{"title":"对话互动和认知模型作为神经心理康复基础的十大论据","authors":"H. Hildebrandt","doi":"10.1024/1016-264x/a000337","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung. Rehabilitation wird neben der Diagnostik zunehmend zu einem wesentlichen Standbein neuropsychologischer Tätigkeit. Versuche, den Inhalt und Prozess neuropsychologischer Rehabilitation theoretisch zu beschreiben, sind selten. In diesem Papier wird eine Interaktionstheorie zwischen neuropsychologischer Therapeutin bzw. neuropsychologischem Therapeut und Patient_in entwickelt. Im Zentrum dieses Vorschlags stehen die Thesen, dass neuropsychologische Therapie (aber auch Diagnostik) a) eine kognitive Umgebung konstruiert, in der Patient_innen die Erfahrung machen können, welche Funktionen durch die erlittene Läsion verändert wurden, b) darauf aufbauend eine geschützte kognitive Umgebung simuliert, die in der Komplexität den vorhandenen Fähigkeiten der Patient_innen gerade noch entspricht, c) eine Hierarchie von therapeutischen Cues anwendet, um den Patient_innen die geforderte Leistung des nächsten Schwierigkeitsgrades zu ermöglichen, d) diese Cues im wachsenden Maße ausschleicht, um den Patient_innen die Handlung selbstständigkeit zu ermöglichen. Ziel der Therapie ist damit ein dialogischer Prozess, der von zwei Polen ausgeht: dem Wunsch beider Parteien (Patient_in und Therapeut_in), Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit zu erreichen, und der realistischen Wahrnehmung, auf welcher Stufe kognitiver Komplexität mit wie viel Anstrengung und therapeutischer Unterstützung maximale Selbstständigkeit möglich sein könnte. Zwischen diesen beiden Polen vermittelt die Prognose der Schädigung und diese muss durch das aktuelle Wissen um die Leistungsfähigkeit und Grenzen der bestmöglichen neuropsychologischen Therapie, also ihrer Evidenzbasierung, abgesichert sein. Die Prognose stellt sich gemäß den vulnerablen Phasen der Erholung (akute, subakute, chronische Phase) unterschiedlich und wird gleichzeitig durch die Interaktion zwischen Therapeut_in und Patient_in beeinflusst. Sie kann damit nicht allgemein gestellt werden, sondern nur entwickelt. Die Verpflichtung zur bestmöglichen Therapie impliziert, dass technische Neuerungen der Neurowissenschaften bekannt sein und potenziell angewandt werden müssen. Die Sichtweise der neuropsychologischen Therapie als Interaktion und Simulation einer geschützten kognitiven Umgebung stellt damit nicht nur den Gedanken der therapeutischen Kooperation in den Mittelpunkt, sie eröffnet gleichzeitig die Möglichkeit einer Wiederannäherung von klinischer Neuropsychologie und neurowissenschaftlicher Forschung.","PeriodicalId":49343,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Neuropsychologie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2021-11-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Zehn Argumente für dialogische Interaktion und kognitive Modelle als Grundlage neuropsychologischer Rehabilitation\",\"authors\":\"H. 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Zehn Argumente für dialogische Interaktion und kognitive Modelle als Grundlage neuropsychologischer Rehabilitation
Zusammenfassung. Rehabilitation wird neben der Diagnostik zunehmend zu einem wesentlichen Standbein neuropsychologischer Tätigkeit. Versuche, den Inhalt und Prozess neuropsychologischer Rehabilitation theoretisch zu beschreiben, sind selten. In diesem Papier wird eine Interaktionstheorie zwischen neuropsychologischer Therapeutin bzw. neuropsychologischem Therapeut und Patient_in entwickelt. Im Zentrum dieses Vorschlags stehen die Thesen, dass neuropsychologische Therapie (aber auch Diagnostik) a) eine kognitive Umgebung konstruiert, in der Patient_innen die Erfahrung machen können, welche Funktionen durch die erlittene Läsion verändert wurden, b) darauf aufbauend eine geschützte kognitive Umgebung simuliert, die in der Komplexität den vorhandenen Fähigkeiten der Patient_innen gerade noch entspricht, c) eine Hierarchie von therapeutischen Cues anwendet, um den Patient_innen die geforderte Leistung des nächsten Schwierigkeitsgrades zu ermöglichen, d) diese Cues im wachsenden Maße ausschleicht, um den Patient_innen die Handlung selbstständigkeit zu ermöglichen. Ziel der Therapie ist damit ein dialogischer Prozess, der von zwei Polen ausgeht: dem Wunsch beider Parteien (Patient_in und Therapeut_in), Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit zu erreichen, und der realistischen Wahrnehmung, auf welcher Stufe kognitiver Komplexität mit wie viel Anstrengung und therapeutischer Unterstützung maximale Selbstständigkeit möglich sein könnte. Zwischen diesen beiden Polen vermittelt die Prognose der Schädigung und diese muss durch das aktuelle Wissen um die Leistungsfähigkeit und Grenzen der bestmöglichen neuropsychologischen Therapie, also ihrer Evidenzbasierung, abgesichert sein. Die Prognose stellt sich gemäß den vulnerablen Phasen der Erholung (akute, subakute, chronische Phase) unterschiedlich und wird gleichzeitig durch die Interaktion zwischen Therapeut_in und Patient_in beeinflusst. Sie kann damit nicht allgemein gestellt werden, sondern nur entwickelt. Die Verpflichtung zur bestmöglichen Therapie impliziert, dass technische Neuerungen der Neurowissenschaften bekannt sein und potenziell angewandt werden müssen. Die Sichtweise der neuropsychologischen Therapie als Interaktion und Simulation einer geschützten kognitiven Umgebung stellt damit nicht nur den Gedanken der therapeutischen Kooperation in den Mittelpunkt, sie eröffnet gleichzeitig die Möglichkeit einer Wiederannäherung von klinischer Neuropsychologie und neurowissenschaftlicher Forschung.
期刊介绍:
In der Zeitschrift für Neuropsychologie werden aktuelle Forschungsergebnisse sowie Reviewartikel aus dem Bereich der experimentellen und klinischen Neuropsychologie sowie angrenzender Gebiete (z.B. Biologische Psychologie, Neurologie, Neuropsychiatrie, Neuropsychopharmakologie, Rehabilitationspsychologie) publiziert.
Die Beiträge sollen gleichgewichtet sowohl die human- und tierexperimentelle Grundlagenforschung, als auch die klinische Forschung und die klinische Praxis berücksichtigen. Der klinische Schwerpunkt liegt auf der Diagnostik und Rehabilitation von kognitiven und affektiven Störungen, wie z.B. von Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Planen und Problemlösen, Sensomotorik, Wahrnehmung, Emotionalität und Sozialverhalten.