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Biografische Dynamiken moralischer Positionierungen in Prozessen sozialer Reintegration
Sich von anderen in moralischer Weise abzugrenzen ist eine verbreitete Reaktionsweise, wenn man sich durch äußere Zuschreibungen in die Nähe von stigmatisierten Gruppen wie etwa Drogenkonsument*innen gestellt sieht. Dieser bekannte, bisher nur im Querschnitt untersuchte Forschungsbefund wird im vorliegenden Beitrag anhand einer theorieorientierten Fallrekonstruktion von vier Längsschnittinterviews mit einem wegen Drogendelikten strafrechtlich verurteilten Mann tiefergehend untersucht. Es zeigt sich im Zeitverlauf, dass sich verändernde soziale Kontexte je spezifische moralisch begründete Abgrenzungen und Zugehörigkeitsbekundungen mithervorbringen. Als moralische Differenzierungslinien dienen vor allem Arbeitsorientierung, alltägliche Lebensführung, Kontrolle des Drogenkonsums sowie Kriminalität. Die narrativen Positionierungen verweisen auf Anerkennungsund Statuskonflikte, die in den verschiedenen Phasen auf spezifische Weise herausgefordert werden und sich teils deutlich zuspitzen. Es zeigt sich, dass hierbei die jeweiligen Erfahrungen der Einbindung in Institutionen der Hilfe und Kontrolle eine bedeutsame Rolle spielen. Die Ablösung von diesen Institutionen, insbesondere durch die Integration in Erwerbsarbeit, beruhigt die Abgrenzung von stigmatisierten Gruppen und bringt neue moralische Differenzierungslinien hervor.