{"title":"特蕾西娅-恩岑斯贝格的《Auf See》(2022 年)中 \"脆弱家园 \"的构建","authors":"K. Müller","doi":"10.37583/diyalog.1407724","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman Auf See schildert die Geschichte der 17-jährigen Yada, die im dystopisch gezeichneten Berlin der Zukunft nach ihrer Mutter sucht und in einer provisorischen Zeltstadt im Tiergarten vorübergehend Heimat und Zuflucht findet. Dieser Raum erinnert in seiner semantischen Aufladung an klassische Konzepte von Heimat und Idylle, indem kollektive Praktiken, wiederkehrende Routinen und Rituale sowie eine Ursprünglichkeit und Natürlichkeit repräsentierende Nähe zur Natur geschildert werden. Er ist in sich abgeschlossen und wird durch eine semantisch wie topografisch realisierte Grenze vor der Außenwelt geschützt. Innerhalb dieser Grenzen wird mit dem außerhalb herrschenden Zeitregime gebrochen, indem beispielsweise eine Verschiebung weg von einer punktuellen Gegenwart hin zu zyklischen Zeitrhythmen bzw. einer Ausdehnung der Zeit stattfindet. Der vorliegende Artikel stellt die These auf, dass der Text an dieser Stelle ein spezifisches Raum-Zeit-Gefüge einführt, welches sich in Anlehnung an Michail Bachtins Chronotopos lesen und analysieren lässt und hier als „fragile Heimat“ bezeichnet werden soll. Dieses stellt ein komplexes Zusammenspiel aus Aspekten der Idylle, der Subversion und besagter Fragilität dar, dessen Merkmale sich auf formaler wie narrativer Ebene innerhalb literarischer Texte verorten lassen.","PeriodicalId":161280,"journal":{"name":"Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik","volume":"48 9","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2023-12-25","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Zur Konstruktion „fragiler Heimat“ in Theresia Enzensbergers Auf See (2022)\",\"authors\":\"K. Müller\",\"doi\":\"10.37583/diyalog.1407724\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman Auf See schildert die Geschichte der 17-jährigen Yada, die im dystopisch gezeichneten Berlin der Zukunft nach ihrer Mutter sucht und in einer provisorischen Zeltstadt im Tiergarten vorübergehend Heimat und Zuflucht findet. Dieser Raum erinnert in seiner semantischen Aufladung an klassische Konzepte von Heimat und Idylle, indem kollektive Praktiken, wiederkehrende Routinen und Rituale sowie eine Ursprünglichkeit und Natürlichkeit repräsentierende Nähe zur Natur geschildert werden. Er ist in sich abgeschlossen und wird durch eine semantisch wie topografisch realisierte Grenze vor der Außenwelt geschützt. Innerhalb dieser Grenzen wird mit dem außerhalb herrschenden Zeitregime gebrochen, indem beispielsweise eine Verschiebung weg von einer punktuellen Gegenwart hin zu zyklischen Zeitrhythmen bzw. einer Ausdehnung der Zeit stattfindet. Der vorliegende Artikel stellt die These auf, dass der Text an dieser Stelle ein spezifisches Raum-Zeit-Gefüge einführt, welches sich in Anlehnung an Michail Bachtins Chronotopos lesen und analysieren lässt und hier als „fragile Heimat“ bezeichnet werden soll. Dieses stellt ein komplexes Zusammenspiel aus Aspekten der Idylle, der Subversion und besagter Fragilität dar, dessen Merkmale sich auf formaler wie narrativer Ebene innerhalb literarischer Texte verorten lassen.\",\"PeriodicalId\":161280,\"journal\":{\"name\":\"Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik\",\"volume\":\"48 9\",\"pages\":\"\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2023-12-25\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.37583/diyalog.1407724\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.37583/diyalog.1407724","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Zur Konstruktion „fragiler Heimat“ in Theresia Enzensbergers Auf See (2022)
Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman Auf See schildert die Geschichte der 17-jährigen Yada, die im dystopisch gezeichneten Berlin der Zukunft nach ihrer Mutter sucht und in einer provisorischen Zeltstadt im Tiergarten vorübergehend Heimat und Zuflucht findet. Dieser Raum erinnert in seiner semantischen Aufladung an klassische Konzepte von Heimat und Idylle, indem kollektive Praktiken, wiederkehrende Routinen und Rituale sowie eine Ursprünglichkeit und Natürlichkeit repräsentierende Nähe zur Natur geschildert werden. Er ist in sich abgeschlossen und wird durch eine semantisch wie topografisch realisierte Grenze vor der Außenwelt geschützt. Innerhalb dieser Grenzen wird mit dem außerhalb herrschenden Zeitregime gebrochen, indem beispielsweise eine Verschiebung weg von einer punktuellen Gegenwart hin zu zyklischen Zeitrhythmen bzw. einer Ausdehnung der Zeit stattfindet. Der vorliegende Artikel stellt die These auf, dass der Text an dieser Stelle ein spezifisches Raum-Zeit-Gefüge einführt, welches sich in Anlehnung an Michail Bachtins Chronotopos lesen und analysieren lässt und hier als „fragile Heimat“ bezeichnet werden soll. Dieses stellt ein komplexes Zusammenspiel aus Aspekten der Idylle, der Subversion und besagter Fragilität dar, dessen Merkmale sich auf formaler wie narrativer Ebene innerhalb literarischer Texte verorten lassen.