{"title":"9. 西班牙语:柏林的旅游业","authors":"","doi":"10.1515/9783110708479-009","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Eine der Motivationen zum Erlernen des Spanischen – wenn auch nicht unbedingt die einzige oder die ausschlaggebende – war sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lernenden an Volkshochschulen die Verwendbarkeit der Sprache im Beruf. Sprachkenntnisse sind an allererster Stelle im Dienstleistungssektor von Bedeutung, besonders bei einer internationalen und vielsprachigen Kundschaft. In Berlin trifft dies von allen Branchen wahrscheinlich mit am meisten auf die Tourismussparte und das Gastgewerbe zu. Auch dieser Befund ist selbstverständlich nicht für Berlin spezifisch und er gilt genauso für die unterschiedlichsten Regionen und Orte der Welt, die viele Reisende anziehen (vgl. beispielsweise Leslie/Russell 2006). In diesem Bereich ist der Kontakt zu Muttersprachler*innen des Spanischen und anderer Sprachen äußerst relevant: „Es liegt in der Natur des internationalen Reisens, dass durch das Überschreiten sprachlicher Grenzen Sprecherinnen und Sprecher unterschiedlichster Sprachen miteinander in Kontakt kommen und mehrsprachige Praktiken folglich zur Norm gehören“ (Duchêne/Piller 2011: 135). Auch im Kontext des Language Making ist das Gastgewerbe bzw. der Tourismus ein interessantes Umfeld. Durch den wiederkehrenden erlebten Kontakt mit Sprecher*innen verschiedenster Sprachen werden Vorstellungen dessen, was eine bestimmte Sprache ausmacht, wie einzelne Sprachen wahrgenommen werden und welchen Stellenwert sie haben permanent neu ausgehandelt und angepasst: „Yet, it is precisely the prevalence of fleeting, symbolic (or metasymbolic) uses of language and other semiotic systems in tourism that makes it such an attractive domain for sociolinguists who are increasingly interested in the fluid and contingent aspects of meaning making.“ (Heller/Jaworski/Thurlow 2014: 426) Das Spannungsfeld aus der vorübergehenden Begegnung mit den verschiedenen Sprachformen, die kurzzeitig sichtbar und hörbar werden, und der sich damit festigenden Vorstellung von einer Sprache spiegelt exakt wider, wie Language Making funktioniert: Es ist permanent wandelbar und prozesshaft und liefert dennoch in der Wahrnehmung der Betroffenen ein relativ klares, vermeintlich feststehendes Konzept. Der Kontakt mit Spanischsprachigen beispielsweise in Hotels oder Restaurants trägt mit dazu bei, wie das Spanische in Berlin konzeptualisiert wird. Im Gegensatz zu Spanischsprachigen, die sich längerfristig in Berlin aufhalten und daher in aller Regel mit der Zeit Deutsch lernen, sind kurzzeitige Besucher*innen eine weitaus wichtigere Zielgruppe, bei der die Kommunikation auf Spanisch oder einer gemeinsamen Drittsprache wie Englisch notwendig oder","PeriodicalId":170758,"journal":{"name":"Spanisch in Berlin","volume":"12 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-10-12","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"9. 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9. Spanisch im Beruf: die Tourismusbranche in Berlin
Eine der Motivationen zum Erlernen des Spanischen – wenn auch nicht unbedingt die einzige oder die ausschlaggebende – war sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lernenden an Volkshochschulen die Verwendbarkeit der Sprache im Beruf. Sprachkenntnisse sind an allererster Stelle im Dienstleistungssektor von Bedeutung, besonders bei einer internationalen und vielsprachigen Kundschaft. In Berlin trifft dies von allen Branchen wahrscheinlich mit am meisten auf die Tourismussparte und das Gastgewerbe zu. Auch dieser Befund ist selbstverständlich nicht für Berlin spezifisch und er gilt genauso für die unterschiedlichsten Regionen und Orte der Welt, die viele Reisende anziehen (vgl. beispielsweise Leslie/Russell 2006). In diesem Bereich ist der Kontakt zu Muttersprachler*innen des Spanischen und anderer Sprachen äußerst relevant: „Es liegt in der Natur des internationalen Reisens, dass durch das Überschreiten sprachlicher Grenzen Sprecherinnen und Sprecher unterschiedlichster Sprachen miteinander in Kontakt kommen und mehrsprachige Praktiken folglich zur Norm gehören“ (Duchêne/Piller 2011: 135). Auch im Kontext des Language Making ist das Gastgewerbe bzw. der Tourismus ein interessantes Umfeld. Durch den wiederkehrenden erlebten Kontakt mit Sprecher*innen verschiedenster Sprachen werden Vorstellungen dessen, was eine bestimmte Sprache ausmacht, wie einzelne Sprachen wahrgenommen werden und welchen Stellenwert sie haben permanent neu ausgehandelt und angepasst: „Yet, it is precisely the prevalence of fleeting, symbolic (or metasymbolic) uses of language and other semiotic systems in tourism that makes it such an attractive domain for sociolinguists who are increasingly interested in the fluid and contingent aspects of meaning making.“ (Heller/Jaworski/Thurlow 2014: 426) Das Spannungsfeld aus der vorübergehenden Begegnung mit den verschiedenen Sprachformen, die kurzzeitig sichtbar und hörbar werden, und der sich damit festigenden Vorstellung von einer Sprache spiegelt exakt wider, wie Language Making funktioniert: Es ist permanent wandelbar und prozesshaft und liefert dennoch in der Wahrnehmung der Betroffenen ein relativ klares, vermeintlich feststehendes Konzept. Der Kontakt mit Spanischsprachigen beispielsweise in Hotels oder Restaurants trägt mit dazu bei, wie das Spanische in Berlin konzeptualisiert wird. Im Gegensatz zu Spanischsprachigen, die sich längerfristig in Berlin aufhalten und daher in aller Regel mit der Zeit Deutsch lernen, sind kurzzeitige Besucher*innen eine weitaus wichtigere Zielgruppe, bei der die Kommunikation auf Spanisch oder einer gemeinsamen Drittsprache wie Englisch notwendig oder