Margita Havlíčková, Christian Neuhuber, Klára Škrobánková
{"title":"Das vielsprachige Theater Tschechiens in der Frühen Neuzeit","authors":"Margita Havlíčková, Christian Neuhuber, Klára Škrobánková","doi":"10.5817/ty2019-2-1","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Durch die besondere geostrategische Lage im Herzen Europas bildete sich in den Ländern der Böhmischen Krone seit dem frühen Mittelalter ein äußerst komplexes Geflecht kultureller Traditionen aus, die von den soziohistorischen, konfessionellen, ethnischen und politischen Konstellationen der Region in verschiedenster Weise geprägt waren. Frühere Forschungen neigten dazu, markante kulturelle Ausprägungen als singuläre, ‚kulturhomogene‘ Phänomene in je spezifischen Kontexten herauszuarbeiten und dabei die Unterschiede und Trennlinien zu betonen bzw. das Widerständige, Andere zu vernachlässigen oder gar auszublenden. Mit dem Paradigmenwechsel hin zu einem Europa der Regionen allerdings verstärkten sich in den letzten Jahren auch die kulturwissenschaftlichen Bemühungen, künstlerische Ausdrucksformen in den böhmischen Ländern im Licht der vielfältigen Interdependenzen und Hybriditäten zu präsentieren, die sich aus dem Mit-, Nebenund (besonders ausgeprägten) Gegeneinander der Ethnien und sozial differenzierten Bevölkerungsgruppen ergaben. Besonders sinnfällig ist dieser intensivierte Blick auf interkulturelle und interlinguale Austauschbeziehungen im Bereich des Theaters, das nicht zuletzt aufgrund seiner genuin kommunikativ-semiotischen und intermedialen Ästhetik seit jeher offener war für Einflüsse von einem – wie auch immer gestalteten – ‚Außen‘. Einige Aspekte dieser dichten kulturellen Vernetzung werden in der Rubrik Yorick des vorliegenden Bands auf Basis neuester Forschungen und Quellenfunde vor allem zur frühneuzeitlichen Bühnenkunst in Mähren näher beleuchtet. Wie schon der Thementitel anklingen lässt, sollen dabei nicht nur die gängige Dichotomie zwischen einer ‚slawischen‘ und ‚deutschen‘ Kultur in den böhmischen Ländern aufgebrochen und transkulturelle oder transregionale Perspektiven aufgezeigt werden. In den Mittelpunkt gerückt werden auch weitere Ausformungen des Theatralen, die nicht auf tschechischer Sprache basieren: theaterpädagogische Unterhaltungen in und mit der Bildungssprache Latein, musikdramatische Formen in der Musikkultursprache Italienisch, der Einfluss englischer, italienischer und französischer Theaterkunst auf [ Theatralia 22 / 2019 / 2 (7—11) ] https://doi.org/10.5817/TY2019-2-1","PeriodicalId":37223,"journal":{"name":"Theatralia","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Theatralia","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5817/ty2019-2-1","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"Arts and Humanities","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Durch die besondere geostrategische Lage im Herzen Europas bildete sich in den Ländern der Böhmischen Krone seit dem frühen Mittelalter ein äußerst komplexes Geflecht kultureller Traditionen aus, die von den soziohistorischen, konfessionellen, ethnischen und politischen Konstellationen der Region in verschiedenster Weise geprägt waren. Frühere Forschungen neigten dazu, markante kulturelle Ausprägungen als singuläre, ‚kulturhomogene‘ Phänomene in je spezifischen Kontexten herauszuarbeiten und dabei die Unterschiede und Trennlinien zu betonen bzw. das Widerständige, Andere zu vernachlässigen oder gar auszublenden. Mit dem Paradigmenwechsel hin zu einem Europa der Regionen allerdings verstärkten sich in den letzten Jahren auch die kulturwissenschaftlichen Bemühungen, künstlerische Ausdrucksformen in den böhmischen Ländern im Licht der vielfältigen Interdependenzen und Hybriditäten zu präsentieren, die sich aus dem Mit-, Nebenund (besonders ausgeprägten) Gegeneinander der Ethnien und sozial differenzierten Bevölkerungsgruppen ergaben. Besonders sinnfällig ist dieser intensivierte Blick auf interkulturelle und interlinguale Austauschbeziehungen im Bereich des Theaters, das nicht zuletzt aufgrund seiner genuin kommunikativ-semiotischen und intermedialen Ästhetik seit jeher offener war für Einflüsse von einem – wie auch immer gestalteten – ‚Außen‘. Einige Aspekte dieser dichten kulturellen Vernetzung werden in der Rubrik Yorick des vorliegenden Bands auf Basis neuester Forschungen und Quellenfunde vor allem zur frühneuzeitlichen Bühnenkunst in Mähren näher beleuchtet. Wie schon der Thementitel anklingen lässt, sollen dabei nicht nur die gängige Dichotomie zwischen einer ‚slawischen‘ und ‚deutschen‘ Kultur in den böhmischen Ländern aufgebrochen und transkulturelle oder transregionale Perspektiven aufgezeigt werden. In den Mittelpunkt gerückt werden auch weitere Ausformungen des Theatralen, die nicht auf tschechischer Sprache basieren: theaterpädagogische Unterhaltungen in und mit der Bildungssprache Latein, musikdramatische Formen in der Musikkultursprache Italienisch, der Einfluss englischer, italienischer und französischer Theaterkunst auf [ Theatralia 22 / 2019 / 2 (7—11) ] https://doi.org/10.5817/TY2019-2-1