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Doch war Westfalen ein „gedankliches Konstrukt“ (Freitag 2016: 12), begründet durch das Wissen um die gemeinsame Geschichte und Stammeszugehörigkeit als westlicher Teil des Sachsenstammes und als Teil der hansischen Gemeinschaft. Als nach 1520 – verstärkt nach 1530 – die reformatorische Bewegung in Westfalen einsetzte, waren das Niederdeutsche westfälischer Prägung und – in geringerem Maße – das Latein die Schreibsprachen der Region. Die reformatorische Diskussion wurde in westfälischer Schreibsprache geführt. Die Volkssprache wurde zur Sprache der theologischen Auseinandersetzung. Das Bild des Flickenteppichs taugt auch zur Beschreibung der sprachlichen Situation: Die westfälische Schreibsprachenlandschaft bildet den südwestlichen Teil des mittelniederdeutschen Sprachgebiets. Sie umfasst den Raum zwischen dem Niederländischen und dem Niederdeutschen östlich der Weser (Peters, R. 2000: 165–179; Peters, R. 2016: 153–189). 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Theologen auf Wanderschaft. Zur Sprache westfälischer Reformatoren und ihrer Gegner
Westfalen, das Land zwischen Niederrhein und Weser, ist um 1520, wie es Werner Freitag formuliert hat, ein Flickenteppich von kleinen und mittleren Territorien und Städten (vgl. Freitag 2016: 11). Ein beherrschendes Territorium fehlt. Vorherrschend sind die geistlichen Territorien: die Fürstbistümer Münster, Osnabrück, Minden und Paderborn. Das östliche Südwestfalen gehört zu Kurköln. Größtes weltliches Territorium ist die Grafschaft Mark im südwestlichen Westfalen, die mit der ostwestfälischen Grafschaft Ravensberg seit 1521 einen Teil des Herzogtums Kleve bildet. Bedeutende Städte sind die vier Bischofsstädte Minden, Münster, Osnabrück und Paderborn, die Reichsstadt Dortmund, ferner Soest, Lippstadt, Höxter und Lemgo. Doch war Westfalen ein „gedankliches Konstrukt“ (Freitag 2016: 12), begründet durch das Wissen um die gemeinsame Geschichte und Stammeszugehörigkeit als westlicher Teil des Sachsenstammes und als Teil der hansischen Gemeinschaft. Als nach 1520 – verstärkt nach 1530 – die reformatorische Bewegung in Westfalen einsetzte, waren das Niederdeutsche westfälischer Prägung und – in geringerem Maße – das Latein die Schreibsprachen der Region. Die reformatorische Diskussion wurde in westfälischer Schreibsprache geführt. Die Volkssprache wurde zur Sprache der theologischen Auseinandersetzung. Das Bild des Flickenteppichs taugt auch zur Beschreibung der sprachlichen Situation: Die westfälische Schreibsprachenlandschaft bildet den südwestlichen Teil des mittelniederdeutschen Sprachgebiets. Sie umfasst den Raum zwischen dem Niederländischen und dem Niederdeutschen östlich der Weser (Peters, R. 2000: 165–179; Peters, R. 2016: 153–189). Der westfälische Schreibsprachenraum kann in Nordwestfälisch, Südwestfälisch und Ostwestfälisch gegliedert werden.