复杂运动损伤的长期阴影

4区 心理学 Q3 Psychology
Diana Krogmann, Eva Flemming, Carsten Spitzer
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Diese Studie fokussiert Missbrauchserfahrungen im Sportkontext, Prävalenzraten psychischer Störungen und aktuelle Depressivität.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Methode</h3><p>Minderjährig zwangsgedopte, ehemalige DDR-LeistungssportlerInnen (<i>n</i> = 101) wurden in einem sportbiografischen Interview systematisch nach sportbezogenem Missbrauch gefragt; mithilfe des Diagnostischen Expertensystems für Psychische Störungen (DIA-X) wurden die Punkt-, 12-Monats- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Störungen ermittelt sowie die aktuelle Depressivität qua Patient Health Questionnaire‑9 (PHQ-9) erfasst.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Ergebnisse</h3><p>Die Mehrheit der Studienteilnehmer (56 %) berichtete über emotionalen Missbrauch im Sportkontext, gefolgt von körperlichem (48 %) und sexuellem Missbrauch (23 %). Bei 98 % wurde mindestens eine psychische Störung diagnostiziert, wobei die durchschnittliche Anzahl von Lebenszeitdiagnosen bei 4,2 ± 2,7 lag. 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摘要

背景民主德国的竞技体育系统被政治工具化和意识形态化,其特点不仅是阴谋使用兴奋剂--尤其是在未成年人和青壮年中--而且还包括其他具有相当大潜在危害性的特点,迄今为止,对这些特点给受影响者造成的后果还没有进行充分的调查。本研究重点关注在体育运动中遭受虐待的经历、精神障碍的患病率以及当前的抑郁程度。研究方法在体育运动自传访谈中系统地询问了未成年的前民主德国竞技运动员(n = 101)在体育运动中遭受虐待的情况;使用精神障碍诊断专家系统(DIA-X)来确定精神障碍的发病率、12 个月的发病率和终生发病率,并使用患者健康问卷-9(PHQ-9)记录当前的抑郁程度。结果大多数研究参与者(56%)报告在体育运动中受到精神虐待,其次是身体虐待(48%)和性虐待(23%)。98%的人至少被诊断出患有一种精神障碍,平均终生诊断次数为 4.2 ± 2.7。无论从横向还是纵向来看,焦虑症、抑郁症和躯体形式疼痛症都是最常见的诊断病症。与之前的研究结果一致,本研究表明,在未成年时被强制使用兴奋剂的前民主德国运动员往往在体育运动中遭受过虐待。他们的心理发病率明显高于普通人群。在心理治疗实践中,必须对这一问题保持敏感,以便能够对受影响者进行适当的治疗。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。

Die langen Schatten komplexer Sportschädigungen

Die langen Schatten komplexer Sportschädigungen

Hintergrund

Das politisch instrumentalisierte und ideologisch gerahmte Leistungssportsystem der DDR zeichnete sich nicht nur durch eine konspirative Dopingpraxis – gerade von Minderjährigen und jungen Erwachsenen – aus, sondern umfasste weitere Merkmale mit erheblichem Schädigungspotenzial, deren Folgen für die Betroffenen bislang unzureichend untersucht sind. Diese Studie fokussiert Missbrauchserfahrungen im Sportkontext, Prävalenzraten psychischer Störungen und aktuelle Depressivität.

Methode

Minderjährig zwangsgedopte, ehemalige DDR-LeistungssportlerInnen (n = 101) wurden in einem sportbiografischen Interview systematisch nach sportbezogenem Missbrauch gefragt; mithilfe des Diagnostischen Expertensystems für Psychische Störungen (DIA-X) wurden die Punkt-, 12-Monats- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Störungen ermittelt sowie die aktuelle Depressivität qua Patient Health Questionnaire‑9 (PHQ-9) erfasst.

Ergebnisse

Die Mehrheit der Studienteilnehmer (56 %) berichtete über emotionalen Missbrauch im Sportkontext, gefolgt von körperlichem (48 %) und sexuellem Missbrauch (23 %). Bei 98 % wurde mindestens eine psychische Störung diagnostiziert, wobei die durchschnittliche Anzahl von Lebenszeitdiagnosen bei 4,2 ± 2,7 lag. Sowohl im Quer- als auch im Längsschnitt wurden Angst-, depressive und somatoforme Schmerzstörungen am häufigsten diagnostiziert. Die Depressivität zum Untersuchungszeitpunkt lag deutlich über den Werten der Allgemeinbevölkerung.

Diskussion

In Übereinstimmung mit Vorbefunden zeigt die vorliegende Studie, dass minderjährig zwangsgedopte, ehemalige DDR-AthletInnen im Sportzusammenhang häufig Missbrauch erlebt haben. Ihre psychische Morbidität ist deutlich höher als die der Allgemeinbevölkerung. In der psychotherapeutischen Praxis ist eine Sensibilität für diese Thematik wichtig, um Betroffenen angemessen begegnen zu können.

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来源期刊
Psychotherapeut
Psychotherapeut PSYCHOLOGY, CLINICAL-
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期刊介绍: Zielsetzung der Zeitschrift Die Zeitschrift Psychotherapeut richtet sich an Ärzt*innen und Psycholog*innen in der Praxis und Klinik, die psychotherapeutische Kompetenz erworben haben oder in Weiterbildung dazu stehen. Psychotherapeut ist inhaltlich schulenunabhängig und fächerübergreifend konzipiert und strebt die Annäherung und fachliche Diskussion der diversen psychotherapeutischen Schulrichtungen an. Praxisorientierte Übersichtsarbeiten greifen ausgewählte Themen auf und bieten der Leserschaft eine Zusammenstellung aktueller Erkenntnisse aus allen Bereichen der Psychotherapie. Neben der Vermittlung von relevantem Hintergrundwissen liegt der Schwerpunkt dabei auf konkreten Handlungsempfehlungen. Frei eingereichte Originalien ermöglichen die Präsentation wichtiger klinischer Studien und dienen dem wissenschaftlichen Austausch. Beiträge der Rubrik „CME: Weiterbildung – Zertifizierte Fortbildung“ bieten gesicherte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und machen ärztliche Erfahrung für die tägliche Praxis nutzbar. Nach Lektüre der Beiträge können die Leser*innen ihr erworbenes Wissen überprüfen und online CME-Punkte erhalten. Aims & Scope The journal Psychotherapeut aims at specialists and psychologists who have acquired psychotherapeutic competence or are about to complete their education in this field. The contents of Psychotherapeut are based on a conception that is independent from individual schools and disciplines, and the journal aims to foster the convergence of and professional exchange between the different schools of psychotherapy. Comprehensive reviews provide an overview on selected topics and offer the reader evidenced based information on diagnostics and therapy. Freely submitted original papers allow the presentation of important clinical studies and serve the scientific exchange. Review articles under the rubric ''Continuing Medical Education'' present verified results of scientific research and their integration into daily practice. Review All articles of Psychotherapeut are reviewed. Original articles undergo a peer review process. Declaration of Helsinki All manuscripts submitted for publication presenting results from studies on probands or patients must comply with the Declaration of Helsinki. Indexed in Social Sciences Citation Index, EMBASE and Scopus.
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