{"title":"Heulen im Patchworkrudel","authors":"Petra Schrackmann","doi":"10.54717/kidsmedia.5.1.2015.3","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Junge Werwölfe, welche zahlreich durch Medienangebote für Kinder und Jugendliche streifen, bieten in besonderer Weise das Potenzial zur Sichtbarmachung innerer Prozesse und sozialer Mechanismen. Wandlungsfähig ist der Werwolf nicht nur wegen seiner wechselnden Gestalt, sondern auch weil er als Grenzgänger zwischen verschiedenen Welten, Identitäten und Wertvorstellungen effektiv als Metapher für die unterschiedlichen physischen, kognitiven und sozialen Transformationen und Reifungsprozesse von Heranwachsenden eingesetzt werden kann. Am Beispiel der aktuellen TV-Serien Teen Wolf (Jugendserie, USA, ab 2011) und Wolfblood (Kinderserie, Grossbritannien, ab 2012) behandelt der Beitrag, wie das metaphorische Potenzial von Werwölfen auf vielfache Weise genutzt wird. Bei der Darstellung der jungen Werwölfe, die sich entweder nach einem Biss (Teen Wolf) oder aufgrund einer angeborenen Begabung (Wolfblood) verwandeln können, wird auf überlieferte Werwolfkonzepte (etwa aus Sagen, Horrorfilmen und aktueller Fantasy-Literatur) sowie auf unterschiedliche Kulturen zurückgegriffen, doch erfahren die einstigen Monster eine deutliche Um- und Aufwertung. In der Auseinandersetzung mit dem Dualismus von menschlichem und animalischem Selbst spiegelt sich die fortlaufende Identitätsfindung der Betroffenen, während sich in der Rudelzugehörigkeit Machtverhältnisse, soziale Zugehörigkeit, aber auch Ausgrenzungsmechanismen erkennen lassen. Mit besonderem Blick auf die Beziehungen zum sozialen Umfeld, dem Geheimnisaspekt des Werwolfdaseins sowie der ideologisch aufgeladenen Gegenüberstellung von Wildnis und Zivilisation zeigt der Beitrag auf, welche Wertvorstellungen der Werwolf transportiert und wie sich die jugendlichen Protagonisten zwischen Menschenwelt und fantastischem Anderssein zu verorten lernen.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"132 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.5.1.2015.3","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Junge Werwölfe, welche zahlreich durch Medienangebote für Kinder und Jugendliche streifen, bieten in besonderer Weise das Potenzial zur Sichtbarmachung innerer Prozesse und sozialer Mechanismen. Wandlungsfähig ist der Werwolf nicht nur wegen seiner wechselnden Gestalt, sondern auch weil er als Grenzgänger zwischen verschiedenen Welten, Identitäten und Wertvorstellungen effektiv als Metapher für die unterschiedlichen physischen, kognitiven und sozialen Transformationen und Reifungsprozesse von Heranwachsenden eingesetzt werden kann. Am Beispiel der aktuellen TV-Serien Teen Wolf (Jugendserie, USA, ab 2011) und Wolfblood (Kinderserie, Grossbritannien, ab 2012) behandelt der Beitrag, wie das metaphorische Potenzial von Werwölfen auf vielfache Weise genutzt wird. Bei der Darstellung der jungen Werwölfe, die sich entweder nach einem Biss (Teen Wolf) oder aufgrund einer angeborenen Begabung (Wolfblood) verwandeln können, wird auf überlieferte Werwolfkonzepte (etwa aus Sagen, Horrorfilmen und aktueller Fantasy-Literatur) sowie auf unterschiedliche Kulturen zurückgegriffen, doch erfahren die einstigen Monster eine deutliche Um- und Aufwertung. In der Auseinandersetzung mit dem Dualismus von menschlichem und animalischem Selbst spiegelt sich die fortlaufende Identitätsfindung der Betroffenen, während sich in der Rudelzugehörigkeit Machtverhältnisse, soziale Zugehörigkeit, aber auch Ausgrenzungsmechanismen erkennen lassen. Mit besonderem Blick auf die Beziehungen zum sozialen Umfeld, dem Geheimnisaspekt des Werwolfdaseins sowie der ideologisch aufgeladenen Gegenüberstellung von Wildnis und Zivilisation zeigt der Beitrag auf, welche Wertvorstellungen der Werwolf transportiert und wie sich die jugendlichen Protagonisten zwischen Menschenwelt und fantastischem Anderssein zu verorten lernen.