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Er entdeckt ein eigentümliches Paradox der amerikanischen Demokratie: hier der sozial integrierende demokratische Prozeß als Abstimmungsmechanismus und die alles umfassende Kirchenkultur, dort ein verantwortungsloser Individualismus der an Öffentlichkeit und Gemeinschaftsaufgaben NichtInteressierten. Eine Parallele findet dieses Paradox in der amerikanischen liberalen soziologischen Theorie, wo die höhere Verstaatlichung oder auch nur Kollektivierung der Bedürfnisse des Individuums in einen grundsätzlichen Gegensatz zur Freiheit des Individuums gesetzt wird. Mehr Staat, so hören wir, schafft politische Apathie und stellt eine psychische Last für die Zivilgesellschaft dar, in der das Individuum entsprechend den Notwendigkeiten seiner persönlichen »gains and losses« zu handeln habe. Für die dem amerikanischen Liberalismus verbundene Soziologie hat Selbstregulation der Zivilgesellschaft Priorität vor staat2 lich kontrollierter gesellschaftlicher Regulierung. 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摘要
»的übersozialisierte人«已成为现代的思考中定型角色.现在他体会到了怀旧心理,是个虐待者社会和社会发展理论一直使用元观学说,试图保留自己对任何黄金时代道德风尚、道德一致和道德上的信心的怀旧假设。甚至在托克维尔对美国的描写中,也可以看到古希腊贵族们他发现了美国民主的一个显著悖论:这里是社会融合,被称为“兼容并包”的民主过程,那里是全神贯注的教会文化,一种不负责任的公共事务和非社区任务的个人主义。美国自由社会理论中也存在类似的矛盾,在这种理念中,对个人需求的更高国有化,甚至是集体化,都构成了对个人自由的完美对比。我们被告知说更多的国家,创造政治冷漠和代表民间社会心理负担,个体按照正在其个人»gains and losses«讨价还价了.在美国自由主义社会学中,公民社会的自我训练比国家控制下的社会监管重要。在这一观点,现在说:“在今天的埃及和阿拉伯世界其他地区受过良好教育的精英从Nationalstaatsprojekt 60、70和80年代早期的退缩,颁奖仪式场合项目似乎selbstregulierenden公民社会作为目标,并宣扬新的Entwicklungsvorstellung .但另一个定理也遭到攻击这是文化错通性的定理
Stadt und Land in Ägypten: Folgen der Modernisierung
Der »übersozialisierte Mensch« ist zu einer stereotypen Figur im modernen sozialwissenschaftlichen Denken geworden. Er tritt heute ins soziologische Bewußtsein als nostalgisch befrachteter Mensch. Die Theorie der Gesellschaft und der gesellschaftlichen Entwicklung bedient sich metatheoretischer Episteme, die die nostalgische Annahme irgendeines Goldenen Zeitalters heroischer Tugenden, moralischer Geschlossenheit und ethischer Selbstvergewisserung wertend einbe1 ziehen. Schon in Alexandre de Tocquevilles Beschreibungen Amerikas wird das wertende Staunen über den Verlust des Gemeinschaftshandelns der alten Aristokratien deutlich. Er entdeckt ein eigentümliches Paradox der amerikanischen Demokratie: hier der sozial integrierende demokratische Prozeß als Abstimmungsmechanismus und die alles umfassende Kirchenkultur, dort ein verantwortungsloser Individualismus der an Öffentlichkeit und Gemeinschaftsaufgaben NichtInteressierten. Eine Parallele findet dieses Paradox in der amerikanischen liberalen soziologischen Theorie, wo die höhere Verstaatlichung oder auch nur Kollektivierung der Bedürfnisse des Individuums in einen grundsätzlichen Gegensatz zur Freiheit des Individuums gesetzt wird. Mehr Staat, so hören wir, schafft politische Apathie und stellt eine psychische Last für die Zivilgesellschaft dar, in der das Individuum entsprechend den Notwendigkeiten seiner persönlichen »gains and losses« zu handeln habe. Für die dem amerikanischen Liberalismus verbundene Soziologie hat Selbstregulation der Zivilgesellschaft Priorität vor staat2 lich kontrollierter gesellschaftlicher Regulierung. In dieser Sichtweise gilt nun die Tatsache, daß im heutigen Ägypten und anderswo in der arabischen Welt sich die gebildeten Eliten aus dem Nationalstaatsprojekt der 60er, 70er und frühen 80er Jahre zurückzuziehen scheinen, als Anlaß, das Projekt der sich selbstregulierenden bürgerlichen Gesellschaft als Ziel und neue Entwicklungsvorstellung zu propagieren. Aber auch ein anderes Theorem ist scheinbar unter Beschuß geraten. Es ist dies das Theorem der Superiorität des kulturell Authenti-