一些欧洲独特的东西,序言部分,法院地址和其他一些东西

Angelika Nussberger
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Müssen wir Europa neu vermarkten? Die Antwort lautet: »Nein«. Europa hat seine Legende, seinen Mythos, sein Narrativ. Allerdings ist es nicht auf »heilige Knochen« gegründet wie die Zentren im Mittelalter; das deftig Bildhafte fehlt in der Tat. Vielmehr findet sich das Narrativ – dem diesseitig-nüchternen Geist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprechend und auch auf die religiöse Dimension verzichtend – in den Präambeln juristischer Verträge, auf denen nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Europa gegründet wurde. 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摘要

在中世纪时,传遍圣经材料和传入神秘色彩的故事很受人欢迎;传遍朝圣者成群结队,使欧洲城市富足。威尼斯活在传福音的马可所载的一个传说里,这个传说本是死于从穆斯林世界偷运到迦南古城的,被当作猪肉包装。在科隆人们在三圣王的骸骨上建造了神庙。就目前的情况来说这是一个非常好的营销或表示一些可以刺激和激励人们的故事。现在欧洲需要这样的故事吗?因此,我们是否需要一种新式欧洲叙事方式,对文化稍有浮浅,不可从新注入某种根深蒂固的传统,不守繁文缛节的做法。我们需要推销欧洲吗?答案是:不»«.欧洲有它的传说神话和故事但不是等神圣»«骨头建立中心的中世纪;实际上,还没有确凿的证据。相反的,二十世纪后半期的这种永无希望的精神,是可以言喻的。他们在这一世纪中这样做,甚至牺牲了宗教成分——他们在二战后建立了一个新的欧洲。鲁珀特·美国独立宣言,说»会微笑的人脸照片去洗心革面的诺言是不证自明的«unverbrüchlichen基础上尊重个人权利的目标,欧洲也用庄严的重新建立,并同时提出,在一个世纪之前的传统Tra保安
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Von Reliquien, Präambeln, Gerichtshöfen und anderen europäischen Besonderheiten
Im Mittelalter lockten Erzählungen, die Stoffe aus der Bibel aufgriffen und ins Mystische überführten, Pilger in Scharen an und konnten europäische Städte reich machen. Venedig lebte von der Legende der Reliquien des Evangelisten Markus, die angeblich in Schweinefleisch verpackt aus der muslimischen Welt in die Lagunenstadt geschmuggelt wurden. Und in Köln baute man einen Schrein um die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Aus heutiger Sicht würde man von einem genialen Marketing sprechen. Oder eben von einem Narrativ, das Menschen begeistern und in Bewegung setzen kann. Brauchen wir ein derartiges Narrativ heute für Europa? Brauchen wir eine neue europäische Erzählung, die mit großer Einfachheit und Bildhaftigkeit besticht und das bürokratisch Unverbundene in eine auf tief verwurzelte Traditionen gegründete Einheit fügt? Müssen wir Europa neu vermarkten? Die Antwort lautet: »Nein«. Europa hat seine Legende, seinen Mythos, sein Narrativ. Allerdings ist es nicht auf »heilige Knochen« gegründet wie die Zentren im Mittelalter; das deftig Bildhafte fehlt in der Tat. Vielmehr findet sich das Narrativ – dem diesseitig-nüchternen Geist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprechend und auch auf die religiöse Dimension verzichtend – in den Präambeln juristischer Verträge, auf denen nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Europa gegründet wurde. Wie einst die amerikanische Unabhängigkeitserklärung mit den Worten »We hold these truths to be self evident« ein Versprechen für einen Neuanfang, aufbauend auf der unverbrüchlichen Achtung der Rechte des Einzelnen vorgegeben hat, hat sich auch Europa mit feierlichen Worten neu gegründet und sich zugleich in eine jahrhundertealte Tradition gestellt, in die Tra-
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