社会抵抗:第二次世界大战后上西里西亚工业区的经济和政治罢工(1944-1970)

R. Kaczmarek, Kazimierz Miroszewski
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Streiks stellen jedoch nur einen Teil solcher Proteste dar. Darüber hinaus war nur ein Teil der Streikaktionen eigentlich von rein politischer Natur. Die Autoren des vorliegenden Artikels analysieren die Auswirkungen, die die in Polens größter Industrieregion stattfindenden Arbeiterstreiks auf die Situation in der Volksrepublik Polen (Polska Rzeczpospolita Ludowa, PRL) hatten. In den 1940er Jahren und zu Beginn der 1950er Jahre war die oberschlesische Industrieregion (polnisch: GOP) zum Zentrum der Widerstandsbewegung. Das Jahr 1956, in dem ein besonderes System von Privilegien und Anreizen für Arbeiter in der Schwerindustrie eingeführt wurde, bedeutete das Ende sozial motivierter Streiks in Oberschlesien für fast zwei kommende Jahrzehnte, im Gegensatz dazu, was sich damals in anderen Teilen Polens abspielte. Das System wird heutzutage allgemein mit der Persönlichkeit von Edward Gierek, des ersten Sekretärs der polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, identifiziert. Das von Gierek eingeführte System kann mit ungarischem Kadarismus oder dem von Erich Honecker entworfenen DDR-Modell verglichen werden, das sich bis in die 1980er Jahre als wirksam 38 Gesellschaftlicher Widerstand: die wirtschaftlichen und politischen Streiks in Polen und im oberschlesischen Industriebezirk nach dem Zweiten Weltkrieg (1944–1970) ARTICLES Ryszard KACZMAREK Kazimierz MIROSZEWSKI erwies. Giereks Herrschaftsmodell in Oberschlesien unterschied sich von den in anderen Teilen Polens geltenden Regierungsstrategien, in denen es aufgrund von Mangel an Finanzmitteln und politischer Willenskraft nicht möglich war, einen „Wohlfahrtsstaat“ aufzubauen. Es waren also erst die Ereignisse von 1980 an der polnischen Küste, die die Arbeiterstreiks in Oberschlesien mit seinen Kohlengruben und Eisenhütten wieder auslösten und sich rasch in die meisten Industrieanlagen in der Region ausbreiteten. 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摘要

波兰共产主义时期工人罢工的背景因历史而不同。由于重工业集中在该地区和大量工人,其特点在大饭店变得更加强烈。波兰历史学家自1945年以来都更倾向于把他们之间的罢工仅仅视为社会对强权的反抗的组成部分。但是,往往没有注意到社会抵抗不过发动起来更为广泛的力量。通常,它被定义为自发、无组织或无控制的对强加的政治和/或意识形态秩序的抗议,这种秩序通常与捍卫传统价值观有关。然而,罢工只是抗议的一部分。此外,部分罢工实际上是政治性的。本篇文章的作者分析了波兰最大工业区的罢工对波兰人民共和国局势的影响。(20世纪40年代和20世纪50年代早期,俯瞰工业区的中心是抵抗运动的中心。1956年建立了一个对重工业工人特殊的特权和激励体系,意味着在近二十年中大部分地区都停止了上流社会罢工,而波兰其他地区已经发生的正好相反。如今,这一体系被广泛认为是波兰统一工人党第一书记爱德华·吉雷克的个性。吉瑞克所构建的系统可以用ungarischem Kadarismus或由埃里希·區人造DDR-Modell进行比较,直到20世纪80年代作为有效38社会阻力:经济和政治罢工在波兰和oberschlesischen Industriebezirk二战后——1944-1970 ARTICLES Ryszard KACZMAREK Kazimierz MIROSZEWSKI . chavez)吉瑞克的最高权力模式与波兰其他地方的政府战略不同,后者由于缺乏资金和政治意愿,无法建立“福利国家”。现在,只是发生在波兰沿海的1980年事件,在大西部的煤矿和钢铁工棚内的工人罢工迅速地反弹,扩展为该地区大部分的工业设施。鉴于俯瞰的工业区对整个波兰的重要性,如果没有上游罢工,1980年团结的成功是不可能的。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Social resistance: economic and political strikes in the Upper Silesian industrial district after the Second World War (1944-1970)
Der Hintergrund von Arbeiterstreikaktionen in der polnischen kommunistischen Ära war je nach geschichtlicher Epoche unterschiedlich. In Oberschlesien war ihre Besonderheit aufgrund von hoher Konzentration der Schwerindustrie in der Region und der großen Anzahl von Arbeitern wesentlich intensiver. Polnische Historiographie seit dem Jahre 1945 ist eher dazu geneigt, die jeweiligen Streikaktionen fast ausschließlich als Bestandteile des sozialen Widerstands gegen die Mächte zu betrachten. Dabei wird oftmals übersehen, dass sozialer Widerstand ein breiteres Phänomen darstellt. In der Regel wird es als spontaner, unorganisierter und nicht gesteuerter Protest gegen eine aufgezwungene politische und / oder ideologische Ordnung definiert, welches normalerweise mit Verteidigung traditioneller Werte verbunden ist. Streiks stellen jedoch nur einen Teil solcher Proteste dar. Darüber hinaus war nur ein Teil der Streikaktionen eigentlich von rein politischer Natur. Die Autoren des vorliegenden Artikels analysieren die Auswirkungen, die die in Polens größter Industrieregion stattfindenden Arbeiterstreiks auf die Situation in der Volksrepublik Polen (Polska Rzeczpospolita Ludowa, PRL) hatten. In den 1940er Jahren und zu Beginn der 1950er Jahre war die oberschlesische Industrieregion (polnisch: GOP) zum Zentrum der Widerstandsbewegung. Das Jahr 1956, in dem ein besonderes System von Privilegien und Anreizen für Arbeiter in der Schwerindustrie eingeführt wurde, bedeutete das Ende sozial motivierter Streiks in Oberschlesien für fast zwei kommende Jahrzehnte, im Gegensatz dazu, was sich damals in anderen Teilen Polens abspielte. Das System wird heutzutage allgemein mit der Persönlichkeit von Edward Gierek, des ersten Sekretärs der polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, identifiziert. Das von Gierek eingeführte System kann mit ungarischem Kadarismus oder dem von Erich Honecker entworfenen DDR-Modell verglichen werden, das sich bis in die 1980er Jahre als wirksam 38 Gesellschaftlicher Widerstand: die wirtschaftlichen und politischen Streiks in Polen und im oberschlesischen Industriebezirk nach dem Zweiten Weltkrieg (1944–1970) ARTICLES Ryszard KACZMAREK Kazimierz MIROSZEWSKI erwies. Giereks Herrschaftsmodell in Oberschlesien unterschied sich von den in anderen Teilen Polens geltenden Regierungsstrategien, in denen es aufgrund von Mangel an Finanzmitteln und politischer Willenskraft nicht möglich war, einen „Wohlfahrtsstaat“ aufzubauen. Es waren also erst die Ereignisse von 1980 an der polnischen Küste, die die Arbeiterstreiks in Oberschlesien mit seinen Kohlengruben und Eisenhütten wieder auslösten und sich rasch in die meisten Industrieanlagen in der Region ausbreiteten. In Anbetracht der Bedeutung, die der oberschlesische Industrieregion für ganz Polen hatte, wäre der Erfolg der Solidarität von 1980 ohne die oberschlesischen Streikaktionen nicht möglich gewesen.
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