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Abstract
Kritische Stadtforschung dient in Gestalt der „kritischen Stadtsoziologie“ gegenwartig als Negativfolie fur jene Stadtforschungsperspektive, die mit dem Postulat einer „Eigenlogik der Stadte“ (EdS) antritt. Eine (Selbst-)Verstandigung uber konzeptionelle Grundlagen und forschungsstrategische Absichten einer kritischen Stadtforschung dagegen gibt es kaum. Ausgehend von dieser Beobachtung ist es das Ziel dieses Beitrags, zu einer Konturierung kritischer Stadtforschung beizutragen. Dafur skizzieren wir zunachst Eckpunkte der EdS-Perspektive. Anschliesend wird ein Blick zuruck auf den Klassiker Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) von Friedrich Engels geworfen. Daran verdeutlichen wir drei Schritte in der Etablierung einer kritischen Haltung in der Stadtforschung: die Berucksichtigung der historisch-sozialen Voraussetzungen fur gegenwartige Stadtentwicklungsprozesse, die Analyse der stadtischen Raum- und Sozialverhaltnisse als krisen- und konfliktvermittelte und deshalb als dynamische Verhaltnisse sowie die Konzeptionierung dieser Verhaltnisse als veranderbar. An drei wiederkehrenden Diskussionsfeldern sozialwissenschaftlicher Stadtforschung schlieslich verfolgen wir, wie einerseits die EdS-Perspektive sich dieser Themen annimmt und wie andererseits eine kritische Haltung im Umgang mit diesen Themen eingenommen werden kann. Fur eine kritische Stadtforschung schlagen wir vor, (a) „Stadt“ nicht als dauerhaft definiert und nicht als erklarend fur sozialraumliche Verhaltnisse zu begreifen, (b) auch Stadte als Raume zu konzipieren, die sich im gegenseitigen Wechselverhaltnis mit Gesellschaft konstituieren, (c) mit einem Konzept von Differenz, das Unterschiede sozial erklart, zu arbeiten, wenn Stadte als einzigartig erlebte Orte analysiert werden sollen.