(大名读者)

C. Lötscher
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Heute nennt man das, etwas technokratischer, Medienkonvergenz. \nDie Spannung zwischen kulturkritisch gefärbter Besorgnis auf der einen Seite und Medieneuphorie andererseits bestimmt auch die Kinder- und Jugendmedien, in denen magische Bücher im Zentrum stehen. Die unendliche Geschichte,Michael Endes Klassiker von 1979, bildet immer noch den Bezugsrahmen für fantastische Zauberbuch-Literatur, auch wenn sich in den letzten Jahren so unterschiedliche Texte wie Nikolaus Heidelbachs Ein Buch für Bruno (1997), Lev Grossmans Magicians-Trilogie (2009–2014) oder Juan Villoros Das wilde Buch (2014) um Lektüre und Wissen drehen. \nBei der Analyse fällt auf, dass weibliche und männliche Figuren in ihrem Verhältnis zu Büchern sehr unterschiedlich inszeniert werden: Die Geschlechterordnung ist aufs Engste mit der Wissensordnung verzahnt. 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摘要

数字革命及其带来的恐惧特别影响到儿童和青少年媒体。关于该书不确定的未来的辩论,以及阅读能力的丧失以及文化的缺失,都发生在数字原住民的案例中——儿童和青少年被认为其社会、情感和智力生活局限于智能手机的层面。但现实生活中,手机、平板电脑、电子游戏都是完全实现了某种电子游戏,这使得作家和提前退休的思想家想把所有提前退休的艺术融合起来。现在这叫做技术官僚化的媒体收敛。一种以民族为中心的担忧和媒体的乐观情绪之间存在着尖锐的矛盾,而这种隐藏在中心的则是童书和青少年媒体。1979年终结的永不休止Michael经典的还是参照,使得好棒的Zauberbuch-Literatur,即使这在近年来多种文字,像尼古拉斯Heidelbachs一本书为布鲁诺(1997年)、列夫Grossmans Magicians-Trilogie(2009-2014)或Juan Villoros章书(2014)环绕文字和知识.分析发现,男性和女性角色在其与书本的关系中扮演的角色迥然不同:性别次序和知识次序紧密相连。阅读对一个男性来说是很成问题的,而那些乐于阅读又好奇的女孩子则没有。有些人阅读障碍,有些人喜欢冒险。如果你喜欢读书的话,你会发现小说和现实之间的矛盾难以跨越尽管如此,也正是因为如此,男主角是当代儿童和青少年媒体的“大读者”。破译字母也许不容易,但字里行间的信息是清楚的:首先,优秀的读者需要对故事的热情。这些问题无处不在,特别是在媒体时代,不仅仅在书中。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Der grosse Leser
Die digitale Revolution und die mir ihr verbundenen Ängste schlagen sich in Kinder- und Jugendmedien besonders stark nieder. Die Debatten um die ungewisse Zukunft des Buches, um den Verlust der Lesefähigkeit und damit überhaupt der Kultur kristallisieren sich um die digital natives – die Kinder und Jugendlichen, denen man nachsagt, dass ihr soziales, emotionales und intellektuelles Leben auf die Dimensionen ihres Smartphones beschränkt sei. Dabei ist gerade das Smartphone, genau wie das Tablet oder das Videospiel, eine Realisierung des Traums vom absoluten Medium, in dem sich die Autoren und Denker der Frühromantik eine Verschmelzung aller Künste erträumten. Heute nennt man das, etwas technokratischer, Medienkonvergenz. Die Spannung zwischen kulturkritisch gefärbter Besorgnis auf der einen Seite und Medieneuphorie andererseits bestimmt auch die Kinder- und Jugendmedien, in denen magische Bücher im Zentrum stehen. Die unendliche Geschichte,Michael Endes Klassiker von 1979, bildet immer noch den Bezugsrahmen für fantastische Zauberbuch-Literatur, auch wenn sich in den letzten Jahren so unterschiedliche Texte wie Nikolaus Heidelbachs Ein Buch für Bruno (1997), Lev Grossmans Magicians-Trilogie (2009–2014) oder Juan Villoros Das wilde Buch (2014) um Lektüre und Wissen drehen. Bei der Analyse fällt auf, dass weibliche und männliche Figuren in ihrem Verhältnis zu Büchern sehr unterschiedlich inszeniert werden: Die Geschlechterordnung ist aufs Engste mit der Wissensordnung verzahnt. Im Gegensatz zu den lesefreudigen und wissbegierigen Mädchen, für die Lernen eine Selbstverständlichkeit ist, gestaltet sich das Lesen für männliche Protagonisten meist problematisch. Die einen leiden an einer Leseschwäche, andere wollen lieber echte Abenteuer erleben. Und wenn sie doch gerne lesen, dann halten sie die Diskrepanz zwischen Fiktion und Realität nur schwer aus. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind die männlichen Figuren die „grossen Leser“ der zeitgenössischen Kinder- und Jugendmedien. Mit dem Entziffern von Buchstaben mögen sie sich zwar schwertun, doch die Botschaft zwischen den Zeilen ist klar: Ein guter Leser braucht vor allem eine Leidenschaft für Geschichten. Und die gibt es, vor allem im Medienzeitalter – überall, nicht nur in Büchern.
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