Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit: Ein Risikofaktor für die soziale Teilhabe ehemals außerfamiliär platzierter junger Erwachsener
M. Schmid, Jörg M. Fegert, Vera Clemens, Süheyla Seker, Delfine d’Huart, M. Binder, Martin Schröder, Liz Friden, Cyril Boonmann, Nils Jenkel, K. Schmeck, David Bürgin
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Abstract
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Eine Reihe von Studien zeigen soziale Folgen von Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit im weiteren Lebenslauf. Fragestellung: Diese Studie zielt darauf ab, die langfristigen Auswirkungen von Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen auf die soziale Teilhabe in einer Stichprobe von ehemals fremdplatzierten jungen Erwachsenen in der Schweiz zu untersuchen. Methode: Im Rahmen der Studie wurden 218 ehemals fremdplatzierte junge Erwachsene ( MAlter=26.1, 32.6 % weiblich) mit einer psychometrischen Testbatterie befragt. Dabei wurden Misshandlungserfahrungen in der Kindheit erfasst sowie die soziale Teilhabe bezüglich psychischer Gesundheit, Legalbewährung, sozio-ökonomische Lage und Beziehungen untersucht. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen die hohe Prävalenz und negativen Folgen von kumulierten Misshandlungserfahrungen bei ehemals fremdplatzierten jungen Menschen. Eine höhere Anzahl von Misshandlungserfahrungen ging mit signifikant mehr Problemen in gesundheitlichen, finanziellen und sozialen Lebensbereichen einher. Diskussion und Schlussfolgerung: Die gravierenden Folgen von Misshandlungserfahrungen in der Kindheit unterstreichen die Bedeutung der Prävention und frühzeitigen Intervention. Sie zeigen aber auch, dass viele schwer betroffene junge Menschen neben therapeutischen auch konkrete und lebensweltorientierte Hilfen benötigen, um ihre Entwicklungsaufgaben adäquat zu bewältigen und erfolgreich an der Gesellschaft teilzuhaben.