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Die (Wieder-) Erzählung von 2. Sam 11-12 im spätantiken Christentum
Als einer aus dem Judentum hervorgegangenen Religionsgemeinschaft galt den frühen Christen die Heilige Schrift der Juden, d.h. konkret die Septuaginta, die griechische Fassung der hebräischen Bibel, von Anfang an als Grundlage ihrer religiösen Orientierung und Jesus Christus als der Sohn desjenigen Gottes, von dem diese Schriften erzählen und der sich in Christus in besonderer Weise offenbart hat. Die Erzählungen von der Erschaffung der Welt und des Menschen und der Beziehung Gottes zu seinem erwählten Volk Israel wurden im Verlauf der ersten Jahrhunderte n. Chr. zwar in unterschiedlicher Weise gedeutet, doch gerade die ersten Spannungen innerhalb der Christengemeinschaft verdeutlichen die Wichtigkeit der jüdischen Schriften für die Konstituierung des christlichen Selbstverständnisses – lange bevor von einem neutestamentlichen Kanon die Rede war.1 Die Schriften des Neuen Testaments knüpfen wiederum nicht nur an diejenigen des Alten Testaments an, sondern erzählen die Geschichte Jesu Christi als explizite Fortführung und Erfüllung der Geschichte Gottes mit den Menschen. Entsprechend hält Seidl fest, dass die Erzählung „die häufigste textliche Ausdrucksform der Bibel [ist]“2 und es daher naheliegt, anzunehmen, dass es auch im frühen Christentum darum ging, die biblischen Geschichten weiterzuerzählen. Dies scheint Heyden zufolge jedoch nicht der Fall gewesen zu sein. Im Gegenteil habe der Prozess der Kanonisierung der Schrift zu einer derartigen Verehrung des Textes geführt, dass „die Bibel [...] nicht erzählt, sondern (vor)gelesen [wurde]“3, um den Wortlaut der Schrift möglichst unverändert weiterzugeben.