媒体道德与圣灵想要幽暗延伸可以

T. Zeilinger
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Unter Rückgriff auf medientheoretische und ethische Arbeiten der Theologen Philipp Stoellger und Johannes Fischer werden zehn Impulse zehn Impulse der Rede vom Heiligen Geist für Medien, Religion und Kultur in digitalen Zeiten entfaltet. Die Figur des Heiligen Geistes impliziert dabei sowohl kritische wie konstruktive Potentiale für eine der dynamischen Realität des digitalen Zeitalters angemessene Medienethik. Personen – Orte – Konzepte: Der historische Beitrag der Theologie zur deutschsprachigen Medienethik Am Anfang steht die historische Perspektive: Was hat die Theologie zur Entwicklung der Medienethik beigetragen und wie hat sie dies getan? Meine These hierzu schlägt einen ersten Bogen von der Medienethik zum Heiligen Geist und lautet: Ohne das Kraftfeld des Heiligen Geistes wäre die Geschichte der deutschsprachigen Medienethik nur unvollständig begrif1. 1 Antrittsvorlesung als apl. Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 19. Juli 2019. Eine Vorfassung des Beitrags wurde im Februar vorgetragen auf der Jahrestagung „Kommunikationsund Medienethik – reloaded“ in Köln. 293 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. fen. Institutionen, Personen und Konzepte lassen sich zwar unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Wenn man auf die jüngere Geschichte der Medienethik im deutschsprachigen Raum blickt, hängt das eine mit dem anderen eng zusammen. Gleich ob man auf die handelnden Personen, die diskutierten Konzepte oder die Orte des Geschehens blickt: Theologie und Kirche waren auf jeden Fall vielfach beteiligt, als die Medienethik aus der Taufe gehoben wurde. Ohne die Beiträge von Publizisten wie Hermann Boventer oder Michael Schibilsky,2 ohne die Verankerung des Netzwerks Medienethik an der Hochschule für Philosophie des Jesuitenordens in München mit der Person Rüdiger Funioks oder die Beiträge des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in den Anfangsjahren des Netzwerks gäbe es die Medienethik so wie wir sie kennen wohl nicht.3 Aus Erlanger Sicht sind dabei die Abteilung Christliche Publizistik am Fachbereich Theologie der Philosophischen Fakultät der FriedrichAlexander-Universität und die Person von Johanna Haberer eigens zu nennen.4 Der theologische Bezug gilt dabei nicht nur für die Orte und Personen, sondern auch für die konzeptionellen Grundlagen. Besonders deutlich scheint dies bei den Begriffen von Freiheit, Verantwortung und Gerechtigkeit: Natürlich sind diese Begriffe und Konzepte keineswegs exklusiv theologisch grundiert, die philosophische Tradition benötigt nicht notwendig eine theologische Begründung. Unabhängig davon sind die Konzepte jedoch verkürzt verstanden, wenn ihre theologischen Wurzeln nicht im Blick sind. Es ist hier nicht der Ort, dies für die in der Medienethik etablierten Termini ausführlich aufzuzeigen. Ich verweise nur knapp auf einige dazu vorliegende Beiträge: In der Medienethik werden theologische Beiträge häufig in ihrer normativen Funktion wahrgenommen. So erscheint der Begriff der Verantwortung bei Rüdiger Funiok als Leitbegriff einer gleichermaßen theologisch wie philosophisch instruierten Medienethik (vgl. Funiok 2007). Johanna Haberer akzentuiert in ihren Überlegungen den Begriff der Freiheit auf dem Hintergrund der reformatorischen Aufbrüche hinsichtlich der Medien als Instrumenten der Freiheit (vgl. Haberer 2016: 35ff.) An anderer Stelle plädiert sie mit Roland Rosenstock in der biblischen Perspektive des Schalom dafür, Gemeinwohlorientierung und Gerechtigkeit als Kenn2 Vgl. Boventer 1984; zu Schibilsky: Rosenstock 2006. 3 Vgl. zu den institutionellen Beiträgen: Wunden 2001. 4 www.theologie.fau.de/institut-pt-landing/professur-fuer-christliche-publizistik. (Abruf 26.8.2019). Thomas Zeilinger 294 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. zeichen einer „Medienethik aus christlich-jüdischer Perspektive“ zu sehen (Haberer/Rosenstock 2010: 120f.). Jüngst hat Gotlind Ulshöfer die Begriffe von Wahrheit und Wahrhaftigkeit in ihrer Relevanz für die aktuellen Diskurse um Wahrheit und Täuschung hervorgehoben (vgl. Ulshöfer 2018). Der theologische Beitrag wäre freilich seiner Pointe beraubt, würde er ausschließlich normativ entfaltet oder gesehen. Ein Beitrag der Theologie zu einer Medienethik im digitalen Zeitalter versteht sich vielmehr auch als hermeneutisches Konzept, das zu einem zeitgemäßen Weltund Selbstverständnis beiträgt. Insofern es mit der Ethik um ein orientierendes Verstehen geht, ist die Ethik stets komplementär an anthropologische und kosmologische Perspektiven gewiesen. Gerade theologische Impulse für die Medienethik können dabei an vorliegende hermeneutische Beiträge anknüpfen: Auf die konstitutive Interaktion von Religion und Medien weisen die mediengeschichtlichen und medienwissenschaftlichen Analysen von Jochen Hörisch ebenso hin wie die praktisch-theologischen Beiträge von Wilhelm Gräb (z.B. Hörisch 2004; Gräb 2002). Aber auch die Hinweise von Alexander Filipović zur medienethischen Relevanz von Beteiligungsgerechtigkeit im Horizont öffentlicher Kommunikation einer Wissensgesellschaft bergen eine die normativen Horizonte überschreitende hermeneutische Dimension (vgl. Filipović 2007: 170ff.). In praktisch-theologischer Perspektive hat jüngst Horst Gorski vorgeschlagen, die Lehre vom Heiligen Geist für das digitale Zeitalter neu zu bedenken, seien in ihr doch Wirksamkeit und Entzogenheit, Individualität und Gemeinschaft, Präsenz und Distanz, Virtualität und Realität gemeinsam gedacht und aufeinander bezogen (vgl. Gorski 2018). Diese Spur werden die folgenden Überlegungen aufnehmen. Die Kultur der Digitalität als Signatur der Gegenwart Wie im Untertitel formuliert, versuche ich mit diesem Beitrag, theologische Impulse für eine \"Kultur der Digitalität\" zu geben. – Der Schweizer Kulturund Medienwissenschaftler Felix Stalder hat in seinem gleichnamigen Buch den grundlegenden Wandel kultureller Ordnungen beschrieben, der mit dem Prozess der Digitalisierung einhergeht (Stalder 2016). Er sieht drei kulturelle Formen der Digitalität am Werk, „die trotz der verwirrenden Vielfalt an Bestrebungen, Konflikten und Widersprüchen dieser kulturellen Umwelt als Ganze ihre spezifische Gestalt verleihen: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität.“ (ebd.: 95) Die im Hyperlink ihren symbolischen Ausdruck findende Referentialität ermöglicht es den Individuen, sich selbst nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Pro2. Die Medienethik und der Heilige Geist. 295 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. duzenten in kulturellen Prozessen zu beteiligen. Globale und jederzeitige Kommunikation ermöglicht Ausdruck und Beteiligung, produziert zugleich jedoch eine in allen Bereichen der Kultur zu beobachtende Unordnung. Beheimatung in temporären und freiwillig gewählten Gemeinschaften ist das zweite von Stalder konstatierte Merkmal der Kultur der Digitalität. Netzwerkdynamiken konfigurieren die Pole von Freiwilligkeit und Zwang, Autonomie und Fremdbestimmung in neuer Weise. Möglich wird diese neue Konfiguration ihrerseits überhaupt nur durch technische Verfahren automatisierter Entscheidungen. Erst durch die Algorithmizität wird die von Maschinen produzierte Datenfülle zu einer für die menschliche Wahrnehmung zugänglichen Information: „Angesichts der von Menschen und Maschinen generierten riesigen Datenmengen wären wir ohne Algorithmen blind.“ (ebd.: 13).5 Stalder sieht zwei mögliche Ausgänge der sich abzeichnenden Kultur der Digitalität, die er mit den Stichworten „Postdemokratie“ und „Commons“ bezeichnet: Die Entwicklungslinie hin zur Postdemokratie schaffe eine im Kern autoritäre Gesellschaft, in der die Menschen zwar an der Oberfläche eine kulturell reiches und selbstverantwortliches Leben führen, jedoch die politischen und ökonomischen Strukturen unter denen dies passiert, kaum mehr beeinflussen könnten. Demgegenüber stehe die Entwicklungslinie zu den Commons (vgl. Creative Commons usw.), die eine Erneuerung der Demokratie verheiße, „aufbauend auf Institutionen jenseits von Markt und Staat“ (ebd.: 280). Durch datenintensive Beteiligungsverfahren werde eine neue Verbindung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen des Alltags möglich. So zeige sich, dass die Zukunft nicht alternativlos auf einen Ausgang festgelegt, sondern offen sei: „Unser Handeln bestimmt, ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole oder in einer Kultur der Commons und der Partizipation leben werden.“ (ebd.: Klappentext) Welchen Beitrag kann und soll nun eine Theologie des Heiligen Geistes zu dem mit der digitalen Welt einhergehenden Kulturwandel beisteuern? 5 Vgl. hierzu auch den Hinweis von Andreas Hepp: „Medien sind zunehmend nicht einfach ‚nur‘ Mittel der Kommunikation mit anderen Menschen. 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Personen – Orte – Konzepte: Der historische Beitrag der Theologie zur deutschsprachigen Medienethik Am Anfang steht die historische Perspektive: Was hat die Theologie zur Entwicklung der Medienethik beigetragen und wie hat sie dies getan? Meine These hierzu schlägt einen ersten Bogen von der Medienethik zum Heiligen Geist und lautet: Ohne das Kraftfeld des Heiligen Geistes wäre die Geschichte der deutschsprachigen Medienethik nur unvollständig begrif1. 1 Antrittsvorlesung als apl. Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 19. Juli 2019. Eine Vorfassung des Beitrags wurde im Februar vorgetragen auf der Jahrestagung „Kommunikationsund Medienethik – reloaded“ in Köln. 293 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. fen. Institutionen, Personen und Konzepte lassen sich zwar unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Wenn man auf die jüngere Geschichte der Medienethik im deutschsprachigen Raum blickt, hängt das eine mit dem anderen eng zusammen. Gleich ob man auf die handelnden Personen, die diskutierten Konzepte oder die Orte des Geschehens blickt: Theologie und Kirche waren auf jeden Fall vielfach beteiligt, als die Medienethik aus der Taufe gehoben wurde. Ohne die Beiträge von Publizisten wie Hermann Boventer oder Michael Schibilsky,2 ohne die Verankerung des Netzwerks Medienethik an der Hochschule für Philosophie des Jesuitenordens in München mit der Person Rüdiger Funioks oder die Beiträge des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in den Anfangsjahren des Netzwerks gäbe es die Medienethik so wie wir sie kennen wohl nicht.3 Aus Erlanger Sicht sind dabei die Abteilung Christliche Publizistik am Fachbereich Theologie der Philosophischen Fakultät der FriedrichAlexander-Universität und die Person von Johanna Haberer eigens zu nennen.4 Der theologische Bezug gilt dabei nicht nur für die Orte und Personen, sondern auch für die konzeptionellen Grundlagen. Besonders deutlich scheint dies bei den Begriffen von Freiheit, Verantwortung und Gerechtigkeit: Natürlich sind diese Begriffe und Konzepte keineswegs exklusiv theologisch grundiert, die philosophische Tradition benötigt nicht notwendig eine theologische Begründung. Unabhängig davon sind die Konzepte jedoch verkürzt verstanden, wenn ihre theologischen Wurzeln nicht im Blick sind. Es ist hier nicht der Ort, dies für die in der Medienethik etablierten Termini ausführlich aufzuzeigen. Ich verweise nur knapp auf einige dazu vorliegende Beiträge: In der Medienethik werden theologische Beiträge häufig in ihrer normativen Funktion wahrgenommen. So erscheint der Begriff der Verantwortung bei Rüdiger Funiok als Leitbegriff einer gleichermaßen theologisch wie philosophisch instruierten Medienethik (vgl. Funiok 2007). Johanna Haberer akzentuiert in ihren Überlegungen den Begriff der Freiheit auf dem Hintergrund der reformatorischen Aufbrüche hinsichtlich der Medien als Instrumenten der Freiheit (vgl. Haberer 2016: 35ff.) An anderer Stelle plädiert sie mit Roland Rosenstock in der biblischen Perspektive des Schalom dafür, Gemeinwohlorientierung und Gerechtigkeit als Kenn2 Vgl. Boventer 1984; zu Schibilsky: Rosenstock 2006. 3 Vgl. zu den institutionellen Beiträgen: Wunden 2001. 4 www.theologie.fau.de/institut-pt-landing/professur-fuer-christliche-publizistik. (Abruf 26.8.2019). Thomas Zeilinger 294 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. zeichen einer „Medienethik aus christlich-jüdischer Perspektive“ zu sehen (Haberer/Rosenstock 2010: 120f.). Jüngst hat Gotlind Ulshöfer die Begriffe von Wahrheit und Wahrhaftigkeit in ihrer Relevanz für die aktuellen Diskurse um Wahrheit und Täuschung hervorgehoben (vgl. Ulshöfer 2018). Der theologische Beitrag wäre freilich seiner Pointe beraubt, würde er ausschließlich normativ entfaltet oder gesehen. Ein Beitrag der Theologie zu einer Medienethik im digitalen Zeitalter versteht sich vielmehr auch als hermeneutisches Konzept, das zu einem zeitgemäßen Weltund Selbstverständnis beiträgt. Insofern es mit der Ethik um ein orientierendes Verstehen geht, ist die Ethik stets komplementär an anthropologische und kosmologische Perspektiven gewiesen. Gerade theologische Impulse für die Medienethik können dabei an vorliegende hermeneutische Beiträge anknüpfen: Auf die konstitutive Interaktion von Religion und Medien weisen die mediengeschichtlichen und medienwissenschaftlichen Analysen von Jochen Hörisch ebenso hin wie die praktisch-theologischen Beiträge von Wilhelm Gräb (z.B. Hörisch 2004; Gräb 2002). Aber auch die Hinweise von Alexander Filipović zur medienethischen Relevanz von Beteiligungsgerechtigkeit im Horizont öffentlicher Kommunikation einer Wissensgesellschaft bergen eine die normativen Horizonte überschreitende hermeneutische Dimension (vgl. Filipović 2007: 170ff.). In praktisch-theologischer Perspektive hat jüngst Horst Gorski vorgeschlagen, die Lehre vom Heiligen Geist für das digitale Zeitalter neu zu bedenken, seien in ihr doch Wirksamkeit und Entzogenheit, Individualität und Gemeinschaft, Präsenz und Distanz, Virtualität und Realität gemeinsam gedacht und aufeinander bezogen (vgl. Gorski 2018). Diese Spur werden die folgenden Überlegungen aufnehmen. Die Kultur der Digitalität als Signatur der Gegenwart Wie im Untertitel formuliert, versuche ich mit diesem Beitrag, theologische Impulse für eine \\\"Kultur der Digitalität\\\" zu geben. – Der Schweizer Kulturund Medienwissenschaftler Felix Stalder hat in seinem gleichnamigen Buch den grundlegenden Wandel kultureller Ordnungen beschrieben, der mit dem Prozess der Digitalisierung einhergeht (Stalder 2016). Er sieht drei kulturelle Formen der Digitalität am Werk, „die trotz der verwirrenden Vielfalt an Bestrebungen, Konflikten und Widersprüchen dieser kulturellen Umwelt als Ganze ihre spezifische Gestalt verleihen: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität.“ (ebd.: 95) Die im Hyperlink ihren symbolischen Ausdruck findende Referentialität ermöglicht es den Individuen, sich selbst nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Pro2. Die Medienethik und der Heilige Geist. 295 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. duzenten in kulturellen Prozessen zu beteiligen. Globale und jederzeitige Kommunikation ermöglicht Ausdruck und Beteiligung, produziert zugleich jedoch eine in allen Bereichen der Kultur zu beobachtende Unordnung. Beheimatung in temporären und freiwillig gewählten Gemeinschaften ist das zweite von Stalder konstatierte Merkmal der Kultur der Digitalität. Netzwerkdynamiken konfigurieren die Pole von Freiwilligkeit und Zwang, Autonomie und Fremdbestimmung in neuer Weise. Möglich wird diese neue Konfiguration ihrerseits überhaupt nur durch technische Verfahren automatisierter Entscheidungen. Erst durch die Algorithmizität wird die von Maschinen produzierte Datenfülle zu einer für die menschliche Wahrnehmung zugänglichen Information: „Angesichts der von Menschen und Maschinen generierten riesigen Datenmengen wären wir ohne Algorithmen blind.“ (ebd.: 13).5 Stalder sieht zwei mögliche Ausgänge der sich abzeichnenden Kultur der Digitalität, die er mit den Stichworten „Postdemokratie“ und „Commons“ bezeichnet: Die Entwicklungslinie hin zur Postdemokratie schaffe eine im Kern autoritäre Gesellschaft, in der die Menschen zwar an der Oberfläche eine kulturell reiches und selbstverantwortliches Leben führen, jedoch die politischen und ökonomischen Strukturen unter denen dies passiert, kaum mehr beeinflussen könnten. Demgegenüber stehe die Entwicklungslinie zu den Commons (vgl. Creative Commons usw.), die eine Erneuerung der Demokratie verheiße, „aufbauend auf Institutionen jenseits von Markt und Staat“ (ebd.: 280). Durch datenintensive Beteiligungsverfahren werde eine neue Verbindung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen des Alltags möglich. So zeige sich, dass die Zukunft nicht alternativlos auf einen Ausgang festgelegt, sondern offen sei: „Unser Handeln bestimmt, ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole oder in einer Kultur der Commons und der Partizipation leben werden.“ (ebd.: Klappentext) Welchen Beitrag kann und soll nun eine Theologie des Heiligen Geistes zu dem mit der digitalen Welt einhergehenden Kulturwandel beisteuern? 5 Vgl. hierzu auch den Hinweis von Andreas Hepp: „Medien sind zunehmend nicht einfach ‚nur‘ Mittel der Kommunikation mit anderen Menschen. 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摘要

只有在对德语性的神学贡献做了粗略描绘后,讨论关于神圣之思想支持多学科数字变化和发展的培育延伸文化的潜力才值得探索。在这几个案例中,本文利用天主教和新教的神学观念,相互合作,促进媒体道德的发展。所以你可能要回避规范与伦理基于霍克教授和德克·斯托尔德和德克·贝克所描绘的digi延伸文化,作者发展了赫黑特·戈尔斯基的观点,提出基督教精神对数字现代的重要性。神学家Philipp Stoellger和约翰·费舍尔(john Fischer)借着媒体故事和道德方面的研究,因此,圣灵的角色意味着合适于数字时代动态现实的批判性和建设性可能性。个性——地方概念:德语系对德语媒体伦理学的历史贡献首先来自历史展望:神学对媒体道德发展有什么贡献?它怎样发展的?我的论文给出了从媒体伦理到圣灵的第一个演题:没有圣灵的力量,德语性国家媒体伦理历史是不完整的。就职演说19年由弗里德里希·亚历山大大学…2019年7月.今年2月在科隆举行的题为“通讯及媒体道德词=发言人和发言人”的年度会议上,会上发表了其中的一个文本。文档备份和传阅是无法接受的。芬.尽管体制、个人和概念是不同的,但是它们之间是有区别的。如果你回顾近期所有欧洲国家媒体伦理学的历史,那么两者之间一定有密切的联系。显然,当媒体道德从洗礼中被提出来时,神学和教会的确经常参与其中。没有贡献,搜寻行动作宣传,例如赫尔曼Boventer Schibilsky直播间,二没有滑动机关作出进一步Medienethik所大学的哲学Jesuitenordens在慕尼黑和此人rudiger Funioks或捐助Gemeinschaftswerks的新教教会Publizistik在早期的网络就像我们熟悉的Medienethik有可能nicht.3因此,在传统意义上,基督教出版事务处和约翰娜·哈布尔的哲学学院系特别命名。4神学意义上的联系不仅适用于地方和人,也适用于概念基础。自由、责任、正义之词显得尤为突出:当然,这些名词和概念并不是完全是神学基础的,哲学传统并不需要神学基础的支持。但是,如果没有神学的起源,这些概念就会被误解。这种方法是不道德的。我引用其中几篇文章:神学的声明通常在媒体道德规范中出现。鲁迪格·菲尼克的“责任”一词,即基于神学以及哲学遵循的媒体道德理念的中心概念。(Funiok 2007) .约翰娜·哈比尔在他的思考中强调了“自由”一词,这一概念源于对媒体进行的改革追求,而仅仅是自由的工具。(2016年35年她跟罗伦·罗森斯托克在另一处明确指出:“爱心与公正是参路的记号”2。Boventer 1984;《斜眼史科托》3一三六.其他机构贡献:伤口在2001年4 www.theologie.fau.de / institut-pt-landing / professur-fuer-christliche-publizistik .(音频26.8.2019).发起口讯的时候,在2020年9月12日,文档备份和传阅是无法接受的。原因是这是我传统的看法 最近,高连德·奥斯霍夫强调“真实和诚实”这两个字眼跟目前有关真理和欺诈的讨论有密切的关系。(2018 Ulshöfer) .然而,如果神学的贡献仅仅实现规范,或由此可见,它将无法发挥其作用。神学在数字时代对媒体伦理学的一个贡献也被认为是一种严谨的概念,它助长了当代世界和自我理解。伦理受到了普遍的理解,道德规范却常常受人类和宇宙学观点的否定否定作用。在神学可以刺激对于Medienethik有本hermeneutische捐款的那一点:konstitutive以及宗教和媒体互动智慧mediengeschichtlichen和medienwissenschaftlichen分析Jochen Hörisch一样去praktisch-theologischen捐助的威廉Gräb(比如. Hörisch 2004;Gräb 2002) .也提示亚历山大·Filipovićmedienethischen重要性Beteiligungsgerechtigkeit在地平线上的公共沟通一个广为山联合hermeneutische规范世界层面. (2007年Filipović:170ff . .)霍斯特·戈尔斯基最近,从现实主义的角度,建议我们重新思考“关于数字时代”的圣灵教义,即要共同思考效力和疏离、个人和团体、存在和距离、虚拟和现实,并将其相互联系。(戈尔斯基(2018).这些线索将记录下列考虑。digikam延伸文化依照字幕的介绍可以作为当前的签名,我想提供神学基础的支持“digi延伸文化”。——瑞士文化和媒体学家费利克斯·斯塔尔在他的著作《数字化过程》中描述了文化秩序的深远变化。(2016年)他认为可以有三种科技延伸可以,“尽管该文化环境面临的期望、冲突和冲突纷深,但一般可以延伸到它们的特性:参照类型、族群和算法。”(同上,《.这种超凡的见习生态让个体不仅可以以消费者的身份,也可以以广告的身份出现。媒体伦理和精神。疯都为疯文档备份和传阅是无法接受的。关心他们的人全球和全球的沟通尽管给人留下印象,给人留下印象,但是在每一种文化中都有一个复杂的思考过程。可以公开展示先进技术可以。网络动态的中心是自愿、强迫、自主和外力的一种新的模式。实际上,这种新的配置只能通过自动化决策的技术过程才能实现。是算法让机器产生的数据丰富成为了人类可以触及的信息:“这么多的数据都是人和机器生成的,没有算法,我们就什么都看不见。”(同上,《..5: 13)Stalder看到两个可能的出口的Digitalität文化与演说“Postdemokratie "和" Commons”下来:Entwicklungslinie走向Postdemokratie创造一个核心专制社会中人们虽然表面上是一个文化上的国度和selbstverantwortliches生活,但政治和经济结构,这就不太可能再发生可能影响.而祂的分外制定路径(参路三合会)。在创新社区等方面,它承诺重建民主,“在市场和国家之外的制度基础上”。(: 280) .大量的数据共享方法使生活的经济、社会和环境层面重新联系起来成为可能。因此,事实证明未来并非毫无选择,而是开放的。“我们的行为决定了我们是否生活在后民主时代的知识监督和垄断下,还是生活在集体和参与文化下。”(同上,《.简介)圣灵的神学可以,也应该为数字世界的文化改变做出什么贡献?5一三六.对此也是一条Andreas下去:“媒体是越来越不容易‚只是手段与他人沟通. 这就是目前的情况
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Die Medienethik und der Heilige Geist. Theologische Impulse für eine Kultur der Digitalität
Ausgehend von einer kurzen Skizze theologischer Beiträge zur deutschsprachigen Medienethik wird die Leistungskraft der Rede vom Heiligen Geist für ein interdisziplinäres Verständnis des digitalen Wandels und die sich entwickelnde Kultur der Digitalität erkundet. An ausgewählten Beispielen beschreibt der Beitrag das Miteinander von institutionellen, personellen und konzeptionellen Impulsen der Theologie – katholisch wie evangelisch – für die Entwicklung der Medienethik. Dabei kommen normative und hermeneutische Verständnisse der Ethik in den Blick. Vor dem Hintergrund der mit Felix Stalder und Dirk Baecker skizzierten Kultur der Digitalität entwickelt der Autor die von Helmut Gorski formulierte These der Relevanz der christlichen Rede vom Heiligen Geist für die digitale Gegenwart weiter. Unter Rückgriff auf medientheoretische und ethische Arbeiten der Theologen Philipp Stoellger und Johannes Fischer werden zehn Impulse zehn Impulse der Rede vom Heiligen Geist für Medien, Religion und Kultur in digitalen Zeiten entfaltet. Die Figur des Heiligen Geistes impliziert dabei sowohl kritische wie konstruktive Potentiale für eine der dynamischen Realität des digitalen Zeitalters angemessene Medienethik. Personen – Orte – Konzepte: Der historische Beitrag der Theologie zur deutschsprachigen Medienethik Am Anfang steht die historische Perspektive: Was hat die Theologie zur Entwicklung der Medienethik beigetragen und wie hat sie dies getan? Meine These hierzu schlägt einen ersten Bogen von der Medienethik zum Heiligen Geist und lautet: Ohne das Kraftfeld des Heiligen Geistes wäre die Geschichte der deutschsprachigen Medienethik nur unvollständig begrif1. 1 Antrittsvorlesung als apl. Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 19. Juli 2019. Eine Vorfassung des Beitrags wurde im Februar vorgetragen auf der Jahrestagung „Kommunikationsund Medienethik – reloaded“ in Köln. 293 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. fen. Institutionen, Personen und Konzepte lassen sich zwar unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Wenn man auf die jüngere Geschichte der Medienethik im deutschsprachigen Raum blickt, hängt das eine mit dem anderen eng zusammen. Gleich ob man auf die handelnden Personen, die diskutierten Konzepte oder die Orte des Geschehens blickt: Theologie und Kirche waren auf jeden Fall vielfach beteiligt, als die Medienethik aus der Taufe gehoben wurde. Ohne die Beiträge von Publizisten wie Hermann Boventer oder Michael Schibilsky,2 ohne die Verankerung des Netzwerks Medienethik an der Hochschule für Philosophie des Jesuitenordens in München mit der Person Rüdiger Funioks oder die Beiträge des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in den Anfangsjahren des Netzwerks gäbe es die Medienethik so wie wir sie kennen wohl nicht.3 Aus Erlanger Sicht sind dabei die Abteilung Christliche Publizistik am Fachbereich Theologie der Philosophischen Fakultät der FriedrichAlexander-Universität und die Person von Johanna Haberer eigens zu nennen.4 Der theologische Bezug gilt dabei nicht nur für die Orte und Personen, sondern auch für die konzeptionellen Grundlagen. Besonders deutlich scheint dies bei den Begriffen von Freiheit, Verantwortung und Gerechtigkeit: Natürlich sind diese Begriffe und Konzepte keineswegs exklusiv theologisch grundiert, die philosophische Tradition benötigt nicht notwendig eine theologische Begründung. Unabhängig davon sind die Konzepte jedoch verkürzt verstanden, wenn ihre theologischen Wurzeln nicht im Blick sind. Es ist hier nicht der Ort, dies für die in der Medienethik etablierten Termini ausführlich aufzuzeigen. Ich verweise nur knapp auf einige dazu vorliegende Beiträge: In der Medienethik werden theologische Beiträge häufig in ihrer normativen Funktion wahrgenommen. So erscheint der Begriff der Verantwortung bei Rüdiger Funiok als Leitbegriff einer gleichermaßen theologisch wie philosophisch instruierten Medienethik (vgl. Funiok 2007). Johanna Haberer akzentuiert in ihren Überlegungen den Begriff der Freiheit auf dem Hintergrund der reformatorischen Aufbrüche hinsichtlich der Medien als Instrumenten der Freiheit (vgl. Haberer 2016: 35ff.) An anderer Stelle plädiert sie mit Roland Rosenstock in der biblischen Perspektive des Schalom dafür, Gemeinwohlorientierung und Gerechtigkeit als Kenn2 Vgl. Boventer 1984; zu Schibilsky: Rosenstock 2006. 3 Vgl. zu den institutionellen Beiträgen: Wunden 2001. 4 www.theologie.fau.de/institut-pt-landing/professur-fuer-christliche-publizistik. (Abruf 26.8.2019). Thomas Zeilinger 294 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. zeichen einer „Medienethik aus christlich-jüdischer Perspektive“ zu sehen (Haberer/Rosenstock 2010: 120f.). Jüngst hat Gotlind Ulshöfer die Begriffe von Wahrheit und Wahrhaftigkeit in ihrer Relevanz für die aktuellen Diskurse um Wahrheit und Täuschung hervorgehoben (vgl. Ulshöfer 2018). Der theologische Beitrag wäre freilich seiner Pointe beraubt, würde er ausschließlich normativ entfaltet oder gesehen. Ein Beitrag der Theologie zu einer Medienethik im digitalen Zeitalter versteht sich vielmehr auch als hermeneutisches Konzept, das zu einem zeitgemäßen Weltund Selbstverständnis beiträgt. Insofern es mit der Ethik um ein orientierendes Verstehen geht, ist die Ethik stets komplementär an anthropologische und kosmologische Perspektiven gewiesen. Gerade theologische Impulse für die Medienethik können dabei an vorliegende hermeneutische Beiträge anknüpfen: Auf die konstitutive Interaktion von Religion und Medien weisen die mediengeschichtlichen und medienwissenschaftlichen Analysen von Jochen Hörisch ebenso hin wie die praktisch-theologischen Beiträge von Wilhelm Gräb (z.B. Hörisch 2004; Gräb 2002). Aber auch die Hinweise von Alexander Filipović zur medienethischen Relevanz von Beteiligungsgerechtigkeit im Horizont öffentlicher Kommunikation einer Wissensgesellschaft bergen eine die normativen Horizonte überschreitende hermeneutische Dimension (vgl. Filipović 2007: 170ff.). In praktisch-theologischer Perspektive hat jüngst Horst Gorski vorgeschlagen, die Lehre vom Heiligen Geist für das digitale Zeitalter neu zu bedenken, seien in ihr doch Wirksamkeit und Entzogenheit, Individualität und Gemeinschaft, Präsenz und Distanz, Virtualität und Realität gemeinsam gedacht und aufeinander bezogen (vgl. Gorski 2018). Diese Spur werden die folgenden Überlegungen aufnehmen. Die Kultur der Digitalität als Signatur der Gegenwart Wie im Untertitel formuliert, versuche ich mit diesem Beitrag, theologische Impulse für eine "Kultur der Digitalität" zu geben. – Der Schweizer Kulturund Medienwissenschaftler Felix Stalder hat in seinem gleichnamigen Buch den grundlegenden Wandel kultureller Ordnungen beschrieben, der mit dem Prozess der Digitalisierung einhergeht (Stalder 2016). Er sieht drei kulturelle Formen der Digitalität am Werk, „die trotz der verwirrenden Vielfalt an Bestrebungen, Konflikten und Widersprüchen dieser kulturellen Umwelt als Ganze ihre spezifische Gestalt verleihen: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität.“ (ebd.: 95) Die im Hyperlink ihren symbolischen Ausdruck findende Referentialität ermöglicht es den Individuen, sich selbst nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Pro2. Die Medienethik und der Heilige Geist. 295 https://doi.org/10.5771/9783748905158-291 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 09.12.2020, 13:41:35. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. duzenten in kulturellen Prozessen zu beteiligen. Globale und jederzeitige Kommunikation ermöglicht Ausdruck und Beteiligung, produziert zugleich jedoch eine in allen Bereichen der Kultur zu beobachtende Unordnung. Beheimatung in temporären und freiwillig gewählten Gemeinschaften ist das zweite von Stalder konstatierte Merkmal der Kultur der Digitalität. Netzwerkdynamiken konfigurieren die Pole von Freiwilligkeit und Zwang, Autonomie und Fremdbestimmung in neuer Weise. Möglich wird diese neue Konfiguration ihrerseits überhaupt nur durch technische Verfahren automatisierter Entscheidungen. Erst durch die Algorithmizität wird die von Maschinen produzierte Datenfülle zu einer für die menschliche Wahrnehmung zugänglichen Information: „Angesichts der von Menschen und Maschinen generierten riesigen Datenmengen wären wir ohne Algorithmen blind.“ (ebd.: 13).5 Stalder sieht zwei mögliche Ausgänge der sich abzeichnenden Kultur der Digitalität, die er mit den Stichworten „Postdemokratie“ und „Commons“ bezeichnet: Die Entwicklungslinie hin zur Postdemokratie schaffe eine im Kern autoritäre Gesellschaft, in der die Menschen zwar an der Oberfläche eine kulturell reiches und selbstverantwortliches Leben führen, jedoch die politischen und ökonomischen Strukturen unter denen dies passiert, kaum mehr beeinflussen könnten. Demgegenüber stehe die Entwicklungslinie zu den Commons (vgl. Creative Commons usw.), die eine Erneuerung der Demokratie verheiße, „aufbauend auf Institutionen jenseits von Markt und Staat“ (ebd.: 280). Durch datenintensive Beteiligungsverfahren werde eine neue Verbindung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen des Alltags möglich. So zeige sich, dass die Zukunft nicht alternativlos auf einen Ausgang festgelegt, sondern offen sei: „Unser Handeln bestimmt, ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole oder in einer Kultur der Commons und der Partizipation leben werden.“ (ebd.: Klappentext) Welchen Beitrag kann und soll nun eine Theologie des Heiligen Geistes zu dem mit der digitalen Welt einhergehenden Kulturwandel beisteuern? 5 Vgl. hierzu auch den Hinweis von Andreas Hepp: „Medien sind zunehmend nicht einfach ‚nur‘ Mittel der Kommunikation mit anderen Menschen. In dem Moment, in dem diese Medien dig
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