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Der Artikel widmet sich Umgangsweisen mit Scham im Kontext von Sexualaufklärung auf der Social-Media-Plattform TikTok. Hierfür wird ein Video eines weitreichenstarken Sexualaufklärungskanals zum Thema weibliche Ejakulation/Squirting objektiv-hermeneutisch rekonstruiert. Als Strukturmoment wird die Ambiguität der Selbstdarstellung der Sexualaufklärerin herausgearbeitet, die unauffällig und auffällig, persönlich und unpersönlich, infantil und erwachsen, spielerisch und ernst, professionell und unprofessionell sowie wissenschaftlich und unwissenschaftlich erscheint. Im Umgang mit Sexualscham lässt sich ein spezifisches Verhältnis von Thematisierung und Dethematisierung rekonstruieren. Die Entschämung der weiblichen Ejakulation bzw. des Squirtens wird unter anderem durch Referenz auf statistische Normalität, das Bereitstellen einer wissenschaftlichen Sprache und eine vereinfachte Abgrenzung vom Urin bewirkt. Dabei bleibt die Ejakulation/das Squirten als eher passives Geschehen gerahmt, was die intendierte Aufwertung als Potenz unterläuft. Zudem zeigte sich hinter der manifesten Entlastung das Motiv eines latenten Zwangs zur Schamfreiheit.