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Migration, Trauma und die soziokulturelle Integration von Flüchtlingen
Prozesse der Migration und Integration können Traumata hervorbringen, aber auch selbst durch vorangegangene Traumata beeinflusst werden. Am Beispiel einer Legende von Uiras, einem Urubu-Indianer (Kaapor), der durch den Tod seines Sohnes traumatisiert wurde und bei dem kulturelle Rituale der Traumabewältigung versagten, wird verdeutlicht, wie durch die Migration in fremde Kulturen anhaltende Retraumatisierungen stattfinden können. Maßgeblich dafür sind scheiternde Verständigungsbemühungen und Kommunikationsabbrüche. Am Ende bleibt Uiras nur der Tod. Der Beitrag beschreibt das Festhalten an religiösen Überzeugungen, die einen Boden schaffen, der in der Fremde trägt – als Übergangsform und möglicher Weg der Integration. Hervorgehoben wird generell die integrationsfördernde Funktion religiöser und anderer soziokultureller Gemeinschaften, denen sich Menschen zugehörig fühlen. Deswegen erkennt der Autor in sogenannten ›Parallelgesellschaften‹ nicht bloß etwas Negatives, zu Vermeidendes, sondern eine Vorbedingung oder Vorstufe gesellschaftlicher Integration sowie religiöser, kultureller Toleranz. Der Beitrag schließt mit einem Blick in Krankengeschichten von Flüchtlingen aus dem Kosovo und ein staatliches Gesundheitssystem (in der Schweiz), in dem unbemerkt Kulturkämpfe ausgetragen werden. Krankheiten sind mitunter Symptome misslungener Traumabearbeitung und gescheiterter Integration.