Sven Cornelisse, C. Schmahl, Frank Enning, M. Bohus, Sarah Hohmann, T. Banaschewski, Felix Wappler, A. Bürger, N. Kleindienst
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Abstract
Zusammenfassung: Theoretischer Hintergrund: Die Borderline-Persönlichkeitsstöurng (BPS) kann bereits in der Adoleszenz zuverlässig diagnostiziert und wirksam behandelt werden. Eine möglichst frühe Behandlung der BPS durch störungsspezifische Therapien (z. B. Dialektisch-Behaviorale Therapie), erscheint ist sinnvoll, weil hierdurch selbstschädigende Verhaltensweisen und chronische Verläufe mit häufigen suizidalen Krisen verhindert und die langfristige psychosoziale Entwicklung verbessert werden kann. Mehrere Therapiestudien zur Wirksamkeit der Behandlung in der Adoleszenz zeigten sehr hohe Abbruchraten (bis zu 75 %), bisher sind allerdings nur wenig konsistente Ergebnisse zur Prädiktion von Therapieabbrüchen vorhanden. Fragestellung: Das Hauptziel der vorliegenden Studie war daher im Rahmen einer Beobachtungsstudie a) die Abbruchrate in der Realversorgung und b) die möglichen Prädiktoren (klinische und demographische Variablen) des Abbruchs einer stationären Behandlung mit DBT für Adoleszente an N = 172 Patient_innen im Alter von 15 – 18 Jahren zu untersuchen. Methode: In einer logistischen Regression wurden 18 Prädiktoren (u. a. Alter, Anzahl der Diagnosen, Schwere der Symptomatik) in SPSS untersucht, die im Rahmen einer drei monatigen stationären Behandlung in der Routineversorgung erhoben wurden. Ergebnisse: Lediglich ein jüngeres Alter der Patient_innen war statistisch signifikant mit einem erhöhten Risiko für einen Therapieabbruch assoziiert. Keine statistisch bedeutsamen Zusammenhänge mit einem Therapieabbruch fanden sich hingegen für die untersuchten psychiatrischen Komorbiditäten (bspw. für das Vorliegen einer Essstörung), für die Schwere der BPS-spezifischen Psychopathologie und für BPS-typische problematische Verhaltensweisen (bspw. selbstschädigendes Verhalten oder Hochrisikoverhalten). Diskussion und Schlussfolgerung: Unsere Untersuchung ergibt keinen Anhalt dafür, dass bei stark ausgeprägter Symptombelastung eine erhöhte Gefahr für einen Abbruch einer Behandlung mit DBT besteht. Sollte das Ergebnis einer erhöhten Abbruchrate bei jüngeren Jugendlichen in weiteren Studien repliziert werden, wären systematische Untersuchungen zu Variablen notwendig, die bei jüngeren Jugendlichen eine besondere Bedeutung besitzen und mit einem Therapieabbruch in Zusammenhang stehen könnten (bspw. die Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen). Hieraus ließen sich ggf. gezielte Therapiemodifikationen ableiten, die Therapieabbrüchen entgegenwirken.