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Entstehung und Entwicklung interpunktorischer Zweifelsfälle im Deutschen
Abstract Ursprünglich diente die Kommasetzung vermutlich intonatorischen Zwecken. Im Laufe der Jahrhunderte ist das intonatorische Prinzip jedoch vom grammatischen bzw. syntaktischen abgelöst worden. Die aktuelle Kommasetzung lässt sich heutzutage fast ausnahmslos auf wenige syntaktische Bedingungen hinunterbrechen. Trotz dieser aus sprachwissenschaftlicher Sicht weitestgehend eindeutigen Verhältnisse, die sich in weiten Teilen auch auf die Norm niedergeschlagen haben, weist nicht nur der aktuelle Usus z. T. normwidrige Kommavarianten auf, die mit intonatorischen Faktoren in Verbindung gebracht werden können. Auch in aktuellen metasprachlichen Thematisierungen der Kommasetzung finden sich intonatorische Kriterien als Orientierungshilfen in der als kompliziert wahrgenommenen Kommasetzung. Der Beitrag zeigt auf, dass in dieser Relevantsetzung intonatorischer Kriterien, die oftmals mit syntaktischen Gegebenheiten konkurrieren, eine Tradition besteht, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Damit erweist sich die metasprachliche Debatte als weitaus stabiler und konservativer als die Kodifizierung der Kommasetzung, die sich seit dem 19. Jahrhundert deutlich von der Intonation emanzipiert hat. In diesem in der metasprachlichen Debatte konservierten Spannungsfeld zwischen Intonation und Syntax könnte ein zentraler Grund für die Entstehung und den Fortbestand von Zweifelsfällen der Kommasetzung liegen.