmen sich die postkolonialen Forscher wie Archäologen bzw. Detektive, indem sie zum Schweigen gebrachten Stimmen von gestern und heute nachgehen und erforschen.