2015动荡一年的历史观点。介绍

IF 0.3 3区 历史学 Q2 HISTORY
Jakob Schönhagen
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Mit ihrer Tochter hätte sie in Lagern an der Grenze zu Syrien Zuflucht suchen können, so wie 9 Prozent der Flüchtlinge. Diese lebten von Ration zu Ration und konnten die Camps nicht frei verlassen. An eine Selbstversorgung war nicht zu denken. Amira hätte sich auch der Mehrheit der syrischen Flüchtlinge anschließen können: Drei Viertel von ihnen tauchten in den Großstädten der Nachbarländer unter. Ohne Arbeitsund Aufenthaltserlaubnis wären allerdings auch hier die Aussichten auf ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben begrenzt gewesen. Amira beschloss deshalb, die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Griechenland und von dort über die Balkanroute nach Zentraleuropa zu wagen—so wie rund eine Million syrischer Flüchtlinge. Auch Wuli war einer von vielen. 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摘要

阿米拉没有什么理由抱有希望。2015年,她是众多难民中的一员,一位有孩子的妇女,占世界6500万难民的四分之一。她的叙利亚家乡霍姆斯在内战中被毁。2011年作为阿拉伯之春的一部分,在几年内升级为叙利亚暴力的毁灭性螺旋。时至今日,已有60万人成为叙利亚战争的受害者,到2015年,1000万叙利亚人(占总人口的一半)离开了家园。阿米拉也是。她不能回去,也没有国际重新安置的希望,即在第三国重新安置。在大批难民逃离叙利亚的那一年,全世界只有1%的难民有机会在第三国定居。有了女儿,她本可以在叙利亚边境的难民营寻求庇护,9%的难民也可以。他们靠定量配给生活,不能自由离开营地。自给自足是不可能的。阿米拉也可能加入大多数叙利亚难民的行列:其中四分之三的人躲藏在邻国的主要城市。然而,如果没有工作和居住许可,过某种程度上自我决定的生活的前景将是有限的。因此,阿米拉决定像大约100万叙利亚难民一样,穿越地中海前往希腊,然后从那里经由巴尔干半岛路线前往中欧。吴里也是其中之一。1988年,当分离主义者和索马里军方之间的战斗加剧时,18岁的他逃离了索马里兰:索马里军方对独立运动采取了严厉的镇压措施和广泛的轰炸。5万人死亡,40万人在国内逃亡,40万越境逃到埃塞俄比亚或吉布提的难民营。就像武里。直到今天,他仍住在吉布提的一个营地里。营地被隔离在一个荒凉的地方
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
2015 einordnen. Historische Perspektiven auf ein bewegtes Jahr. Einleitung
Amira hatte wenig Grund zur Hoffnung. Im Jahr 2015 war sie eine von vielen, eine Frau mit Kind wie ein Viertel der weltweit 65 Millionen Flüchtlinge. Ihre syrische Heimatstadt Homs war im Bürgerkrieg zerstört worden. Was 2011 als Teil des arabischen Frühlings begonnen hatte, spitzte sich in Syrien innerhalb weniger Jahre in einer verheerenden Spirale der Gewalt zu. Bis heute sind dem Syrienkrieg 600.000 Menschen zum Opfer gefallen, bis 2015 verließen zehn Millionen Syrerinnen und Syrer ihre Heimat, die Hälfte der Bevölkerung. So floh auch Amira. Sie konnte nicht wieder zurück und hatte keine Aussicht auf ein internationales Resettlement, also eine Neuansiedlung in einem Drittstatt. Im Jahr des großen Exodus aus Syrien erhielt nur 1 Prozent aller Flüchtlinge weltweit die Möglichkeit, sich in Drittstaaten niederzulassen. Mit ihrer Tochter hätte sie in Lagern an der Grenze zu Syrien Zuflucht suchen können, so wie 9 Prozent der Flüchtlinge. Diese lebten von Ration zu Ration und konnten die Camps nicht frei verlassen. An eine Selbstversorgung war nicht zu denken. Amira hätte sich auch der Mehrheit der syrischen Flüchtlinge anschließen können: Drei Viertel von ihnen tauchten in den Großstädten der Nachbarländer unter. Ohne Arbeitsund Aufenthaltserlaubnis wären allerdings auch hier die Aussichten auf ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben begrenzt gewesen. Amira beschloss deshalb, die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Griechenland und von dort über die Balkanroute nach Zentraleuropa zu wagen—so wie rund eine Million syrischer Flüchtlinge. Auch Wuli war einer von vielen. Er floh 1988 als 18-Jähriger aus Somaliland, als sich die Kämpfe zwischen den Sezessionisten und dem somalischen Militär zuspitzten: Auf die Unabhängigkeitsbewegung reagierte das somalische Militär mit scharfen Repressionsmaßnahmen und breitflächigen Bombardements. 50.000 Menschen starben, 400.000 flohen innerhalb des Landes, 400.000 über die Grenzen in Flüchtlingslager in Äthiopien oder Dschibuti. So wie Wuli. Bis heute lebt er in einem Lager in Dschibuti. Das Camp liegt isoliert in einer unwirtlichen
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