在赫西奥德那里工作

IF 0.1 4区 历史学 0 CLASSICS
Wolfram Ette
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Eine derartige Hochschätzung der Arbeit findet sich sonst nirgends, sie erscheint in der Regel als Tätigkeit, die eines freien Mannes nicht würdig ist, als notwendiges Mittel zur Sicherung der materiellen Lebensgrundlagen, aber keineswegs als Zweck in sich. Der Sinn des Lebens liegt jenseits der Arbeit, er liegt jenseits des Zwangs, sein Leben zu reproduzieren – eines Zwanges, den das in der Antike gebräuchliche Wort für Arbeit – ponos, «Mühe», «Qual», genau wiedergibt. Zweifellos spielt dieser Begriff, also ponos, und die damit verbundenen Vorstellungen, auch in den Werken und Tagen eine Rolle. Aber er wird überformt und in einen höheren Sinn aufgelöst durch den systematisch entscheidenden, titelgebenden Zentralbegriff des ergon, des «Werks». Die Positivierung der Arbeit vollzieht sich auf dem Weg einer Transformation von ponos in ergon. Hesiod stellt, mit anderen Worten, die Frage: Wie lässt sich die nicht endende Mühe des Arbeitslebens, von der er als unabhängiger Bauer einiges wusste, ins «Werk» transformieren, worin unterscheidet das Werk sich von der Mühe, von dem endlosen Prozess der Subsistenzversorgung? Eine Antwort auf diese Frage gibt Hesiod erst im zweiten Teil des Gedichts, im so genannten Bauernkalender. Es ist ja dieser Bauernkalender, der die beiden titelgebenden Begriffe des Lehrgedichts ineinander verschränkt: Werke und Tage – Arbeit und Zeit. Das will sagen: Durch den kalendarischen Zusammenhang von Arbeit und Zeit wird Arbeit zum Werk, zu einem befriedigenden, sinnstiftenden Unternehmen. Der erste Teil des Gedichts, der in der Forschung sehr viel mehr Aufmerksamkeit gefunden hat, dient demgegenüber als Vorbereitung, und zwar geht es Hesiod hierin um den Nachweis von drei miteinander verflochtenen Thesen. 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摘要

赫西奥德的作品和日稿是欧洲文学中第一个对工作主题有系统地进行分析的文本。书中所描写的从来都不是人类事实上,作品和数日的整体设计都是基于这一主题,这样就可以真正的描述这是一个关于人的劳动的全面理论。然而,在相关的手册和辞典里,1也许由于希西安,特别是它的第二部作品,在古代的文学作品中占据着特别的地位。如此高估的劳动无其他之处,它通常被认为是一种不适合自由人士的职业,是确保物质生活的必要手段,而非目的。生命的意义已经超出禁止强迫劳动的工作,他已经超出别人Zwanges复制他的生活在古代的"努力工作——ponos«»,«»就文本.折磨福音书3:13)毫无疑问,这个概念在作曲和属于经文的时代,也扮演了重要的角色。但他会überformt上较高的意义了,经系统的关键,titelgebenden Zentralbegriff这件作品ergon、«».工作的定位特征在某种由庞博转化的途中进行着。Hesiod,换句话说,问题是我们何以Arbeitslebens不会无穷的麻烦,他作为独立的农民知道一些事情去«»作品的合法性,工作努力,什么不同Subsistenzversorgung的无休止的过程?赫西罗德在诗歌的第二部分,即所谓的农历,才能解答这个问题。事实上,这是一本农历——把诗歌的两种主要概念联系在一起——工作时间和时间。我要说的是,由于工作与时间之间互相因果的关系,就业要成为属灵的事工,成为个囚徒。诗的第一部分在研究中得到了更多的关注,但作为准备却是另一种。赫西诺在这一诗中提到了三条相互关联的理论的证明。第一个问题是,工作是件好事;你的证明是所谓的"签名留念"
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Arbeit in Hesiods Werken und Tagen
Hesiods Werke und Tage sind der erste Text der europäischen Literatur, der sich systematisch mit dem Thema der Arbeit auseinandersetzt. Weder spielt es bloß beiher noch ist Hesiod daran gelegen, seine Ansichten zur menschlichen Arbeit gnomisch-aphoristisch zu verdichten. Die Arbeit ist vielmehr der tragende Grund der gesamten Konstruktion der Werke und Tage, sodass man bei diesem Lehrgedicht tatsächlich davon sprechen kann, dass es sich hierbei um eine entfaltete Theorie der menschlichen Arbeit handelt. Dass es dennoch in den einschlägigen Handbüchern und Lexika keine große Rolle spielt,1 verdankt sich vielleicht dem Umstand, dass Hesiod – und hier insbesondere sein zweites Werk – innerhalb der antiken Literatur eine Ausnahmestellung einnimmt. Eine derartige Hochschätzung der Arbeit findet sich sonst nirgends, sie erscheint in der Regel als Tätigkeit, die eines freien Mannes nicht würdig ist, als notwendiges Mittel zur Sicherung der materiellen Lebensgrundlagen, aber keineswegs als Zweck in sich. Der Sinn des Lebens liegt jenseits der Arbeit, er liegt jenseits des Zwangs, sein Leben zu reproduzieren – eines Zwanges, den das in der Antike gebräuchliche Wort für Arbeit – ponos, «Mühe», «Qual», genau wiedergibt. Zweifellos spielt dieser Begriff, also ponos, und die damit verbundenen Vorstellungen, auch in den Werken und Tagen eine Rolle. Aber er wird überformt und in einen höheren Sinn aufgelöst durch den systematisch entscheidenden, titelgebenden Zentralbegriff des ergon, des «Werks». Die Positivierung der Arbeit vollzieht sich auf dem Weg einer Transformation von ponos in ergon. Hesiod stellt, mit anderen Worten, die Frage: Wie lässt sich die nicht endende Mühe des Arbeitslebens, von der er als unabhängiger Bauer einiges wusste, ins «Werk» transformieren, worin unterscheidet das Werk sich von der Mühe, von dem endlosen Prozess der Subsistenzversorgung? Eine Antwort auf diese Frage gibt Hesiod erst im zweiten Teil des Gedichts, im so genannten Bauernkalender. Es ist ja dieser Bauernkalender, der die beiden titelgebenden Begriffe des Lehrgedichts ineinander verschränkt: Werke und Tage – Arbeit und Zeit. Das will sagen: Durch den kalendarischen Zusammenhang von Arbeit und Zeit wird Arbeit zum Werk, zu einem befriedigenden, sinnstiftenden Unternehmen. Der erste Teil des Gedichts, der in der Forschung sehr viel mehr Aufmerksamkeit gefunden hat, dient demgegenüber als Vorbereitung, und zwar geht es Hesiod hierin um den Nachweis von drei miteinander verflochtenen Thesen. Die erste These lautet, dass Arbeit ein Gut ist; ihrem Nachweis gilt die so genannte Erides-Dihairese.
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期刊介绍: The ANTIKE UND ABENDLAND yearbook was founded immediately after the Second World War by Bruno Snell as a forum for interdisciplinary discussion of topics from Antiquity and the history of their later effects. The Editorial Board contains representatives from the disciplines of Classical Studies, Ancient History, Germanic Studies, Romance Studies and English Studies. Articles are published on classical literature and its reception, the history of science, Greek myths, classical mythology and its European heritage; in addition, there are contributions on Ancient history, art, philosophy, science, religion and their significance for the history of European culture and thought.
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