那是什么

IF 0.1 4区 历史学 0 CLASSICS
P. Sprengel
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Mit der spektakulären Berufung des blutjungen Paul Heyse (1854, auf Empfehlung Emanuel Geibels) nach München gab er den entscheidenden Impuls zur Entstehung des Münchner Dichterkreises «Die Krokodile», dem neben Geibel und Heyse seinerzeit so populäre Namen wie Friedrich Bodenstedt, Wilhelm Hertz, Hermann Lingg und Adolf Friedrich von Schack angehörten.1 Als Vorbild diente – bis hin zur Anlehnung an eine förderwillige Residenz – zweifellos die bildungsgesättigte Formkunst des Weimarer Klassizismus, und so haftete den Münchner Aktivitäten der 1850er bis 1870er Jahre auch von Anfang an der Ruch des Epigonalen an. Dass die «Krokodile» und die ihnen nahestehenden bildenden Künstler durchaus einen – um im Bilde zu bleiben – eigenen Biss und einen charakteristischen Zugang zur Antike besaßen, der in seiner inneren Konsequenz auch zukunftsfähige Aspekte aufweist, ist im Folgenden an Beispielen aus dem Schaffen Heyses und des Malers und Zeichners Bonaventura Genelli zu zeigen. Heyses bekannte Novelle Der letzte Centaur ist in drei verschiedenen Fassungen überliefert: der Buchfassung von 1871, einem unmittelbar vorangehenden Zeitungsdruck von 1870 und der stark abweichenden, noch nicht als Rahmengeschichte angelegten Erstveröffentlichung (unter dem Titel Der Centaur) in der Berliner Zeitschrift Argo 1859.2 Die Erstfassung, auf die wir uns zunächst beschränken, inszeniert das Zusammentreffen eines aus der Antike übrig gebliebenen Kentauren3 mit der Zivilisation des 19. Jahrhunderts als im wahrsten Sinne ‹unmögliche› Begegnung. In zyklischer Komposition lässt sie das Fabelwesen am Schluss in dieselbe ewige Bergwelt zurückkehren, aus der es am Anfang niedergestiegen ist, um mit wachsendem Befremden die Veränderungen zu registrieren, die die Fortschritte der Religion und der Wissenschaft der Menschenwelt (hier in ihrer oberbayrischen Variante vorgeführt) gebracht haben. Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei die Konfrontation mit dem Christentum bzw. 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摘要

麦西米兰二世国王1848—1864年,巴伐利亚在位期间,其父亲路易斯安那一世的古典艺术政策——不同程度的侧重点——随着伦敦首府的建筑设计,他一手建立了以诗人为中心的宫廷。blutjungen保罗Heyse之的召唤——根据伊曼纽尔Geibels建议1854到慕尼黑去给他恰到好处地蛊惑建立《慕尼黑Dichterkreises«鳄鱼»Geibel旁边和小钱Heyse弗里德里希Bodenstedt一样的名字是威廉·赫兹,赫尔曼Lingg和阿道夫·弗里德里希·冯·Schack angehörten.1慕尼黑——从中世纪50年代到70年代的慕尼黑活动自此开始,这充分利用了魏玛新文化的形式和优惠住所。鳄鱼«»和他们的精美异见艺术家完全是一个——为了保持自己的咬和形像的获得为古代贫乏,在其内部作出的后果也可持续方面的能力,是在下列单词从创造Heyses和漫画作者和Bonaventura Genelli展现.Heyses广为人知的一个女,最后是Centaur在三个以流传:1871年,一个直接的Buchfassung vorangehenden Zeitungsdruck 1870和强壮的异同,还未作Rahmengeschichte主要Erstveröffentlichung (Centaur)在柏林的杂志标题下Argo 1859.2 Erstfassung在限制我们最初认为的交集从古代剩下Kentauren3之文明19 .世纪时曾经真的‹不可能›.相遇在周期性的合成中,神话生物最后返回到永恒的山林,也就是在起初从那里下来的山林,借此惊讶地看到了人类宗教和科学(这里在上巴伐利亚变种)的演变所带来的变化。跟基督教或天主教进行对抗是一项重要的功能:首先,马人遇到圣塞巴斯蒂安的木制雕像,然后又在一座山地教堂中找到圣母坛,他怀着极大的同情和无意识地看待它。下面是牧师的决定
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Daphnis’ Scham oder die Lehre des Kentauren
König Maximilian II. von Bayern setzte während seiner Regierungszeit (1848–1864) die klassizistische Kunstpolitik seines Vaters Ludwig I. mit verändertem Schwerpunkt fort, indem er – nach der architektonischen Ausgestaltung der Landeshauptstadt durch Leo von Klenze – nun vor allem Dichter um seinen Hof scharte. Mit der spektakulären Berufung des blutjungen Paul Heyse (1854, auf Empfehlung Emanuel Geibels) nach München gab er den entscheidenden Impuls zur Entstehung des Münchner Dichterkreises «Die Krokodile», dem neben Geibel und Heyse seinerzeit so populäre Namen wie Friedrich Bodenstedt, Wilhelm Hertz, Hermann Lingg und Adolf Friedrich von Schack angehörten.1 Als Vorbild diente – bis hin zur Anlehnung an eine förderwillige Residenz – zweifellos die bildungsgesättigte Formkunst des Weimarer Klassizismus, und so haftete den Münchner Aktivitäten der 1850er bis 1870er Jahre auch von Anfang an der Ruch des Epigonalen an. Dass die «Krokodile» und die ihnen nahestehenden bildenden Künstler durchaus einen – um im Bilde zu bleiben – eigenen Biss und einen charakteristischen Zugang zur Antike besaßen, der in seiner inneren Konsequenz auch zukunftsfähige Aspekte aufweist, ist im Folgenden an Beispielen aus dem Schaffen Heyses und des Malers und Zeichners Bonaventura Genelli zu zeigen. Heyses bekannte Novelle Der letzte Centaur ist in drei verschiedenen Fassungen überliefert: der Buchfassung von 1871, einem unmittelbar vorangehenden Zeitungsdruck von 1870 und der stark abweichenden, noch nicht als Rahmengeschichte angelegten Erstveröffentlichung (unter dem Titel Der Centaur) in der Berliner Zeitschrift Argo 1859.2 Die Erstfassung, auf die wir uns zunächst beschränken, inszeniert das Zusammentreffen eines aus der Antike übrig gebliebenen Kentauren3 mit der Zivilisation des 19. Jahrhunderts als im wahrsten Sinne ‹unmögliche› Begegnung. In zyklischer Komposition lässt sie das Fabelwesen am Schluss in dieselbe ewige Bergwelt zurückkehren, aus der es am Anfang niedergestiegen ist, um mit wachsendem Befremden die Veränderungen zu registrieren, die die Fortschritte der Religion und der Wissenschaft der Menschenwelt (hier in ihrer oberbayrischen Variante vorgeführt) gebracht haben. Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei die Konfrontation mit dem Christentum bzw. Katholizismus ein: Der Pferdemensch stößt zunächst auf eine Holzfigur des Heiligen Sebastian und in der Kapelle eines Bergdorfs auf einen Marienaltar, den er mit ebenso viel Wohlwollen wie Unverständnis betrachtet. Der Pfarrer, dessen Got-
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期刊介绍: The ANTIKE UND ABENDLAND yearbook was founded immediately after the Second World War by Bruno Snell as a forum for interdisciplinary discussion of topics from Antiquity and the history of their later effects. The Editorial Board contains representatives from the disciplines of Classical Studies, Ancient History, Germanic Studies, Romance Studies and English Studies. Articles are published on classical literature and its reception, the history of science, Greek myths, classical mythology and its European heritage; in addition, there are contributions on Ancient history, art, philosophy, science, religion and their significance for the history of European culture and thought.
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