{"title":"他们被从地狱中移除:[…]节日历史","authors":"Christina Abenstein","doi":"10.1515/anab-2015-0105","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"In Humanisten-Briefwechseln findet sich vielfach das Bild von antiken Autoren in Trauerkleidung, die auf mancherlei Weise beschmutzt und entstellt seien und die es aus ihrem Gefängnis – bildhaft für deutsche oder allgemein nördlich der Alpen befindliche Bibliotheken – zu befreien und zu reinigen gelte. Mithilfe von dergleichen Metaphern rechtfertigen die mit Recht so genannten Handschriftenjäger zu Beginn des 15. Jahrhunderts in ihren Briefwechseln voreinander die zum Teil rücksichtslose Plünderung transalpiner Klöster. «Gefängnis» ist gleichwohl nicht das einzige Bild, das man für diese Verwendung findet; mitunter sollen die antiken Schriften auch aus der Unterwelt wieder heraufgeführt werden. So leitet der Ausdruck excitanda sunt ab inferis im Titel des Beitrags eine Aufzählung zahlreicher Werke diverser lateinischer Autoren ein, die das Ende einer Liste von zum Teil bereits wiederentdeckten und als solche mit einer Form von repertus markierten Autoren resp. Werken bildet, die ihrerseits am Ende einer Cicero-Handschrift gefunden wurde2 und ihrem Titel zufolge – Commentarium Nicolai Nicoli in peregrinatione Germanie – von dem Florentiner Handschriftensammler Niccolò Niccoli (um 1365–1437) stammt. Bezüglich dieser Liste sind allerdings zwei Einschränkungen zu machen: Erstens fand Nicolai Rubinstein heraus, dass ihr, abgesehen von jener Aufzählung von Desideraten an ihrem Ende, wahrscheinlich zwei Inventare zugrunde liegen, die Niccoli von Poggio Bracciolini (1380–1459) und die dieser seinerseits von dem durch Ludwig Pralle als Heinrich von Grebenstein identifizierten3 Hersfelder Mönch bekommen hatte; Niccoli selbst hätte demnach nur die Desideratenliste angefügt.4 Und ob es sich zweitens bei dem Commentarium als Ganzem tatsächlich um jenen index handelt, den Niccoli einem Brief des Camaldulenser-Mönchs Ambrogio Traversari zufolge den Kardinälen Niccolò Albergati und Giuliano Cesarini vor ihrem Aufbruch nach Deutschland und Frankreich im Jahr 1431 mit auf den Weg gegeben habe,5 ist trotz der Tatsache, dass man dergleichen oft liest, unklar bis zweifelhaft. Remigio Sabbadini widmet dem Commentarium die Einleitung zu seiner 1914 in Catania erschienenen Schrift Storia e critica di testi latini, setzt dieses darin jedoch ebenso wie später Rubinstein gleichsam selbstverständlich mit dem bei Traversari erwähnten index gleich, obwohl gerade auch die unterschiedliche Bezeichnung – commentarium vs. index – zu Zweifeln Anlass gibt.","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"61 1","pages":"57 - 65"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2015-01-13","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2015-0105","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Excitanda sunt ab inferis: […] hystoriae festenellanae\",\"authors\":\"Christina Abenstein\",\"doi\":\"10.1515/anab-2015-0105\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"In Humanisten-Briefwechseln findet sich vielfach das Bild von antiken Autoren in Trauerkleidung, die auf mancherlei Weise beschmutzt und entstellt seien und die es aus ihrem Gefängnis – bildhaft für deutsche oder allgemein nördlich der Alpen befindliche Bibliotheken – zu befreien und zu reinigen gelte. 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Excitanda sunt ab inferis: […] hystoriae festenellanae
In Humanisten-Briefwechseln findet sich vielfach das Bild von antiken Autoren in Trauerkleidung, die auf mancherlei Weise beschmutzt und entstellt seien und die es aus ihrem Gefängnis – bildhaft für deutsche oder allgemein nördlich der Alpen befindliche Bibliotheken – zu befreien und zu reinigen gelte. Mithilfe von dergleichen Metaphern rechtfertigen die mit Recht so genannten Handschriftenjäger zu Beginn des 15. Jahrhunderts in ihren Briefwechseln voreinander die zum Teil rücksichtslose Plünderung transalpiner Klöster. «Gefängnis» ist gleichwohl nicht das einzige Bild, das man für diese Verwendung findet; mitunter sollen die antiken Schriften auch aus der Unterwelt wieder heraufgeführt werden. So leitet der Ausdruck excitanda sunt ab inferis im Titel des Beitrags eine Aufzählung zahlreicher Werke diverser lateinischer Autoren ein, die das Ende einer Liste von zum Teil bereits wiederentdeckten und als solche mit einer Form von repertus markierten Autoren resp. Werken bildet, die ihrerseits am Ende einer Cicero-Handschrift gefunden wurde2 und ihrem Titel zufolge – Commentarium Nicolai Nicoli in peregrinatione Germanie – von dem Florentiner Handschriftensammler Niccolò Niccoli (um 1365–1437) stammt. Bezüglich dieser Liste sind allerdings zwei Einschränkungen zu machen: Erstens fand Nicolai Rubinstein heraus, dass ihr, abgesehen von jener Aufzählung von Desideraten an ihrem Ende, wahrscheinlich zwei Inventare zugrunde liegen, die Niccoli von Poggio Bracciolini (1380–1459) und die dieser seinerseits von dem durch Ludwig Pralle als Heinrich von Grebenstein identifizierten3 Hersfelder Mönch bekommen hatte; Niccoli selbst hätte demnach nur die Desideratenliste angefügt.4 Und ob es sich zweitens bei dem Commentarium als Ganzem tatsächlich um jenen index handelt, den Niccoli einem Brief des Camaldulenser-Mönchs Ambrogio Traversari zufolge den Kardinälen Niccolò Albergati und Giuliano Cesarini vor ihrem Aufbruch nach Deutschland und Frankreich im Jahr 1431 mit auf den Weg gegeben habe,5 ist trotz der Tatsache, dass man dergleichen oft liest, unklar bis zweifelhaft. Remigio Sabbadini widmet dem Commentarium die Einleitung zu seiner 1914 in Catania erschienenen Schrift Storia e critica di testi latini, setzt dieses darin jedoch ebenso wie später Rubinstein gleichsam selbstverständlich mit dem bei Traversari erwähnten index gleich, obwohl gerade auch die unterschiedliche Bezeichnung – commentarium vs. index – zu Zweifeln Anlass gibt.
期刊介绍:
The ANTIKE UND ABENDLAND yearbook was founded immediately after the Second World War by Bruno Snell as a forum for interdisciplinary discussion of topics from Antiquity and the history of their later effects. The Editorial Board contains representatives from the disciplines of Classical Studies, Ancient History, Germanic Studies, Romance Studies and English Studies. Articles are published on classical literature and its reception, the history of science, Greek myths, classical mythology and its European heritage; in addition, there are contributions on Ancient history, art, philosophy, science, religion and their significance for the history of European culture and thought.