别害羞

Aleta-Amirée Von Holzen
{"title":"别害羞","authors":"Aleta-Amirée Von Holzen","doi":"10.54717/kidsmedia.5.1.2015.1","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im deutschsprachigen Kinderbuch-Angebot für acht- bis zwölfjährige Leserinnen und Leser sind Werwölfe nicht oft anzutreffen. Dies gilt besonders für Werwölfe in Hauptrollen abseits der einschlägigen Grusel-/Monsterreihen. Von einem Protagonisten, der sich plötzlich in einen Werwolf verwandelt, erzählen Gunnel Lindes Jag är en varulvsunge (1972), Gene DeWeeses The Adventures of a Two-Minute Werewolf (1983), Cornelia Funkes Kleiner Werwolf (1996) und Paul van Loons Dolfje Weerwolfje-Trilogie (1996–2001). In der ‚kindertauglichen‘ Version unterliegt die eng mit Horror- und Gruselgeschichten verbundene Figur des Werwolfs erwartungsgemäss der Verharmlosung; die im Film oft schmerzhafte Verwandlung wird auf Kribbeln reduziert. Vorstellungen blutrünstiger Werwölfe fungieren aber als wichtige Kontrastfolie: Indem sich die Untaten der Werwölfchen als ‚halb so wild‘ erweisen, werden sie positiviert und entdämonisiert. Vor allem durch die altersgerechten Illustrationen (z. B. Werwolf mit Mütze oder Brille) verliert die Hybridität der Werwolfsgestalt die Konnotation der Monstrosität weitgehend und unterliegt – in der Tradition anthropomorpher Sympathieträger – der Verniedlichung. Zwar empfinden die Protagonisten ihre neue Seinsform, der Kontrollverlust und Zerstörungspotenzial innewohnen, als monströs, zugleich eröffnet ihnen das Werwolfsein neue Freiheiten abseits erwachsener Autoritätsräume. Die Werwolfjungen changieren zwischen Freude über die Möglichkeiten und Frust über die Zwänge des Werwolflebens. Als Katalysator des neu entdeckten Muts und damit neuer Handlungsmöglichkeiten für die ausnahmslos schüchternen Jungen wirken oft Wutanfälle – als Form des Kontrollverlusts. Insofern diese gegen Ungerechtigkeiten gerichtet sind, erhalten sie eine soziale Funktion, wenn die Jungen für sich und ihre Freunde einstehen und ihre Ängste überwinden. Der Werwolf wird zu einer Projektionsfigur für kleine Vergeltungsfantasien (Stichwort Beisslust) und dient insgesamt als Ermächtigungsstrategie, die jedoch die beängstigenden Seiten von Macht ebenfalls beinhaltet. In einer realitätsnahen Alltagswelt situiert, ist die Geheimhaltung des Werwolftums für die Protagonisten aus Angst vor Zurückweisung gegeben, sie selbst schliessen sich aus der (vermeintlichen) Normalität aus. Allen voran der/die beste Freund/in als Eingeweihte/r und allenfalls später die Familie zeigen indes unerschütterliche Akzeptanz. Im Ausnahmefall basiert die Zuneigung gerade auf der Andersartigkeit, in der Regel aber basiert die Akzeptanz auf der Betonung von Gemeinsamkeiten zwischen Werwolf und Mensch: Im Grunde, so der Tenor, sind alle ein bisschen Werwolf, und wenn alle anders sind, sind auch Werwölfe keine unintegrierbaren Anderen mehr. Der Werwolf als Metapher für Andersartigkeit ist somit in den Kinderbüchern zwar ein Thema, verliert aber durch die Verwässerung der Figur an Aussagekraft.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"100 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Schluss mit schüchtern!\",\"authors\":\"Aleta-Amirée Von Holzen\",\"doi\":\"10.54717/kidsmedia.5.1.2015.1\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Im deutschsprachigen Kinderbuch-Angebot für acht- bis zwölfjährige Leserinnen und Leser sind Werwölfe nicht oft anzutreffen. Dies gilt besonders für Werwölfe in Hauptrollen abseits der einschlägigen Grusel-/Monsterreihen. 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摘要

在德语区负责照顾8到12岁的读者的儿童书籍中很少有狼人。对于不认识相关怪兽的狼人来说尤为如此这就引出了最严重的问题——1996年的资产负债表。在‚kindertauglichen”版本的境况与惊悚和狼人的故事有关联的人物erwartungsgemäss Verharmlosung;在片中痛苦的变形被简化为刺痛对凶恶的狼人作用,但重要Kontrastfolie:通过使Werwölfchen残酷,被证明是‚大不了”,positiviert entdämonisiert .特别是通过古老的插图(比如戴着帽子或戴眼镜的狼人),狼人形态的混合性在很大程度上丧失了怪物的真实性,并且在“人脸同情者”的传统中倾向于言归于好。这是一种人类内心的平和和潜在的变化,这是一种可怕的变化,但狼人的这一变化也给它们带来了远离成年权势的新的自由。狼人男孩在机会的快乐与失望之间挣扎作为新发现的勇气的催化剂,因此给所有大男孩带来新的心动机会——一种控制失败的形式。年轻人坚决地维护自己和所爱的人,努力克服自己的恐惧,能改善社会地位。狼人变成了一个小狗般的报复狂想的投影仪。作为一个整人的授权战略也包括了可怕的权力观念。生活在一个近乎现实的日常世界里,受到饥饿恐惧的对手得到了狼人保密的待遇,并在这段被看成正常的过程中自我封闭。首先是最好的朋友/r为知己,不过多数的家庭后来却表现出不可动摇的支持。在特例基础在感情上的差异,通常为基础上的接受、狼人与人之间的共同点:基本上,男高音,都有点狼人,如果每个人不一样,狼人也不再另unintegrierbaren .反过来说,不同的狼人可能是儿童读物中的一个词句,但这个词句受到简化后丧失一些意义。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Schluss mit schüchtern!
Im deutschsprachigen Kinderbuch-Angebot für acht- bis zwölfjährige Leserinnen und Leser sind Werwölfe nicht oft anzutreffen. Dies gilt besonders für Werwölfe in Hauptrollen abseits der einschlägigen Grusel-/Monsterreihen. Von einem Protagonisten, der sich plötzlich in einen Werwolf verwandelt, erzählen Gunnel Lindes Jag är en varulvsunge (1972), Gene DeWeeses The Adventures of a Two-Minute Werewolf (1983), Cornelia Funkes Kleiner Werwolf (1996) und Paul van Loons Dolfje Weerwolfje-Trilogie (1996–2001). In der ‚kindertauglichen‘ Version unterliegt die eng mit Horror- und Gruselgeschichten verbundene Figur des Werwolfs erwartungsgemäss der Verharmlosung; die im Film oft schmerzhafte Verwandlung wird auf Kribbeln reduziert. Vorstellungen blutrünstiger Werwölfe fungieren aber als wichtige Kontrastfolie: Indem sich die Untaten der Werwölfchen als ‚halb so wild‘ erweisen, werden sie positiviert und entdämonisiert. Vor allem durch die altersgerechten Illustrationen (z. B. Werwolf mit Mütze oder Brille) verliert die Hybridität der Werwolfsgestalt die Konnotation der Monstrosität weitgehend und unterliegt – in der Tradition anthropomorpher Sympathieträger – der Verniedlichung. Zwar empfinden die Protagonisten ihre neue Seinsform, der Kontrollverlust und Zerstörungspotenzial innewohnen, als monströs, zugleich eröffnet ihnen das Werwolfsein neue Freiheiten abseits erwachsener Autoritätsräume. Die Werwolfjungen changieren zwischen Freude über die Möglichkeiten und Frust über die Zwänge des Werwolflebens. Als Katalysator des neu entdeckten Muts und damit neuer Handlungsmöglichkeiten für die ausnahmslos schüchternen Jungen wirken oft Wutanfälle – als Form des Kontrollverlusts. Insofern diese gegen Ungerechtigkeiten gerichtet sind, erhalten sie eine soziale Funktion, wenn die Jungen für sich und ihre Freunde einstehen und ihre Ängste überwinden. Der Werwolf wird zu einer Projektionsfigur für kleine Vergeltungsfantasien (Stichwort Beisslust) und dient insgesamt als Ermächtigungsstrategie, die jedoch die beängstigenden Seiten von Macht ebenfalls beinhaltet. In einer realitätsnahen Alltagswelt situiert, ist die Geheimhaltung des Werwolftums für die Protagonisten aus Angst vor Zurückweisung gegeben, sie selbst schliessen sich aus der (vermeintlichen) Normalität aus. Allen voran der/die beste Freund/in als Eingeweihte/r und allenfalls später die Familie zeigen indes unerschütterliche Akzeptanz. Im Ausnahmefall basiert die Zuneigung gerade auf der Andersartigkeit, in der Regel aber basiert die Akzeptanz auf der Betonung von Gemeinsamkeiten zwischen Werwolf und Mensch: Im Grunde, so der Tenor, sind alle ein bisschen Werwolf, und wenn alle anders sind, sind auch Werwölfe keine unintegrierbaren Anderen mehr. Der Werwolf als Metapher für Andersartigkeit ist somit in den Kinderbüchern zwar ein Thema, verliert aber durch die Verwässerung der Figur an Aussagekraft.
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