{"title":"古斯塔夫·马勒未完成的人生观察。罗伯特·塞特勒《最后一句话》中的碎片和碎片诗学。Hanser Verlag,柏林2020。128页。","authors":"A. Simonis","doi":"10.3726/jig541_239","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Robert Seethalers Roman Der letzte Satz beeindruckt durch die Intensität und Dichte des Ausdrucks, mit der ein vertrautes Thema der Weltliteratur neu gestaltet wird. Gemeint ist die Überfahrt als letzte Reise im Leben eines Künstlers, der noch einmal wichtige Stationen\n seines Lebens, wenn auch nur bruchstückhaft und sprunghaft, in der Erinnerung Revue passieren lässt. Bei Seethaler ist es Gustav Mahler, der, gesundheitlich angeschlagen, auf der Rückreise von New York nach Europa, ,,in eine warme Wolldecke gewickelt“,1 auf\n Deck sitzt und von einem Schiffsjungen versorgt wird. Es handelt sich um die letzte Atlantik-Überquerung Mahlers im Jahr 1911, seine Rückreise aus den USA nach Europa, die nur wenige Wochen, bevor er in Wien sterben wird, stattfindet. Reflexionen über seine Musik, die wichtigsten\n Beziehungen in seinem Leben, seine Familie, seine Frau und seine Kinder, insbesondere seine im Kindesalter verstorbene Tochter Marie, beschäftigen den kranken Komponisten auf seiner letzten Reise. Die Erzählung konzentriert sich überwiegend auf die Wiedergabe der Eindrücke\n und Gedanken der Hauptfigur. Für dieses perspektivengebundene Erzählen hat Seethaler nicht ohne Grund die personale/figurale Erzählperspektive, nicht etwa die Ich-Perspektive gewählt, so dass ein Rest von Distanz zu der Persönlichkeit und der Gedankenwelt Mahlers bei\n der Lektüre auf Seiten der Rezipienten größtenteils erhalten bleibt.","PeriodicalId":40838,"journal":{"name":"JAHRBUCH FUR INTERNATIONALE GERMANISTIK","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Gustav Mahlers unvollendete Lebensbeobachtung. Poetik des Ausschnitthaften und Fragmentarischen in Robert Seethalers Der letzte Satz. Hanser Verlag, Berlin 2020. 128 Seiten.\",\"authors\":\"A. Simonis\",\"doi\":\"10.3726/jig541_239\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Robert Seethalers Roman Der letzte Satz beeindruckt durch die Intensität und Dichte des Ausdrucks, mit der ein vertrautes Thema der Weltliteratur neu gestaltet wird. Gemeint ist die Überfahrt als letzte Reise im Leben eines Künstlers, der noch einmal wichtige Stationen\\n seines Lebens, wenn auch nur bruchstückhaft und sprunghaft, in der Erinnerung Revue passieren lässt. Bei Seethaler ist es Gustav Mahler, der, gesundheitlich angeschlagen, auf der Rückreise von New York nach Europa, ,,in eine warme Wolldecke gewickelt“,1 auf\\n Deck sitzt und von einem Schiffsjungen versorgt wird. Es handelt sich um die letzte Atlantik-Überquerung Mahlers im Jahr 1911, seine Rückreise aus den USA nach Europa, die nur wenige Wochen, bevor er in Wien sterben wird, stattfindet. Reflexionen über seine Musik, die wichtigsten\\n Beziehungen in seinem Leben, seine Familie, seine Frau und seine Kinder, insbesondere seine im Kindesalter verstorbene Tochter Marie, beschäftigen den kranken Komponisten auf seiner letzten Reise. Die Erzählung konzentriert sich überwiegend auf die Wiedergabe der Eindrücke\\n und Gedanken der Hauptfigur. Für dieses perspektivengebundene Erzählen hat Seethaler nicht ohne Grund die personale/figurale Erzählperspektive, nicht etwa die Ich-Perspektive gewählt, so dass ein Rest von Distanz zu der Persönlichkeit und der Gedankenwelt Mahlers bei\\n der Lektüre auf Seiten der Rezipienten größtenteils erhalten bleibt.\",\"PeriodicalId\":40838,\"journal\":{\"name\":\"JAHRBUCH FUR INTERNATIONALE GERMANISTIK\",\"volume\":\" \",\"pages\":\"\"},\"PeriodicalIF\":0.1000,\"publicationDate\":\"2022-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"JAHRBUCH FUR INTERNATIONALE GERMANISTIK\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.3726/jig541_239\",\"RegionNum\":4,\"RegionCategory\":\"文学\",\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"0\",\"JCRName\":\"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"JAHRBUCH FUR INTERNATIONALE GERMANISTIK","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3726/jig541_239","RegionNum":4,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
Gustav Mahlers unvollendete Lebensbeobachtung. Poetik des Ausschnitthaften und Fragmentarischen in Robert Seethalers Der letzte Satz. Hanser Verlag, Berlin 2020. 128 Seiten.
Robert Seethalers Roman Der letzte Satz beeindruckt durch die Intensität und Dichte des Ausdrucks, mit der ein vertrautes Thema der Weltliteratur neu gestaltet wird. Gemeint ist die Überfahrt als letzte Reise im Leben eines Künstlers, der noch einmal wichtige Stationen
seines Lebens, wenn auch nur bruchstückhaft und sprunghaft, in der Erinnerung Revue passieren lässt. Bei Seethaler ist es Gustav Mahler, der, gesundheitlich angeschlagen, auf der Rückreise von New York nach Europa, ,,in eine warme Wolldecke gewickelt“,1 auf
Deck sitzt und von einem Schiffsjungen versorgt wird. Es handelt sich um die letzte Atlantik-Überquerung Mahlers im Jahr 1911, seine Rückreise aus den USA nach Europa, die nur wenige Wochen, bevor er in Wien sterben wird, stattfindet. Reflexionen über seine Musik, die wichtigsten
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