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Juli 2009 steht dieser Form von Sprachstatistik kritisch gegenüber, sie spricht von einem „Sprachquiz“. Vielleicht aber, so liest man weiter, mache diese populäre Form des Wissens „Lust auf die deutsche Sprache, die für viele Nutzer ja sowieso ein Rätsel ist.“ Rätselhaft ist vor allem, wie Sprache funktioniert und was sie eigentlich leistet. Bei einzelnen Wörtern scheint das zunächst noch recht einfach und klar zu sein. Wörter wie Baum oder Bär scheinen als Zeichen „irgendwie“, z. B. vermittelt über Bilder vor unserem geistigen Auge, für Dinge in der Welt zu stehen. Wir werfen uns aber keineswegs nur Wörter an den Kopf, sondern äußern – meist – Kombinationen von Wörtern, typischerweise in Form von Sätzen. Die eigentliche Aufgabe von Sprache kann also nicht darin bestehen, uns einzelne Dinge der Welt abzubilden. Des Rätsels Lösung liegt wohl in der Idee, dass mit Äußerungen – sofern sie vom Hörer über Schlussfolgerungen aus dem Gesagten verstanden werden – Handlungen vollzogen werden. Äußerungen sind also Instrumente des Handelns. Die Sprecher verändern etwas, sie schaffen neue Tatsachen, beeinflussen die Sicht des Hörers auf die Welt oder „arbeiten“ an den Absichten und Vorhaben des Hörers. Das können wir als die eigentliche Leistung oder Funktion von Sprache verstehen. Und diese Funktion wird vor allem mit Hilfe der Grammatik erreicht. Die Grammatik ist die für jede Sprache individualisierte Bauanleitung für die Werkzeuge des sprachlichen Handelns. Mit ihrer Hilfe verbinden sich einzelne Wortbedeutungen zu Satzbedeutungen.","PeriodicalId":310070,"journal":{"name":"Das Deutsche als europäische Sprache","volume":"6 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-07-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Kapitel 2 Wozu Sprache(n)? 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Kapitel 2 Wozu Sprache(n)? Worin besteht der Beitrag von Wörtern und Sätzen zur kommunikativen Funktion?
Der Wortschatz einer Sprache gilt vielen als ihr eigentlicher Reichtum. Die Anzahl der Wörter der deutschen Sprache geht je nach Zählweise in die Millionen oder gar in die Milliarden. Auch die Länge deutscher Wörter kann Anlass zum Staunen sein. In der im Juli 2009 erschienenen 25. Auflage des Rechtschreibdudens wird Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung mit 36 Buchstaben als längstes verzeichnetes Wort genannt. Es liegt somit weit über der mit 10,6 zu beziffernden Durchschnittslänge des deutschen Wortes. Nicht zu vergessen auch die Top-Drei in der Disziplin Vokalhäufung, nämlich zweieiig, Donauauen und Treueeidmit jeweils fünf aufeinanderfolgenden Vokalen – wobei die Diphthonge und nur in der Schrift eindeutig als zwei getrennte Elemente zu bewerten sind. Die Hannoversche Zeitung vom 6. Juli 2009 steht dieser Form von Sprachstatistik kritisch gegenüber, sie spricht von einem „Sprachquiz“. Vielleicht aber, so liest man weiter, mache diese populäre Form des Wissens „Lust auf die deutsche Sprache, die für viele Nutzer ja sowieso ein Rätsel ist.“ Rätselhaft ist vor allem, wie Sprache funktioniert und was sie eigentlich leistet. Bei einzelnen Wörtern scheint das zunächst noch recht einfach und klar zu sein. Wörter wie Baum oder Bär scheinen als Zeichen „irgendwie“, z. B. vermittelt über Bilder vor unserem geistigen Auge, für Dinge in der Welt zu stehen. Wir werfen uns aber keineswegs nur Wörter an den Kopf, sondern äußern – meist – Kombinationen von Wörtern, typischerweise in Form von Sätzen. Die eigentliche Aufgabe von Sprache kann also nicht darin bestehen, uns einzelne Dinge der Welt abzubilden. Des Rätsels Lösung liegt wohl in der Idee, dass mit Äußerungen – sofern sie vom Hörer über Schlussfolgerungen aus dem Gesagten verstanden werden – Handlungen vollzogen werden. Äußerungen sind also Instrumente des Handelns. Die Sprecher verändern etwas, sie schaffen neue Tatsachen, beeinflussen die Sicht des Hörers auf die Welt oder „arbeiten“ an den Absichten und Vorhaben des Hörers. Das können wir als die eigentliche Leistung oder Funktion von Sprache verstehen. Und diese Funktion wird vor allem mit Hilfe der Grammatik erreicht. Die Grammatik ist die für jede Sprache individualisierte Bauanleitung für die Werkzeuge des sprachlichen Handelns. Mit ihrer Hilfe verbinden sich einzelne Wortbedeutungen zu Satzbedeutungen.