Lorenz Weber, H. Christiansen, Björn Albrecht, M. Chavanon
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Abstract
Ziel: Die vorliegende Studie beschreibt die Evaluation eines universitären Bachelorkurses zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter hinsichtlich der erworbenen Fähigkeiten von Studierenden bei Anwendung eines strukturierten Interviews (Kinder-DIPS-OA). Methode: Zweiundfünfzig Psychologiestudierende nahmen an der Evaluation des Kurses teil. Die Inhalte stellten eine verkürzte Form des standardisierten Trainings zum Kinder-DIPS-OA dar. Am Ende des Kurses bestimmten wir die prozentuale Übereinstimmung der ICD-10-Diagnosen der Studierenden nach Rezeption eines Interviews auf Video mit der vorher festgelegten Diagnose der Seminarleitung. Für ein simuliertes Interview wurden Fehlerquellen und Schwächen der Studierenden in der eigenständigen Interviewdurchführung durch die Seminarleitung nach vorher festgelegten Fehlerquellen prozentual kodiert. Ergebnisse: Alle Studierenden kodierten die primäre Störung korrekt, aber 84,7% übersahen die komorbide Symptomatik. Nur 11,5% der Studierenden identifizierten die richtige Kombinationsdiagnose nach ICD-10. Die Hauptschwierigkeiten bei der Durchführung des Interviews bestanden darin, die Kriterien angemessen zu explorieren und eine klinische Bewertung auf der Grundlage der Antworten der Befragten vorzunehmen. Schlussfolgerungen: Im Rahmen des Kurses gelang es, die Studierenden im Kinder-DIPS-OA so weit zu schulen, dass sie auf der Grundlage eines technisch einwandfreien Interviews reliable Diagnosen stellen konnten. Allerdings traten bei der praktischen Durchführung typische Schwierigkeiten auf, die die Reliabilität und Validität der Diagnosen gefährdeten. Um die Studierenden besser auf die klinisch-diagnostische Praxis nach dem neuen, zur Approbation führenden Master vorzubereiten, muss die universitäre Lehre hier nachbessern und stärker praxisorientierte Lehrkonzepte etablieren.
期刊介绍:
Die Zeitschrift «Verhaltenstherapie» bildet das breite Spektrum verhaltenstherapeutischer Verfahren ab und ist im deutschen Sprachraum das führende Publikationsorgan ihres Fachgebiets.