福柯在伊朗

Georg Stauth
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Hier sollen einige Parallelen zu seiner politischen Theorie aufgezeigt werden. Eine Studie der Wirkung, die diese Berichte auf die Soziologie des islamischen Fundamentalismus gehabt haben mögen, kann hier jedoch nicht vorgelegt werden. Es ist behauptet worden, daß man Foucaults »infantilen Linksradikalismus« von seiner politischen Theorie trennen müsse (Walzer 1986). Ich teile diese Meinung nicht. Foucaults Interesse, unmittelbare Rebellion zu verstehen, ist in seiner Machttheorie ebenso präsent wie in seinen Reportagen über den Iran und seinen vielseitigen, oft auch nur pamphletistischen Interventionen in praktische Auflehnung. Im Iran suchte er, die Motive und Werkzeuge der sich als bloße Menschen im Aufstand begegnenden Massen zu untersuchen. Dabei blieb, wie ich zeigen will, seine politische Theorie der eigentliche Fokus des Interesses. Es ist dies der Versuch, als Ganzes zu verstehen, warum Menschen in bestimmten Situationen den Kampf der Unterwerfung vorziehen. 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摘要

本身这一惊人:Foucault Iran-Projekts期间的经验和在其»文章«发达对关于伊斯兰革命»geistloser«(即“religionsbeladener)时间和对外围国家的科研Œuvre没有继续追究,而不是继续加工.但是可以接受,尤其在»Corriere della莎拉在»和«Nouvel Observateur«关于伊朗伊斯兰革命在文章中某些抓住Spätwerk Foucaults有.当然他们也会对最初的社会科学的阐述和对伊斯兰原教旨主义的研究产生影响。另一项本随笔是»reportages的idé是«陪. Foucault的伊朗事件在这里我们会展示他的政治理论的一些相似之处。但是一项研究,这些报告可能对伊斯兰原教旨主义的社会学产生的影响在这里是不可能提交的。还被称,Foucaults»的作品Linksradikalismus«必须摆脱他的政治理论(1986年华尔兹).我不同意福科特对理解当下的反叛感的兴趣在他的权力理论和关于伊朗的报告中都十分明显,报告中经常充斥着对实际反抗的诽谤。在伊朗,他试图研究起义中仅仅是人民的群众所拥有的动机和工具。就如我所言,他的政治理论才是焦点。这是对个体在特定情况下宁愿投降的总体理解所以也不能从一个«»错误Foucaults在伊朗事件评估,说话就像他的一些朋友他vorhielten .我不知道而那些想要让他接受这种让步的巴黎同僚们不接受根本的理论
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Foucaults Abenteuer im Iran
Es ist an sich erstaunlich, daß Foucault die während des Iran-Projekts gesammelten Erfahrungen und die in seinen »Reportagen« entwickelten Vorstellungen über Islam, Revolution in »geistloser« (sprich religionsbeladener) Zeit und in einem peripheren Land in seinem wissenschaftlichen Œuvre nicht weiter verfolgt und nicht weiter verarbeitet hat. Man darf dennoch annehmen, daß die vor allem im »Corriere della Sera« und im »Nouvel Observateur« erschienenen Reportagen über die islamische Revolution im Iran einigen Einfluß auf das Spätwerk Foucaults hatten. Sicherlich beeinflußten sie auch die ersten sozialwissenschaftlichen Interpretationen und Studien zum islamischen Fundamentalismus. Gegenstand des vorliegenden Essays sind die »reportages des idées«, mit denen Foucault die iranischen Ereignisse begleitete. Hier sollen einige Parallelen zu seiner politischen Theorie aufgezeigt werden. Eine Studie der Wirkung, die diese Berichte auf die Soziologie des islamischen Fundamentalismus gehabt haben mögen, kann hier jedoch nicht vorgelegt werden. Es ist behauptet worden, daß man Foucaults »infantilen Linksradikalismus« von seiner politischen Theorie trennen müsse (Walzer 1986). Ich teile diese Meinung nicht. Foucaults Interesse, unmittelbare Rebellion zu verstehen, ist in seiner Machttheorie ebenso präsent wie in seinen Reportagen über den Iran und seinen vielseitigen, oft auch nur pamphletistischen Interventionen in praktische Auflehnung. Im Iran suchte er, die Motive und Werkzeuge der sich als bloße Menschen im Aufstand begegnenden Massen zu untersuchen. Dabei blieb, wie ich zeigen will, seine politische Theorie der eigentliche Fokus des Interesses. Es ist dies der Versuch, als Ganzes zu verstehen, warum Menschen in bestimmten Situationen den Kampf der Unterwerfung vorziehen. Man kann deshalb auch nicht von einem »Irrtum« Foucaults in der Beurteilung der iranischen Ereignisse sprechen, wie manche seiner Freunde ihm vorhielten. Foucault hat einen solchen Irrtum nie zugestanden. Und die Pariser Kollegen, die ihn gerne zu einem solchen Zugeständnis bewegt hätten, haben die unterliegende theoretische Ab-
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