{"title":"司法部化的儿童和青少年是幽默感的反映","authors":"L. Krainer","doi":"10.5771/9783845293844-347","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Auf Basis einer Analyse von Bildund Wortwitzen, die Phänomene der Mediatisierung thematisieren, wird zunächst geprüft, inwiefern sich aus humoristischen Darstellungen ethische Wertvorstellungen ableiten lassen. In weiterer Folge soll auf Basis einer Rezeptionsforschung zur Betrachtung der Bildund Wortwitze (Teilnehmende Beobachtung und Fragebogenerhebung) gezeigt werden, dass die Lektüre von Bildund Wortwitzen gute Anknüpfungspunkte für unmittelbare medienethische Reflexion aufseiten des Publikums bietet. Vorhandene Studien zur Mediennutzung von Jugendlichen – wie etwa die Kimoder die Jim-Studie – zeigen, dass digitale Medien in hohem Ausmaß in der Freizeit für Unterhaltungszwecke genutzt werden, wie etwa für das Musikhören oder das Ansehen von Videos bzw. das Spielen von digitalen Games (vgl. mpfs 2016a: 11 bzw. mpfs 2016b: 10 f.), sie bieten allerdings kaum Aufschluss darüber, inwiefern und in welchem Ausmaß Bildund Wortwitze rezipiert und ob bzw. wie diese reflektiert werden. Auch innerhalb des medienethischen Diskurses und der Mediatisierungsforschung fehlen derzeit noch Beiträge, die sich mit Bildund Wortwitzen beschäftigen, sowohl in Bezug auf Inhaltsanalysen als auch in Bezug auf die Rezeption der Witze. Aus Alltagsbeobachtungen lässt sich aber immerhin festhalten, dass Bildund Wortwitze sehr häufig verschickt oder in Sozialen Medien geteilt werden und dass viele von ihnen den Eintritt der digitalen Medien in die Gesellschaft behandeln und daraus folgend gesellschaftliche wie kulturelle Veränderungen skizzieren. Sie eignen sich aus meiner Sicht sowohl für die Mediatisierungsforschung als auch für eine medienethische Analyse hervorragend: Sie illustrieren den durch den Medienwandel in Gang gesetzten „Wandel von Alltag, Kultur und Gesellschaft“, wie Krotz (2018: 30) formuliert, sie lassen sich mit Jakobi und Waldschmidt (2015) als „Form ästhetischer Weltaneignung“ (vgl. Jakobi/Waldschmidt 2015) begreifen und insgesamt kann der Witz in Sprache und Bild als Instrument der humorvollen Wirklichkeitsbetrachtung und Reflexion verstanden werden, der sowohl subversiven als auch gesellschaftskritischen Charakter tragen kann. 347 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Für den Kontext der Medienethik sind dabei insbesondere Hinweise auf Veränderungen im Wertewandel von Interesse sowie spezifische ethische Herausforderungen, die sich durch digitale Medien stellen und die in den Witzen behandelt werden. Analyse der Bildund Wortwitze Die Analyse der Bildund Wortwitze wurde im Rahmen eines Lehr-Forschungsprojektes mit dem Titel: „Digital Native meets Digital Immigrant“ durchgeführt.1 Dabei interessierte primär, wie jüngere und ältere Menschen in Hinblick auf ihren Umgang mit digitalen Medien ironisch dargestellt werden, zumal damit unterschiedliche Wertvorstellungen verbunden sein könnten. Als Digital Natives werden Personen bezeichnet, die in die Welt der digitalen Medien hineingeboren wurden und in ihr aufwachsen, als Digital Immigrants jene, die den Umgang mit den neuen Technologien erst nachträglich erlernen mussten bzw. müssen (vgl. Prensky 2001). Obwohl die Trennschärfe dieser Unterscheidung in der wissenschaftlichen Literatur auch kritisch hinterfragt wird (vgl. etwa Jandura/Karnowski 2015), haben sich die Begriffe in Wissenschaftswie Alltagssprache etabliert. Die Auswahl der Witze erfolgte anhand individueller Recherchen (durch die Studierenden und die Lehrveranstaltungsleiterin) in sozialen Medien, bei Google (Bilder), Pinterest, speziellen Facebookund Webseiten (*memes, Huffington Post, reddit). Mehr als 300 Bilder wurden gemeinsam kategorisiert, 120 Bilder für eine detaillierte Analyse ausgewählt. Vertiefend ausgearbeitet wurden die folgenden Kategorien: Technischer Fortschritt, Nutzungsverhalten mit Fokus auf Digital Natives bzw. Digital Immigrants, Bildung, Beziehungen und Risiken (Unfälle, Macht/Manipulation, Sucht) im digitalen Zeitalter. Für die Detailanalysen wurde auf Basis von Bohnsack (2009) ein Analyseraster entwickelt, der um Analysedimensionen zu Witzen und zu medienethischen Aspekten erweitert wurde. In weiterer Folge wurde eine vergleichende Analyse innerhalb der Einzelkategorien durchgeführt und anschließend eine kategorienübergreifende Analyse (Parallelen, Differenzen, Überschneidungen) aller ausgewählten Bild1. 1 Die Lehrveranstaltung wurde als Projektseminar über zwei Semester (WS 17/18 und SS 2018) geführt. An ihr haben zwölf StudentInnen teilgenommen, deren Analysearbeit in diesen Text eingeflossen ist. Ich danke Lena Craigher, Ines Hofstadler, Adelaida Kudelic, Lisa Kulle, Francesca Lippolis, Belma Mahmutović, Jennifer Pflügl, Lukas Schellander, Oliver Strutz, Nadine Susnjar, Magdalena Wagner und Selina Winkler für ihre engagierten Leistungen im Rahmen des Seminars. Larissa Krainer 348 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. und Wortwitze. In einem letzten Schritt wurden Hintergrundtheorien in Bezug auf die folgenden Themen gebildet: • Bilder sowie (Wert-)Vorstellungen der Digitalisierung/Mediatisierung, • Bilder sowie Aufbzw. Abwertungen von jüngeren und älteren Menschen im Umgang mit digitalen Medien bzw. im Zeitalter der Digitalisierung, • ethische Aspekte (implizite und explizite Wertvorstellungen) • und zum Realitätsgehalt des Witzes. Im Sinne der formalen Gestaltung umfasste das Analysematerial Bildwitze, Sprachwitze sowie Kombinationen aus Bildund Sprachwitzen (auf Englisch und Deutsch). Innerhalb der Bilder lassen sich Cartoons, Zeichnungen, bearbeitete Fotografien, Comics und animierte Darstellungen unterscheiden. Digitalisierung wird in den Bildund Wortwitzen als technischer Fortschritt vorgeführt, wobei positive wie negative Aspekte thematisiert werden, mitunter wird der technische Fortschritt allerdings auch zum Rückschritt. Die Bilder legen nahe, dass digitale Medien einen großen Platz im Leben der Menschen einnehmen. Der technische Fortschritt scheint sich unaufhaltsam weiterzuentwickeln und betrifft nahezu alle Lebensbereiche (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß). Von der Kinderbis zur Altenbetreuung sind sämtliche privaten und sogar intimen Lebensbereiche (wie Geburt, Heirat und Tod) erfasst, aber auch Religion wird humoristisch dargestellt – in der Welt der digitalen Medien verfügt Jesus in einem sozialen Netzwerk über zwölf Follower (ehemals Apostel). Viele Witze bedienen das Klischee, dass Digital Natives weitaus versierter sind und sich in der Welt der digitalen Medien deutlich besser zurechtfinden als ältere Generationen, die tendenziell (aber nicht ausschließlich) als unwissend vorgestellt werden. Digital Natives werden in den Bildern häufig zu LehrmeisterInnen der Digital Immigrants. Umgekehrt scheinen jüngere Menschen sich der Risiken der digitalen Medien weniger bewusst zu sein, als ihre Vorgängergenerationen, Digital Natives werden zudem häufig als isolierte EinzelgängerInnen dargestellt, die über wenig Hausverstand verfügen und kaum noch Sozialkontakte pflegen. Digital Immigrants erscheinen in den Witzen zumeist als Menschen, die digitale Technologien falsch verwenden, ihnen gegenüber abgeneigt und für ihre Bedienung auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Manchmal werden sie aber auch unterschätzt: Einige (wenige) Bilder zeigen Digital Immigrants als PionierInnen in der digitalen Welt, gelegentlich werden auch Kompetenzen betont, die heute verloren gegangen scheinen (z. B. sich Geburtstage oder Telefonnummern auswendig merken zu können). Letztlich Mediatisierte Kindheit und Jugend als Gegenstand humoristischer Reflexion 349 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. erscheinen sie gegenüber den Digital Natives auch weniger gefährdet, sich Desinformation auszusetzen oder Informationen über sich selbst ins Internet zu stellen (sorgsamerer Umgang mit Daten). Rund um das Thema der Bildung bzw. Medienkompetenz werden insbesondere Aspekte aufgegriffen, die die „alte“ und die „neue“ Welt betreffen, vielfach verbunden mit der Nutzung der Doppeldeutigkeit von Begriffen aus der analogen und der digitalen Welt (wie etwa „cloud“ als Wolke am Himmel und als Datenwolke). Die Bilder erzählen davon, dass tradierte Bildungsmedien wie Zeitungen und Bücher in Vergessenheit geraten. Digital Natives wenden sich gelangweilt von ihnen ab, Digital Immigrants, die sie tatsächlich noch nutzen, werden in einer Welt der digitalen Wissensvermittlung zu seltsamen Außenseitern. Langsam erobern digitale Medien auch Schulen. Während manche Lehrkräfte den Umgang mit ihnen noch nicht ganz zu beherrschen scheinen, versuchen andere, sich der digitalen Alltagssprache anzupassen. Letztlich scheinen aber auch Digital Natives ihren Bildungsabschluss zu schaffen – nicht zuletzt dank Wikipedia. In Bildund Wortwitzen, die vom Beziehungsleben im digitalen Zeitalter handeln, treten digitale Medien jeweils zwischen Menschen, stören jede zärtliche Form der Zuwendung und begleiten Partnerinnen und Partner bis ins Bett. Ignoranz, Realitätsverlust, ein Mangel an Emotion und der Verlust von Intimität scheinen den Witzen zufolge moderne Beziehungen zu begleiten. Drohende Überwachung, der Verlust der Privatsphäre, Cybermobbing, negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Gefahr, unbewusst manipuliert oder getäuscht zu werden, werden als die größten Risiken digitaler Medien vorgeführt. Gesundheitliche Risiken werden thematisiert, wenn ein Arzt bei einem Kind einen „Texters-Neck“ oder „Tweeters Thumbs“ diagnostiziert. Ein spezifisches Risiko stellen in Bildwitzen Unfälle dar, bei denen Personen entweder bereits zu Schaden gekommen sind oder unmittelbar davorstehen, häufig werden sie dabei von schadenfrohen G","PeriodicalId":202239,"journal":{"name":"Aufwachsen mit Medien","volume":"7 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Mediatisierte Kindheit und Jugend als Gegenstand humoristischer Reflexion\",\"authors\":\"L. Krainer\",\"doi\":\"10.5771/9783845293844-347\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Auf Basis einer Analyse von Bildund Wortwitzen, die Phänomene der Mediatisierung thematisieren, wird zunächst geprüft, inwiefern sich aus humoristischen Darstellungen ethische Wertvorstellungen ableiten lassen. 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Auch innerhalb des medienethischen Diskurses und der Mediatisierungsforschung fehlen derzeit noch Beiträge, die sich mit Bildund Wortwitzen beschäftigen, sowohl in Bezug auf Inhaltsanalysen als auch in Bezug auf die Rezeption der Witze. Aus Alltagsbeobachtungen lässt sich aber immerhin festhalten, dass Bildund Wortwitze sehr häufig verschickt oder in Sozialen Medien geteilt werden und dass viele von ihnen den Eintritt der digitalen Medien in die Gesellschaft behandeln und daraus folgend gesellschaftliche wie kulturelle Veränderungen skizzieren. Sie eignen sich aus meiner Sicht sowohl für die Mediatisierungsforschung als auch für eine medienethische Analyse hervorragend: Sie illustrieren den durch den Medienwandel in Gang gesetzten „Wandel von Alltag, Kultur und Gesellschaft“, wie Krotz (2018: 30) formuliert, sie lassen sich mit Jakobi und Waldschmidt (2015) als „Form ästhetischer Weltaneignung“ (vgl. Jakobi/Waldschmidt 2015) begreifen und insgesamt kann der Witz in Sprache und Bild als Instrument der humorvollen Wirklichkeitsbetrachtung und Reflexion verstanden werden, der sowohl subversiven als auch gesellschaftskritischen Charakter tragen kann. 347 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Für den Kontext der Medienethik sind dabei insbesondere Hinweise auf Veränderungen im Wertewandel von Interesse sowie spezifische ethische Herausforderungen, die sich durch digitale Medien stellen und die in den Witzen behandelt werden. 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In weiterer Folge wurde eine vergleichende Analyse innerhalb der Einzelkategorien durchgeführt und anschließend eine kategorienübergreifende Analyse (Parallelen, Differenzen, Überschneidungen) aller ausgewählten Bild1. 1 Die Lehrveranstaltung wurde als Projektseminar über zwei Semester (WS 17/18 und SS 2018) geführt. An ihr haben zwölf StudentInnen teilgenommen, deren Analysearbeit in diesen Text eingeflossen ist. Ich danke Lena Craigher, Ines Hofstadler, Adelaida Kudelic, Lisa Kulle, Francesca Lippolis, Belma Mahmutović, Jennifer Pflügl, Lukas Schellander, Oliver Strutz, Nadine Susnjar, Magdalena Wagner und Selina Winkler für ihre engagierten Leistungen im Rahmen des Seminars. Larissa Krainer 348 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. und Wortwitze. In einem letzten Schritt wurden Hintergrundtheorien in Bezug auf die folgenden Themen gebildet: • Bilder sowie (Wert-)Vorstellungen der Digitalisierung/Mediatisierung, • Bilder sowie Aufbzw. Abwertungen von jüngeren und älteren Menschen im Umgang mit digitalen Medien bzw. im Zeitalter der Digitalisierung, • ethische Aspekte (implizite und explizite Wertvorstellungen) • und zum Realitätsgehalt des Witzes. Im Sinne der formalen Gestaltung umfasste das Analysematerial Bildwitze, Sprachwitze sowie Kombinationen aus Bildund Sprachwitzen (auf Englisch und Deutsch). Innerhalb der Bilder lassen sich Cartoons, Zeichnungen, bearbeitete Fotografien, Comics und animierte Darstellungen unterscheiden. Digitalisierung wird in den Bildund Wortwitzen als technischer Fortschritt vorgeführt, wobei positive wie negative Aspekte thematisiert werden, mitunter wird der technische Fortschritt allerdings auch zum Rückschritt. Die Bilder legen nahe, dass digitale Medien einen großen Platz im Leben der Menschen einnehmen. Der technische Fortschritt scheint sich unaufhaltsam weiterzuentwickeln und betrifft nahezu alle Lebensbereiche (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß). Von der Kinderbis zur Altenbetreuung sind sämtliche privaten und sogar intimen Lebensbereiche (wie Geburt, Heirat und Tod) erfasst, aber auch Religion wird humoristisch dargestellt – in der Welt der digitalen Medien verfügt Jesus in einem sozialen Netzwerk über zwölf Follower (ehemals Apostel). Viele Witze bedienen das Klischee, dass Digital Natives weitaus versierter sind und sich in der Welt der digitalen Medien deutlich besser zurechtfinden als ältere Generationen, die tendenziell (aber nicht ausschließlich) als unwissend vorgestellt werden. Digital Natives werden in den Bildern häufig zu LehrmeisterInnen der Digital Immigrants. Umgekehrt scheinen jüngere Menschen sich der Risiken der digitalen Medien weniger bewusst zu sein, als ihre Vorgängergenerationen, Digital Natives werden zudem häufig als isolierte EinzelgängerInnen dargestellt, die über wenig Hausverstand verfügen und kaum noch Sozialkontakte pflegen. Digital Immigrants erscheinen in den Witzen zumeist als Menschen, die digitale Technologien falsch verwenden, ihnen gegenüber abgeneigt und für ihre Bedienung auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Manchmal werden sie aber auch unterschätzt: Einige (wenige) Bilder zeigen Digital Immigrants als PionierInnen in der digitalen Welt, gelegentlich werden auch Kompetenzen betont, die heute verloren gegangen scheinen (z. B. sich Geburtstage oder Telefonnummern auswendig merken zu können). Letztlich Mediatisierte Kindheit und Jugend als Gegenstand humoristischer Reflexion 349 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. erscheinen sie gegenüber den Digital Natives auch weniger gefährdet, sich Desinformation auszusetzen oder Informationen über sich selbst ins Internet zu stellen (sorgsamerer Umgang mit Daten). Rund um das Thema der Bildung bzw. Medienkompetenz werden insbesondere Aspekte aufgegriffen, die die „alte“ und die „neue“ Welt betreffen, vielfach verbunden mit der Nutzung der Doppeldeutigkeit von Begriffen aus der analogen und der digitalen Welt (wie etwa „cloud“ als Wolke am Himmel und als Datenwolke). Die Bilder erzählen davon, dass tradierte Bildungsmedien wie Zeitungen und Bücher in Vergessenheit geraten. Digital Natives wenden sich gelangweilt von ihnen ab, Digital Immigrants, die sie tatsächlich noch nutzen, werden in einer Welt der digitalen Wissensvermittlung zu seltsamen Außenseitern. Langsam erobern digitale Medien auch Schulen. 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Mediatisierte Kindheit und Jugend als Gegenstand humoristischer Reflexion
Auf Basis einer Analyse von Bildund Wortwitzen, die Phänomene der Mediatisierung thematisieren, wird zunächst geprüft, inwiefern sich aus humoristischen Darstellungen ethische Wertvorstellungen ableiten lassen. In weiterer Folge soll auf Basis einer Rezeptionsforschung zur Betrachtung der Bildund Wortwitze (Teilnehmende Beobachtung und Fragebogenerhebung) gezeigt werden, dass die Lektüre von Bildund Wortwitzen gute Anknüpfungspunkte für unmittelbare medienethische Reflexion aufseiten des Publikums bietet. Vorhandene Studien zur Mediennutzung von Jugendlichen – wie etwa die Kimoder die Jim-Studie – zeigen, dass digitale Medien in hohem Ausmaß in der Freizeit für Unterhaltungszwecke genutzt werden, wie etwa für das Musikhören oder das Ansehen von Videos bzw. das Spielen von digitalen Games (vgl. mpfs 2016a: 11 bzw. mpfs 2016b: 10 f.), sie bieten allerdings kaum Aufschluss darüber, inwiefern und in welchem Ausmaß Bildund Wortwitze rezipiert und ob bzw. wie diese reflektiert werden. Auch innerhalb des medienethischen Diskurses und der Mediatisierungsforschung fehlen derzeit noch Beiträge, die sich mit Bildund Wortwitzen beschäftigen, sowohl in Bezug auf Inhaltsanalysen als auch in Bezug auf die Rezeption der Witze. Aus Alltagsbeobachtungen lässt sich aber immerhin festhalten, dass Bildund Wortwitze sehr häufig verschickt oder in Sozialen Medien geteilt werden und dass viele von ihnen den Eintritt der digitalen Medien in die Gesellschaft behandeln und daraus folgend gesellschaftliche wie kulturelle Veränderungen skizzieren. Sie eignen sich aus meiner Sicht sowohl für die Mediatisierungsforschung als auch für eine medienethische Analyse hervorragend: Sie illustrieren den durch den Medienwandel in Gang gesetzten „Wandel von Alltag, Kultur und Gesellschaft“, wie Krotz (2018: 30) formuliert, sie lassen sich mit Jakobi und Waldschmidt (2015) als „Form ästhetischer Weltaneignung“ (vgl. Jakobi/Waldschmidt 2015) begreifen und insgesamt kann der Witz in Sprache und Bild als Instrument der humorvollen Wirklichkeitsbetrachtung und Reflexion verstanden werden, der sowohl subversiven als auch gesellschaftskritischen Charakter tragen kann. 347 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Für den Kontext der Medienethik sind dabei insbesondere Hinweise auf Veränderungen im Wertewandel von Interesse sowie spezifische ethische Herausforderungen, die sich durch digitale Medien stellen und die in den Witzen behandelt werden. Analyse der Bildund Wortwitze Die Analyse der Bildund Wortwitze wurde im Rahmen eines Lehr-Forschungsprojektes mit dem Titel: „Digital Native meets Digital Immigrant“ durchgeführt.1 Dabei interessierte primär, wie jüngere und ältere Menschen in Hinblick auf ihren Umgang mit digitalen Medien ironisch dargestellt werden, zumal damit unterschiedliche Wertvorstellungen verbunden sein könnten. Als Digital Natives werden Personen bezeichnet, die in die Welt der digitalen Medien hineingeboren wurden und in ihr aufwachsen, als Digital Immigrants jene, die den Umgang mit den neuen Technologien erst nachträglich erlernen mussten bzw. müssen (vgl. Prensky 2001). Obwohl die Trennschärfe dieser Unterscheidung in der wissenschaftlichen Literatur auch kritisch hinterfragt wird (vgl. etwa Jandura/Karnowski 2015), haben sich die Begriffe in Wissenschaftswie Alltagssprache etabliert. Die Auswahl der Witze erfolgte anhand individueller Recherchen (durch die Studierenden und die Lehrveranstaltungsleiterin) in sozialen Medien, bei Google (Bilder), Pinterest, speziellen Facebookund Webseiten (*memes, Huffington Post, reddit). Mehr als 300 Bilder wurden gemeinsam kategorisiert, 120 Bilder für eine detaillierte Analyse ausgewählt. Vertiefend ausgearbeitet wurden die folgenden Kategorien: Technischer Fortschritt, Nutzungsverhalten mit Fokus auf Digital Natives bzw. Digital Immigrants, Bildung, Beziehungen und Risiken (Unfälle, Macht/Manipulation, Sucht) im digitalen Zeitalter. Für die Detailanalysen wurde auf Basis von Bohnsack (2009) ein Analyseraster entwickelt, der um Analysedimensionen zu Witzen und zu medienethischen Aspekten erweitert wurde. In weiterer Folge wurde eine vergleichende Analyse innerhalb der Einzelkategorien durchgeführt und anschließend eine kategorienübergreifende Analyse (Parallelen, Differenzen, Überschneidungen) aller ausgewählten Bild1. 1 Die Lehrveranstaltung wurde als Projektseminar über zwei Semester (WS 17/18 und SS 2018) geführt. An ihr haben zwölf StudentInnen teilgenommen, deren Analysearbeit in diesen Text eingeflossen ist. Ich danke Lena Craigher, Ines Hofstadler, Adelaida Kudelic, Lisa Kulle, Francesca Lippolis, Belma Mahmutović, Jennifer Pflügl, Lukas Schellander, Oliver Strutz, Nadine Susnjar, Magdalena Wagner und Selina Winkler für ihre engagierten Leistungen im Rahmen des Seminars. Larissa Krainer 348 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. und Wortwitze. In einem letzten Schritt wurden Hintergrundtheorien in Bezug auf die folgenden Themen gebildet: • Bilder sowie (Wert-)Vorstellungen der Digitalisierung/Mediatisierung, • Bilder sowie Aufbzw. Abwertungen von jüngeren und älteren Menschen im Umgang mit digitalen Medien bzw. im Zeitalter der Digitalisierung, • ethische Aspekte (implizite und explizite Wertvorstellungen) • und zum Realitätsgehalt des Witzes. Im Sinne der formalen Gestaltung umfasste das Analysematerial Bildwitze, Sprachwitze sowie Kombinationen aus Bildund Sprachwitzen (auf Englisch und Deutsch). Innerhalb der Bilder lassen sich Cartoons, Zeichnungen, bearbeitete Fotografien, Comics und animierte Darstellungen unterscheiden. Digitalisierung wird in den Bildund Wortwitzen als technischer Fortschritt vorgeführt, wobei positive wie negative Aspekte thematisiert werden, mitunter wird der technische Fortschritt allerdings auch zum Rückschritt. Die Bilder legen nahe, dass digitale Medien einen großen Platz im Leben der Menschen einnehmen. Der technische Fortschritt scheint sich unaufhaltsam weiterzuentwickeln und betrifft nahezu alle Lebensbereiche (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß). Von der Kinderbis zur Altenbetreuung sind sämtliche privaten und sogar intimen Lebensbereiche (wie Geburt, Heirat und Tod) erfasst, aber auch Religion wird humoristisch dargestellt – in der Welt der digitalen Medien verfügt Jesus in einem sozialen Netzwerk über zwölf Follower (ehemals Apostel). Viele Witze bedienen das Klischee, dass Digital Natives weitaus versierter sind und sich in der Welt der digitalen Medien deutlich besser zurechtfinden als ältere Generationen, die tendenziell (aber nicht ausschließlich) als unwissend vorgestellt werden. Digital Natives werden in den Bildern häufig zu LehrmeisterInnen der Digital Immigrants. Umgekehrt scheinen jüngere Menschen sich der Risiken der digitalen Medien weniger bewusst zu sein, als ihre Vorgängergenerationen, Digital Natives werden zudem häufig als isolierte EinzelgängerInnen dargestellt, die über wenig Hausverstand verfügen und kaum noch Sozialkontakte pflegen. Digital Immigrants erscheinen in den Witzen zumeist als Menschen, die digitale Technologien falsch verwenden, ihnen gegenüber abgeneigt und für ihre Bedienung auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Manchmal werden sie aber auch unterschätzt: Einige (wenige) Bilder zeigen Digital Immigrants als PionierInnen in der digitalen Welt, gelegentlich werden auch Kompetenzen betont, die heute verloren gegangen scheinen (z. B. sich Geburtstage oder Telefonnummern auswendig merken zu können). Letztlich Mediatisierte Kindheit und Jugend als Gegenstand humoristischer Reflexion 349 https://doi.org/10.5771/9783845293844-347 Generiert durch IP '207.241.231.83', am 12.08.2021, 10:55:49. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. erscheinen sie gegenüber den Digital Natives auch weniger gefährdet, sich Desinformation auszusetzen oder Informationen über sich selbst ins Internet zu stellen (sorgsamerer Umgang mit Daten). Rund um das Thema der Bildung bzw. Medienkompetenz werden insbesondere Aspekte aufgegriffen, die die „alte“ und die „neue“ Welt betreffen, vielfach verbunden mit der Nutzung der Doppeldeutigkeit von Begriffen aus der analogen und der digitalen Welt (wie etwa „cloud“ als Wolke am Himmel und als Datenwolke). Die Bilder erzählen davon, dass tradierte Bildungsmedien wie Zeitungen und Bücher in Vergessenheit geraten. Digital Natives wenden sich gelangweilt von ihnen ab, Digital Immigrants, die sie tatsächlich noch nutzen, werden in einer Welt der digitalen Wissensvermittlung zu seltsamen Außenseitern. Langsam erobern digitale Medien auch Schulen. 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Ein spezifisches Risiko stellen in Bildwitzen Unfälle dar, bei denen Personen entweder bereits zu Schaden gekommen sind oder unmittelbar davorstehen, häufig werden sie dabei von schadenfrohen G