女性精神分析学家

Ita Grosz-Ganzoni
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Durch das Naziregime und seine Folgen wurde auch diese legendäre Debatte brutal unterbrochen. 40 Jahre danach, mit dem Erstarken der Frauenbewegung in den 1970er Jahren, wurde der Diskurs um die Weiblichkeitstheorien in der Psychoanalyse wieder aufgenommen und weiterentwickelt. 1971 bekamen auch die Schweizer Frauen das Stimm- und Wahlrecht, und ich begann am PSZ die psychoanalytische Ausbildung und ging auch an die berühmten Veranstaltungen der sogenannten «Plattform», einer Gruppe linker, institutionskritischer, vor allem junger KollegInnen, von denen sich die meisten in psychoanalytischer Ausbildung befanden oder sich für die Psychoanalyse interessierten. \nFreuds Konzepte der Triebentwicklung, zu der auch die Theorie des Penisneides und des Kastrationskomplexes der Frau gehörte, wurde damals nicht kritisch hinterfragt. Sie gehörten sozusagen zum undiskutierten gewachsenen Felsen der psychoanalytischen Theorie. Die bekannte argentinische Psychoanalytikerin Marie Langer war die erste Person, die am Seminar offen und deutlich diese Theorien in Frage stellte. Für mich bedeutete das eine Aufforderung (eine Erlaubnis?) zum Anders- und Weiterdenken. 1979/80 entstand eine erste Frauengruppe mit Goldy Parin. 1991 wurde der Arbeitskreis für feministische Psychoanalyse gegründet. Mit Psychoanalytikerinnen und psychoanalytisch orientierten Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich einmal im Jahr treffen, wird seitdem die Thematik erweitert und vertieft. 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摘要

妇女在心理分析方面的地位是多方面的:其中一个是著名的病人。很多先驱姊妹在社会不景气时,都要学习心理分析,强迫自己放弃家庭生活。20世纪20年代和30年代,女性心理分析家在对于弗洛伊德女性精神理论的批判性争论中扮演了核心角色。纳粹政权及其所造成的后果残酷地打断了这场传奇的辩论。40年后,随着1970年代女性运动的发展,关于女性精神分析理论的讨论又进一步升温。1971年获得瑞士妇女也用声音和选举权,然后我就开始在PSZ还有著名的心理分析训练,去吃活动所谓«»,一群中部institutionskritischer平台,尤其是年轻的女性形象,其中大多数psychoanalytischer培训,或心理分析感兴趣.弗洛伊德关于推动发展的概念,包括女性的阴茎厌恶理论和习管癖理论在当时并没有受到质疑。可以说,你属于未经讨论的种植岩石精神分析分析理论。著名的阿根廷精神分析家玛丽·朗根是该研讨会上第一个公开大声质疑这些理论的人。在我看来,这代表着“邀请”(意思是允许我这样做)。那些来自德国、奥地利和瑞士的心理分析家每年聚会一次,借此扩大和加深这个问题。对于女性和性别问题的批判性意识最终也植根于心灵感应
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Pionierinnen im Dickicht der psychoanalytischen Weiblichkeitstheorien
Die Position der Frauen in der Psychoanalyse ist vielfältig: Es gab die berühmten Patientinnen. Es gab die Pionierinnen, die in gesellschaftlich schwierigen Zeiten ihren Weg zur Psychoanalyse finden mussten, was oft mit dem Verzicht auf ein eigenes Familienleben verbunden war. Und Psychoanalytikerinnen spielten in der kritischen Auseinandersetzung um die Weiblichkeitstheorien Freuds in den 1920er und 1930er Jahren eine zentrale Rolle. Durch das Naziregime und seine Folgen wurde auch diese legendäre Debatte brutal unterbrochen. 40 Jahre danach, mit dem Erstarken der Frauenbewegung in den 1970er Jahren, wurde der Diskurs um die Weiblichkeitstheorien in der Psychoanalyse wieder aufgenommen und weiterentwickelt. 1971 bekamen auch die Schweizer Frauen das Stimm- und Wahlrecht, und ich begann am PSZ die psychoanalytische Ausbildung und ging auch an die berühmten Veranstaltungen der sogenannten «Plattform», einer Gruppe linker, institutionskritischer, vor allem junger KollegInnen, von denen sich die meisten in psychoanalytischer Ausbildung befanden oder sich für die Psychoanalyse interessierten. Freuds Konzepte der Triebentwicklung, zu der auch die Theorie des Penisneides und des Kastrationskomplexes der Frau gehörte, wurde damals nicht kritisch hinterfragt. Sie gehörten sozusagen zum undiskutierten gewachsenen Felsen der psychoanalytischen Theorie. Die bekannte argentinische Psychoanalytikerin Marie Langer war die erste Person, die am Seminar offen und deutlich diese Theorien in Frage stellte. Für mich bedeutete das eine Aufforderung (eine Erlaubnis?) zum Anders- und Weiterdenken. 1979/80 entstand eine erste Frauengruppe mit Goldy Parin. 1991 wurde der Arbeitskreis für feministische Psychoanalyse gegründet. Mit Psychoanalytikerinnen und psychoanalytisch orientierten Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich einmal im Jahr treffen, wird seitdem die Thematik erweitert und vertieft. Das kritische Bewusstsein um Weiblichkeits- und Genderthemen verankerte sich schliesslich auch im PSZ.
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