{"title":"Platter Humor oder doch der Weisheit letzter Schluss? – Lk 18 als jüdische und pagane „Doppelkodierung“","authors":"M. Sommer","doi":"10.1017/S0028688522000273","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"German abstract Aus dem direkten Vergleich der beiden möglichen Leseweisen lässt sich ein Fazit formulieren. Die Technik der „Doppelkodierung“ (R. Feldmeier) zeigt sich darin, dass Lk 18,1–8 eine Alltagsepisode mit einem Moment des spöttelnden, vielleicht sogar stumpfen Humors erzählt und dabei eine Semantik benutzt, die auch in den Schriften Israels beheimatet ist. Auch wenn die „jüdische“ Denkwelt der Weisheitsliteratur in Lk 18,1–8 auf den ersten Blick keine Rolle zu spielen scheint, so wird sie dann für die Folgeszene in Lk 18,9–14 relevant. Lk 18,1–8 ist keine Relecture der Weisheitsliteratur, sondern mutet mehr wie eine Hommage an. Es klingt hier sprachlich bereits etwas an, das erst in der nächsten Perikope inhaltlich sichtbar verarbeitet wird. M.E. handelt es sich bei dieser Technik nicht um ein Zufallsprodukt, sondern um eine bewusste Entscheidung. Lukas ging so souverän mit den Schriften um, dass er sie kreativ mit hellenistisch anmutenden Erzähletappen verschmelzen konnte. Ebenso zeigt sich, dass er in den Schriften nicht nur Dekoration sah, sondern mit Hilfe der Frömmigkeitskritik arbeitete, um daraus für die Völkerwelt geöffnete, „jüdische“ Ideen über Gerechtigkeit und Glaubenspraxis entstehen zu lassen. Vor dem Hintergrund der Lektüre zeigt sich eine Unsicherheit, ob die Kategorien „Judenchrist“ und „Heidenchrist“ bei Lukas wirklich funktionieren.","PeriodicalId":19280,"journal":{"name":"New Testament Studies","volume":"11 1","pages":"110 - 120"},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2022-12-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"New Testament Studies","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1017/S0028688522000273","RegionNum":2,"RegionCategory":"哲学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"RELIGION","Score":null,"Total":0}
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Abstract
German abstract Aus dem direkten Vergleich der beiden möglichen Leseweisen lässt sich ein Fazit formulieren. Die Technik der „Doppelkodierung“ (R. Feldmeier) zeigt sich darin, dass Lk 18,1–8 eine Alltagsepisode mit einem Moment des spöttelnden, vielleicht sogar stumpfen Humors erzählt und dabei eine Semantik benutzt, die auch in den Schriften Israels beheimatet ist. Auch wenn die „jüdische“ Denkwelt der Weisheitsliteratur in Lk 18,1–8 auf den ersten Blick keine Rolle zu spielen scheint, so wird sie dann für die Folgeszene in Lk 18,9–14 relevant. Lk 18,1–8 ist keine Relecture der Weisheitsliteratur, sondern mutet mehr wie eine Hommage an. Es klingt hier sprachlich bereits etwas an, das erst in der nächsten Perikope inhaltlich sichtbar verarbeitet wird. M.E. handelt es sich bei dieser Technik nicht um ein Zufallsprodukt, sondern um eine bewusste Entscheidung. Lukas ging so souverän mit den Schriften um, dass er sie kreativ mit hellenistisch anmutenden Erzähletappen verschmelzen konnte. Ebenso zeigt sich, dass er in den Schriften nicht nur Dekoration sah, sondern mit Hilfe der Frömmigkeitskritik arbeitete, um daraus für die Völkerwelt geöffnete, „jüdische“ Ideen über Gerechtigkeit und Glaubenspraxis entstehen zu lassen. Vor dem Hintergrund der Lektüre zeigt sich eine Unsicherheit, ob die Kategorien „Judenchrist“ und „Heidenchrist“ bei Lukas wirklich funktionieren.
期刊介绍:
New Testament Studies is an international peer-reviewed periodical whose contributors include the leading New Testament scholars writing in the world today. The journal publishes original articles and short studies in English, French and German on a wide range of issues pertaining to the origins, history, context and theology of the New Testament and early Christianity. All contributions represent research at the cutting edge of the discipline, which has developed a wide range of methods. The journal welcomes submissions employing any such methods in recent years. The periodical embraces exegetical, historical, literary-critical, sociological, theological and other approaches to the New Testament, including studies in its history of interpretation and effects.